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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

„Städte wollen kühlen Kopf bewahren“, Seite 6

Städte wollen kühlen Ko

pf bewahren

Grüne Fassaden, unterirdische Fernkühlungssysteme oder weiße Farbe: Weltweit haben sich Städte
Konzepte gegen die Hitze überlegt. Innsbruck setzt u.a. auf Grünflächen und die kühle Luft der Nordkette.

Von Manuel Lutz

Innsbruck —- Kopfschmerzen, Erschöpfung oder Kreislaufprobleme — die brütende
Hitze hat in den vergangenen Wochen einigen Menschen gesundheitliche Probleme bereitet. Vor allem da
so genannte Hitzetage — die
Temperaturen klettern auf
30 Grad oder mehr — immer
häufiger werden, wie die Daten der Zentralanstalt für Me-

logie und Geody ik
(ZAMG) zeigen.

‚ Sollte sich nichts
ändern, sind die
Prognosen, dass die
Hitzetage auf bis zu %0
pro Jahr ansteigen.“

Christoph Klocker
(Klimabündnis Tirol)

Während im Zeitraum von
1961 bis 1990 in den österreichischen Landeshauptstädten zwischen drei und
zwölf solcher heißen Tage im
Durchschnitt pro Jahr gezählt
wurden, waren es in den vergangenen 30 Jahren bereits
zwischen neun und 23. Die
Rekorde lagen gar bei über 40
Tagen. Tendenz steigend.

„Solite sich nichts ändern,
sind die Prognosen, dass die
Hitzetage auf bis zu 90 pro

Jahr anslelgen lst Chnsloph
Klocker vom

lnnsbruck wird eifrig an den

Tirol besorgt. ’or allem in
Städten ist es kaum mehr erträglich, da häufig schattige
Plätzchen sowie Grünflächen
fehlen und die Luft im wahrsten Sinne des Wortes steht.

„Vulnerable Gruppen - also
ältere Menschen, Kleinkinder
oder Schwangere — sind u.a.
durch Wasserverlust besonders gefährdet und können
gesundheitliche Probleme
entwickeln“, warnt auch Kinderärztin Sabine Scholl-Bürgi. die Teil einer Arbeitsgruppe an der Klinik Innsbruck
zum Thema Nachhaltigkeit
ist. Initiativen wie Trinkwasserbrunnen seien wichtig.
„An besonders heißen Tagen
sollte abhangtg vom Flusslg—

mehr g

werden. Das Durstempfinden
ist dabei oft ein guter Gradmesser. Bei älteren Menschen
kann dieses nur gering ausgeprägt sein und ein Abmessen
der Trinkmenge erforderlich
machen. Körperliche Belastungen sollten in der prallen
Sonne oder in der größten
Hitze vermieden werden“, so
die Medizinerin.

Im Kampf gegen die Hitze überlegen sich Städte
auf der ganzen Welt die ver-

hied Maßnah

SC
(siehe rechts). Aber auch in

versc Konzepten
gearbeitet. „Es sind einige
Stellen und Ämter involviert,
die an Strategien gegen den
Klimawandel arbeiten“, erklärt Wolfgang Andexlinger,
Leiter der Innsbrucker Stadtplanung.

‚ Tirol ist im Vergleich zu anderen
Ländern vor allem bei
grünen Dächern schon
auf einem guten Weg.“

Wo!lpv‘ Andexlinger (Leiter
der Innsbrucker Stadtplanung)

Ein Beispiel für getroffene
Maßnahmen wäre das Projekt
„Cool-INN“ im Innsbrucker
Messepark in der Ing.-Etzel-
Straße, das nach zweijähriger Planungs- und Bauzeit im
Mai eröffnet wurde. Das flächenmäßig doppelt so große
Areal soll durch viele Grünflächen, Bäume und den Einsatz eines Wasserspiels sowie einer Sprühnebel-Anlage
für Abkühlung sorgen. „Hier
hat man grüne und blaue
(Wasser. »
m ) Maßnahmen

H Han Arırk IM
ger auf. Fbenso wurde entlang der Viaduktbögen bei
der Messe der Untergrund
nach dem Schwammstadtprinzip aufgebaut, bei dem

Durch das Projekt „cool-INN“ soll der Innsbrucker Messepark an heißen Tagen für Abkühlung sorgen. o f ı6

Regenwasser wie von einem
Schwamm aufgenommen
wird. Dafür wurde unterhalb
der befestigten Oberflächen
eine Schicht aus Schotter und
wasserspeichernden Materialien angelegt.

Andere notwendige Schritte sind z.B. die Begrünung
der Fassaden und Dächer.
„Dieses Thema versuchen wir
dort, wo es Sinn macht, in der
Stadtplanung voranzutreiben. Tirol ist im Vergleich zu
anderen Ländern vor allem
bei grünen Dächern schon
auf einem guten Weg. Aber es
gibt noch viel Potenzial“, beschreibt Andexlinger die aktuelle Situation. In Kombination
mit Photovoltaikanlagen (PV)
seien diese sehr effizient. Das
grüne Dach kühle nicht nur,
sondern erhöhe auch den
Wirkungsgrad der PV-Panels.

‚ ‚ An besonders
heißen Tagen
sollte abhängig vom
Flüssigkeitsverlust mehr
getrunken werden.“

Sabine Scholl-Bürgi
(Kinderärztin)

Zudem dürfen natürliche
Frisch- und Kaltluft-Schneisen, die von der Nordkette ins
Stadtgebiet führen, nicht blockiert werden. err sieht das
Raumord VOor,
dass diese Zonen nicht verbaut werden dürfen. Solche
Grünschneisen gibt es auch
am Talboden wie z. B. entlang
der Uferzonen des Inns.“

Neben den Maßnahmen
der Stadtplaner kann aber
auch jeder Einzelne etwas
beitragen, wie Christoph Klocker betont: „Auf Klimaanlagen verzichten, denn damit
befeuert man das Problem
nur.“ Zudem sollten statt
dem Auto öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad
genutzt werden. „Künftig hat
das Klimabündnis Tirol auch
geplant, Gemeinden über das
Thema zu informieren. Ein
Beispiel wäre ein Plan, dass
sich Leute um ältere Menschen kümmern“, klärt Klocker auf.

Für Medizinerin Scholl-
Bürgi ist klar: „Langfristig ist
die einzige Option, den Klimawandel zu stoppen.“

Lesen Sie dazu auch
das Thema des Tages auf Seite 3

Seite 4 von 23

Mailand: Grüne Lunge

Paradebeispie! für eine begrünte Fassade sind die Zwillingstürme „Bosco Verticale“ (Vertikaler Wald, Anm.) in Mailand. Bei dem
2014 fertig gestellten Projekt wurden etwa 900 Bäume und mehr
als 20.000 weitere Pflanzen auf den Terassen und Balkonen an den
Fassaden der Gebäude gepflanzt. Dies sall die Biodiversität in der
Großstadt verbessem. [

Los Angeles: Weiße Farbe

Weißer Straßenbelag, der die Sonne reßektiert, sall für Abkühlung sorgen: Im Kampf gegen die Hitze hatte die Stadtverwaltung von Los Angeles 2017 mit dem „Coal Streets LA.*-Programm eine besondere kiee.
Das Pilotprojekt ist Teil eines Aktionsplanes, um die Durchschnittstemperatur bis 2030 um 1,7 Grad zu senken. Farte: LA/Baman of Stwet Sarıcm

Singapur: Kühles Gewächshaus

Das Projekt „Cooling Singapore” entwickelt Strategien, um die Tempera-

turen in Singapur zu senken und den Menschen Abkühlung zu verschaf-

fen. Im Gewächshaus Flower Dome (Bild) im Park „Gardens by the Bay”

liegen die Werte bei angenehmen 24 Grad. Verantwortlich ist das wohl
unterrdische

größte Fernkühlungssystem der Welt, das u.a. Wohntürme

in der Nähe versorgt. Fala ma