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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

hatten. Einzusehen sind alle fünf Motive auf der Homepage von #etwaslaeuftfalsch.

Zu explizit für den
öffentlichen Raum

#etwaslaeuftfalsch thematisiert Gewalt an Frauen.
Die Aktion ist nicht überall willkommen.

MT M R RA ER A RR A R RA

Von Barbara Unterthumer

Innsbruck —- Sie sei in Tirol ein
Opfer von Cancel Culture geworden, verkündete Stefanie
Sargnagel kürzlich auf Instagram — wohl nicht ohne Augenzwinkern. Aber die Frage,
ob man das Ablehnen ihrer Arbeit nun auch „Canceln“ nennen könne, stellt die Wiener
Autorin und Cartoonistin gestern in Innsbruck erneut. Betroffen sind zwei Motive, die
Sargnagel für das Projekt #etwaslaeuftfalsch und im Rahmen der Landesförderschiene
Kunst im öffentlichen Raum
gefertigt hat. Thematisiert hat
sie, wie ihre KollegInnen Aldo
Giannotti und Katerina Sedä,
dabei Gewalt an Frauen. Initiiert wurde die Plakatkampagne von der Bozner Plattform
Lungomare — die 7T berichtete. Die Ankündigung, dass die
Motive nun nicht wie geplant
im öffentlichen Raum gezeigt
werden, sorgte bei der gestrigen Projektpräsentation für
Irritation. Der Hintergrund:
Einige der Unternehmen, die
von Lungomare beauftragt
wurden, weigern sich, alle fünf
Motive von #etwaslaeuftfalsch
auf ihre Werbeflächen zu hän-

Stefanie Sargnagel.

Fotor Imago

gen. Der VVT etwa zeigt alle
fünf Plakate in seinem Kundencenter, nur zwei aber in
den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Als zu explizit wurden die
Motive wahrgenommen, berichten die InitiatorInnen. Bei
einem Motiv von Giannotti
(siehe Bild) etwa wurde der
Schutz von Kindern als Grund
eingebracht, erklärt Veronika Hackl, die gemeinsam mit
Angelika Burtscher und Daniele Lupo die künstlerische Leitung von #etwaslaeuftfalsch
innehat. Eine Reaktion, die sie
besonders irritiert, so Sargnagel gegenüber der 77. Dann
müsse man ja derartige Motive
auch aus Kinderbüchern verbannen, sagt die Autorin. Für
sie ebenso überraschend: der
Vorwurf einiger Unternehmen,
ihr Motiv „Alle töten ihre Frauen, niemand tötet seinen Chef“

Seite 4 von 14

„Zu explizit für den öffentlichen Raum“, Seite 12

DEINE
GEWALT?

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Zu sehen sind die Motive im öffentlichen Raum, aber nicht überall dort, wo die Initiatorinnen der Aktion gehofft

Foto: Jasosch

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könne als Gewaltaufforderung
gelesen werden.

Dass die Entwürfe polarisieren, auch irritieren, sei durchaus von #etwaslaeuftfalsch
intendiert, sagte Burtscher
gestern. Gerade weil Kunst hier
die Diskussion um die steigende Zahl an Femiziden und ein
Sprechen über strukturelle
Gewalt anstoßen müsse. Entstanden sind die Motive der
Kampagne übrigens in Zusammenarbeit mit dem Frauenzentrum Osttirol, Mannsbilder
Tirol und Frauen gegen Ver-
GEWALTigung, die den KünstlerInnen als ExpertInnen zur
Seite standen. Auch in diesem
Rahmen wurden Entwürfe diskutiert. Ausgewählt wurde gemeinsam.

Ob die Aktion neben der
Sensibilisierung für Gewalt
an Frauen auch eine Diskussion über den öffentlichen Raum entstehen lässt,
wird sich zeigen. Die Tiroler
Künstler:innenschaft, die den
Prozess begleitet, hat morgen
jedenfalls ein „Haltestellengespräch“ zum Thema angesetzt. Alle Infos: koer-firol.at

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