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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_10_14_Presse_OCR
- S.7
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Tiroler Tageszeitung
„Mehr Mut zur Wahrheit“, Seite 12
„Mehr Mut
zur Wahrheit“
Kunst im öffentlichen Raum: #etwaslaeuftfalsch lässt
in Tirol und außerhalb die Wogen hochgehen.
Von Barbara Unterthurner
Innsbruck —- Rund 13.000 reagierten auf Stefanie Sargnagels Instagramposting bis gestern. Sichtbar machte sie die
fünf Motive der Tiroler Plakatkampagne #etwaslaeuftfalsch,
die von Aldo Giannotti, Katerina Sedä und ihr selbst zum
Thema Gewalt gegen Frauen
gestaltet wurden. Zuspruch bekam die Wiener Autorin auch
für den angehängten Aufruf,
lieber „über Gewaltschutz statt
über die Moral der Motive“ zu
sprechen.
Der Hintergrund: Drei der
fünf Entwürfe der von Lungomare initiierten Kampagne
wurden von einigen Unternehmen, die fürs Affichieren
der Plakate beauftragt wurden,
abgelehnt — die TT berichtete.
Sargnagel führt online nochmals die Gründe dafür an: Ein
Werk von Giannotti (darauf
ein stilisiertes, männliches
Geschlechtsteil) wurde für
„sittenwidrig“ erachtet, einer
ihrer Entwürfe als „Gewaltauf-
ruf“ (im Bild) angesehen. Das
zweite Sargnagel-Motiv wurde
wegen „Diskriminierung von
Tirolern“ abgewiesen, schreibt
die Künstlerin online. Sargnagel hat darauf getextet: „Im
Märchen tötet der Prinz den
Drachen. In Tirol seine Ex.“
Auch um klarzumachen, dass
das Thema alle angeht, erklärte sie bei der Projektpräsentation am Mittwoch. Entstanden
waren die Entwürfe in Kooperation mit den Gewaltschutzund Präventionsinstitutionen
Mannsbilder Tirol, Frauenzentrum Osttirol und Frauen gegen VerGEWALTigung.
Für Irritation sorgte das
Bekanntwerden der eingeschränkten Sichtbarkeit für #etwaslaeuftfalsch gestern auch
bei den Förderern im Landhaus, wird die neue Edition der
Kampagne doch von der Förderschiene „Kunst im öffentlichen Raum“ mitfinanziert.
„Ich würde mir von modernen
Unternehmen mehr Mut zur
Wahrheit wünschen“, schickt
Landesrätin Gabriele Fischer
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(Grüne) in Richtung jener Firmen, die Motive des Kunstprojekts ablehnten. Für sie sei das
Mittel der Provokation in diesem Kontext die richtige Strategie. „Wir haben in Österreich
ein Problem mit Gewalt von
Männern an Frauen“, so die
Landesrätin, allein „im Raum
Innsbruck kam es zu 345 Betretungsverboten und 529 Frauen
sind im Gewaltschutzzentrum
aufgenommen worden.“ Ähnlich die Reaktion von LR Beate
Palfrader (ÖVP): „Das Verstörende sind nicht die Motive,
verstörend sind die Zahlen.“
Von den Unternehmen
Epamedia und Verkehrsverbund Tirol (VVT) gab es gestern auf Anfrage der TT kein
offizielles Statement zu #etwaslaeuftfalsch. Progress gab
bekannt: Alle fünf Motive
wurden gehängt. In die Kuratierung eingegriffen habe
auch der VVT als Partner der
Kampagne nicht, hieß es von
der dortigen Pressestelle. Alle
Motive seien nach wie vor im
Kundencenter zu sehen.