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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

„‚Spatenstich‘ für die Sozialpolitik der Zukunft‘“, Seite 28

„Spatenstich“ für die
Sozialpolitik der Zukunft

Der neue, auf breiter Basis erstellte „Sozialplan 2030“ soll Innsbruck als
Richtschnur für den weiteren Ausbau des sozialen Netzes dienen.

Innsbruck — Sozialstadtrat Vize-BM Hannes Anzengruber
(ÖVP) spricht von einer „klaren Ist-Darstellung der Soziallandschaft in Innsbruck“. GR
Renate Krammer-Stark (Grüne), Obfrau des Ausschusses
für Soziales und Wohnungsvergabe, sieht eine „Richtschnur für die Politik, wie das
soziale Netz in der Stadt weiter
ausgebaut werden soll“. Beide
meinen damit den gestern offiziell präsentierten „Sozialplan 2030“, der in dieser Form
eine Premiere darstellt.

Da Sozialpolitik als hochkomplexe Querschnittmaterie in verschiedenste Bereiche
hineinspielt, wurde der Masterplan auf breiter Basis partizipativ erarbeitet, wie Projektleiterin Andrea Salzburger
von der Agentur „yellow:blue“
ausführt: In bis zu zweistündigen qualitativen Interviews
befragte man 43 Sozialvereine - von A wie Aidshilfe bis Z
wie Jugendzentrum Z6-, zehn
ExpertInnen aus allen Bereichen von AMS über Polizei
bis Wissenschaft, Behördenvertreter von Sozialamt bis
Kinder- und Jugendhilfe, aber
auch KlientInnen verschiedener Sozialvereine. Aus den gewaltigen Datenmengen wurden Schwerpunkte sowie ein
Katalog mit konkreten Emp-

Stellten das Gemeinschaftswerk gestem éemeinsohafflich vor: v.I. Studi-

M

enautorin Andrea Salzburger, GR Renate Krammer-Stark, Vize-BM Hannes

Anzengruber, Gabi Plattner und Michael Hennermann.

fehlungen für sozialpolitische
Maßnahmen abgeleitet. Ergebnis ist eben der 140 Seiten
starke „Sozialplan“.
Exemplarisch für viele andere nannten Gabi Plattner
(Frauenhaus Tirol) und Michael Hennermann (Verein
für Obdachlose) gestern Maßnahmenvorschläge aus ihren
Bereichen. Zentral sei für alle
Sozialvereine die finanzielle
Planungssicherheit, schickte
Plattner voraus: Also gelte es
all jene Sozialeinrichtungen,

Foto: Michael Domanig

die derzeit noch keine Mehrjahresverträge haben, mit
ebensolchen auszustatten.
Was den Bereich Gewaltprävention im Speziellen angeht,
nannte sie etwa die „Priorisierung von gewaltbetroffenen
oder -bedrohten Frauen bei
der Wohnungsvergabe“. In
solchen Fällen seien auch die
fünf Jahre Hauptwohnsitz in
Innsbruck als Voraussetzung
für die Bewerbung um eine
Stadtwohnung eine „wahnsinnig hohe Hürde“. Generell

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brauche es aber vielfältige,
ressortübergreifende Schritte
zur Geschlechtergerechtigkeit
— Ausbau der Kinderbetreuung, Abbau von Stereotypen,
geschlechtsneutrale Einstiegsgehälter und mehr.

Hennermann betonte, dass
Sozialpolitik nicht ohne Wohnungspolitik denkbar sei. Als
„Lücke“ im Bereich Delogierungsprävention nannte er
z.B. Mediation sowie mobile
soziale Beratung in Hausgemeinschaften, um bei Nachbarschaftskonflikten oder
„unleidlichem Verhalten“ deeskalieren zu können. Er plädierte auch für den Erhalt und
weiteren Ausbau von Tagesbetreuungsstätten für Wohnungslose. Zugleich müsse
man diesen wieder den „Weg
in die Wohnungen“ ebnen,
damit Notschlafstellen nicht
zur Dauerlösung würden. Für
junge Menschen regt er eine
Anhebung der Betreuungsgrenze auf 25 Jahre an („ein
19-Jähriger gehört nicht in
eine Einrichtung der Wohnungslosenhilfe“), für ältere
Obdachlose mehr Pflege- und
eigene Hospizplätze.

Alle Beteiligten waren sich
einig, dass der Sozialplan erst
der „Spatenstich“ ist — an der
Umsetzung gelte es gemeinsam weiterzuarbeiten. (md)