Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_12_3_Presse_OCR
- S.32
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Universität Innsbruck
und Partikularinteressen unsere öffentlichen Räume und Plätze, Güter und
Dienstleistungen in Frage stellen.
Und wie sieht es mit den Universitäten und Hochschulen aus? Welchen Beitrag können sie
leisten.
Die Universitäten können gestaltendes Korrektiv sein, indem sie in sämtlichen
Projekten und Prozessen der Nachhaltigkeit die Stimmen der Humanwissenschaften
einfordern und einbringen. Denn: Wir Menschen lieben Technik und Technologie,
viele Finanzchefs in unseren Organisationen ebenso. Doch wir schaffen die
Nachhaltigkeitsziele nur, wenn wir den Aspekten von Bildung, Diskurs, Konflikt und
Kulturwandel genauso viel politischen Willen, Aufmerksamkeit, Zeit und Ressourcen
widmen wie den technischen Elementen der Transformation.
Methodisch geht es beim Beitrag der Universitäten also um die Stimme, die
Erkenntnisse, die Beiträge der Humanwissenschaften in sämtlichen Prozessen und
Projekten zur Nachhaltigkeit. Praktisch geht es darum, diesen Auftrag auch
aufspürend und proaktiv zu leben. Die Universitäten können hier den
Stadtverwaltungen Schritt für Schritt Zugang zu den Methoden von Co-Creation
gewähren und ihnen die Vorteile von Partizipation erschließen. Studierende
wiederum schätzen es, wenn sie an Vorhaben in ihrer Stadt mitwirken können,
Forschende und Lehrende sind für transdisziplinäre Fragestellungen meist zu haben.
Gibt es konkrete Vorzeigeprojekte für die SDGs in Innsbruck?
In Innsbruck tragen meiner Beobachtung nach zwei heimischen Innovationen
handfest zu den Nachhaltigkeitszielen bei, in beiden kooperieren Universität und
Rathaus miteinander: die Design- und Architekturschule „Bilding“ und das
internationale „Innsbruck Nature Film Festival“. Beide Initiativen begeistern, bilden
und befähigen breite Zielgruppen bzw. junge Menschen, sie transportieren Wissen
und Know-how auf kreative, kurzweilige und sinnliche Weise. Bilding und INFF lösen
sie am Familientisch, bei Lehrpersonen, in Chefetagen plötzlich den berühmten
Funken aus, sie setzen Sinneswandel und Entwicklung in Gang.
Soziologen wie Jane Jacobs und Eric Klinenberg und Studien wie das Edelman Trust
Barometer und der EU Cohesion Monitor zeigen: Wer Wandel will, investiere in den
„People Factor“, das bringt hinterher das nötige breite Verständnis und Wissen
sowie die Akzeptanz und Befähigung zur Veränderung. Meiner Erfahrung nach
verdienen Initiativen wie INFF und bilding es daher, massiv aufgewertet zu werden.
Sie wirken wenig sichtbar, sie tauschen keine Heizungen, dämmen keine Gebäude,
stellen keine Windräder auf. Doch sie schulen und begeistern, weil sie internationale
Seite 32 von 33