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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

„Versteckte Misere in Innsbruck: Mütter ohne Wohnungen“, Seite 8

Versteckte Misere in Innsbruck:
Mütter ohne Wohnungen

Sie schlafen bei Bekannten oder am Campingplatz: Allein in Innsbruck zählt der
Sozialverein DOWAS für Frauen derzeit 187 wohnungslose Frauen mit 52 Kindern.

Von Liane Pircher

Innsbruck — Jetzt im Dezember sind in Innsbruck
52 Kinder von so genannter verdeckter Wohnungslosigkeit betroffen:
Das heißt, sie haben mit
ihren Müttern keine fixe, eigene Wohnung. Sie
schlafen bei Bekannten,
Verwandten, in Pensionszimmern oder teils auch
in Unterkünften am Campingplatz. Der Innsbrucker Notwohnungsmarkt
ist erschöpft. Woher man
diese Zahlen hat? —- Die
Betroffenen melden sich
bei Sozialvereinen wie
dem DOWAS für Frauen. Dort versucht man zu
helfen, wo es geht, man
stößt mitunter aber auch
an Grenzen: „Wir sind
eigentlich immer voll,
schnell zu helfen ist leider
nicht in jedem Fall möglich“, sagt Sozialarbeiterin Patrizia Dorn. Für
schnelle Notfälle gibt es
in Innsbruck zudem nur
eine einzige Anlaufstelle,
das Haus Nora.

Übers Jahr verteilt hat
man es im Schnitt mit 300
Frauen in der Beratungsarbeit zu tun, die allein

Der Weg zum Wohnungsamt bringt vielen keine schnelle Lösung - zuletzt stimmte der Innsbrucker
Gemeinderat zumindest für einen Härtefallfonds für wohnungslose Frauen.

in Innsbruck wohnungslos sind, so Dorn. Von
verdeckter Wohnungslosigkeit seien dabei nicht
— wie so oft vermutet —
speziell Mütter mit Migrationshintergrund betroffen: „Der allergrößte
Anteil, den wir begleiten,
sind Österreicherinnen,
also Tirolerinnen“, erklärt
Dorn. Würden die Frauen Kinder haben, sei die
Scham besonders groß.

Viele würden alles tun,
um ihre Wohnungslosigkeit zu verdecken: „Für
Mütter ist es besonders
schwer, weil ihre Kinder
auch darunter leiden,
wenn es keine fixe Wohnung gibt, wo sie ihr Leben einrichten können“,
sagt Dorn. Oftmals sind
es Schicksalsschläge wie
Trennungen oder Krankheit, die die Mütter in
die prekäre Lage bringen.

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Foto: Böhm

Der Großteil ist alleinerziehend. Es sei oft dieser
toxische Mix aus schlechtem Verdienst und einem
überhitzten Tiroler Wohnungsmarkt mit zu wenig
leistbarem Wohnraum,
der zu schaffen macht.
Dazu kommt die aktuelle Teuerung. Dass dem
Innsbrucker Stadtsenat
zuletzt ein Antrag bezüglich der Abstellung von
Mahnlisten ausstehender

Elternbeiträge in Kindergarten und Schule zugewiesen wurde, begrüßt
der Sozialverein. Zudem
sei ein Mittagstisch mit
Nachmittagsbetreuung
notwendig: „Es ist gerade
für die Kinder wichtig, ein
Stück Normalität zu erleben, zu Hause fehlt ihnen
ja oft ein Schreibtisch,
ein Zimmer, wo sie etwa
Hausaufgaben machen
können“, sagt Dorn.

Für viele wohnungslose
Frauen seien die Kosten
für eine Nachmittagsbetreuung zu hoch oder sie
bekommen keinen Platz,
weil sie nicht Vollzeit arbeiten (können). Positiv
ist, dass sich der Innsbrucker Gemeinderat für die
Schaffung eines Härtefallfonds für wohnungslose
Frauen aussprach (die 7T
berichtete). Damit können Kosten für eine temporäre Unterbringung,
etwa in Pensionszimmern, übernommen werden. Generell und längerfristig würde aber nur
ein Mehr an leistbarem
Wohnraum gegen die Misere helfen. Hier fehlt es
in Tirol aber gerade an allen Ecken und Enden.