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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_01_20_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Verkehrskonzepte und die Steinzeit“, Seite 2
Verkehrskonzepte und die Steinzeit
Während andere Städte durchgehend Tempo 30 umsetzen, den Individualverkehr verbannen oder größere Autos
höhere Parkgebühren zahlen sollen, passiert hierzulande ... nichts. So bleiben volle Straßen und inhaltsleere Dogmen.
Von Marco Witting
erbetechnisch wollte Innsbruck
}& ; ja gerne Weltstadt sein. Das ist
sich irgendwie nicht ausgegangen. Aus mehrerlei Gründen. Auch was
die Mobilität der Zukunft betrifft, ist man
hierzulande - und das gilt nicht nur für die
Landeshauptstadt, sondern teilweise auch
für die Bezirksstädte — tiefste Provinz. Tempo
30 abseits von Hauptdurchzugsstraßen ist
genauso tabu wie eine Umweltzone, die
Verbannung von Dieselfahrzeugen oder
der Wegfall von Oberflächenparkplätzen.
Das alles geht nicht, weil... die Wirtschaft
dann darunter leidet; eine Wahl ansteht; der
Autofahrer nicht verteufelt werden darf oder
wriill- dae ia eh der IImwelt nichte hrinot ader
ja sonst auch niemand macht. Man kann
die Schublade mit Argumenten schier vor
sich sehen, die bei etwaigen Diskussionen
geöffnet wird.
Nun. Andere machen es. Paris etwa flächendeckend den 30er und die Verbannung
von Verbrennermotoren. Mit einer Weltstadt
zu groß gedacht? Graz steigt beim Tempo
schon längst auf die Bremse. Erweitert die
entsprechende Zone jetzt um weitere 15 Straßen. Aus der steirischen Landeshauptstadt
kommt auch der Vorschlag, höhere Parkgebühren für größere Autos zu verlangen. Ein
Modell, das aus Tübingen (90.000 Einwohner) in Deutschland kommt. Warum auch
nicht? Wer mehr Platz braucht, kann auch
dafür zahlen. Und in Tirol? Volle Straßen,
inhalteleere Naomen daminieren dae Rild
In Innsbruck wird um jeden Meter 30er-
Zone und jeden oberirdischen Parkplatz
gerungen, als hänge die Zukunft der Stadt
davon ab. Nirgendwo wird die Spaltung im
Gemeinderat so deutlich wie bei Verkehrsthemen. Und man vergisst dabei tatsächlich,
dass sich die Mobilität in eine neue Richtung
entwickeln wird. Entwickeln muss. Mehr
Umweltschutz. Mehr Lebensqualität. Mehr
Platz. Weniger Lärm. Weniger Stau. Das
sollte eigentlich keine Utopie, sondern die
Vision für eine menschenfreundliche Politik
in einer Stadt sein.
Ja. So etwas geht nicht von heute auf
morgen. Es geht nur Schritt für Schritt. Hand
in Hand mit den Menschen. Gerade deshalb
ist es höchste Zeit, dass man sich etwa in
Innehriek nicht länoer in idenlnvische Gra-
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benkämpfe verstrickt, nur weil man damit
ein paar Cent vom politischen Kleingeld
wechseln kann, sondern sich ernsthaft und
faktenbasiert mit der Zukunft beschäftigt.
Und da werden der öffentliche Nah- und
der Radverkehr eine noch viel wichtigere
Rolle spielen, die Fußgänger deutlich mehr
Platz brauchen und die Autos zurückgedrängt werden müssen.
Sonst kann sich Innsbruck f’
künftig statt alpin-urban
auch steinzeitlich-urban
nennen.
marco.witting@tt.com