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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_02_23_Presse_OCR
- S.8
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Tiroler Tageszeitung
„Nicht nur den Ärmsten helfen“, Seite 21
Nicht nur den Ärmsten helfen
Innsbruck plant ein neues Hilfspaket. Es soll Menschen mit geringem Einkommen davor bewahren, in die
Mindestsicherung abzurutschen. Eine Studie liefert die Grundlagen, im März berät der Gemeinderat.
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Von Catharina Oblasser
Innsbruck - Wer in Innsbruck
mit wenig Geld auskommen
muss, ist besonders stark auf
den öffentlichen Verkehr angewiesen. Das gilt nicht nur
für die Bezieher von Mindestsicherung. Doch gerade diese
Menschen sind nicht flüssig
genug, um sich ein Monatsoder Jahresticket zu kaufen.
So müssen sie auf Einzelfahrkarten zurückgreifen, und die
sind im Verhältnis viel teuerer
als Dauerkarten.
Fıa Freinhoter
‚ ‚ Wer jetzt finanzschwach ist, wird
in den nächsten Jahren
noch schwächer. Deshalb ist Hilfe wichtig.“
Leonhard Dobusch
(Wirtschaftsexperte)
„Hier gäbe es einen Ansatz,
um Menschen mit niedrigem
Einkommen zu unterstützen“, sagt Wirtschaftsexperte
Leonhard Dobusch. „Man
könnte ihnen eine Monatskarte für die Öffis zu einem
extrem guten Preis anbieten.
Das entlastet die Haushaltskasse.“ In Linz gibt es das
schon, da fahren Berechtigte
um 15 Euro pro Monat mit
dem öffentlichen Verkehr.
Der Vorschlag ergibt sich
aus einer Studie, die der
Professor an der Universität Innsbruck im Auftrag des
Bürgermeisters erstellte. Sie
heißt „Innsbruck Aktiv gegen
Teuerung“. In der Studie geht
es ausdrücklich nicht um Bezieher der Mindestsicherung,
sondern um jene, die ganz
knapp die Kriterien dafür
verfehlen. Sie verdienen zwar
sehr wenig, aber immer noch
ein bisschen zu viel.
Die Aussichten für diese
Bevölkerungsgruppe sind
nicht gut, erläutert Dobusch:
„Wer jetzt finanzschwach ist,
wird in den nächsten Jahren
noch schwächer. Die Teuerung bleibt. Deshalb ist Hilfe
wichtig.“ Und das soll so bald
wie möglich geschehen, noch
bevor Wenigverdiener in die
Armut abrutschen.
Das billige Öffi-Ticket ist
eine von mehreren möglichen Hilfsmaßnahmen, die
laut Studie in Innsbruck möglich sind. Auch eine Akut-
Teuerungshilfe, also eine
Geldleistung, gehört dazu,
außerdem Vergünstigungen
für Schwimmbäder, Eishalle,
Stadtbibliothek, Museen und
anderes.
Nun geht es noch um die
Einkommensgrenze für diese
Vergünstigungen. Wie hoch
sie sein darf, das sei eine politische Entscheidung, sagt
Dobusch. Er verwendet als
Richtlinie den Schwellenwert
für die Armutsgefährdung:
Wer weniger als 60 Prozent
des mittleren Einkommens
Das Leben wird teurer, das Einkommen hält oft nicht Schritt. Wenigverdiener ülen das immer mehr. Foto: Falk
der Gesamtbevölkerung zur
Verfügung hat, fällt in diese
Gruppe. Die Summe beträgt
1371 Euro netto pro Monat für einen Einpersonenhaushalt. Wer darunter liegt,
kommt für die neue Beihilfe
in Frage. Das sind in Innsbruck fast 40.000 Personen,
schildert der Universitätsprofessor.
Die Studie berechnet
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auch, wie viel Geld die Stadt
Innsbruck für die neue Hilfe aufwenden müsste. Das
hängt davon ab, wie viele
Personen aus der Zielgruppe sich dafür interessieren.
Ein Beispiel: Bei 50 Prozent
Zuspruch müsste die Stadt
für die billigen Öffi-Tickets
zwischen ungefähr 240.000
und 350.000 Euro zuschießen, für die Geldleistung zwischen 381.000 und 522.000
Euro. Würden hingegen 75
Prozent der Anspruchsberechtigten teilnehmen, würden die Summen beim Öffi-
Ticket zwischen 389.000 und
554.000 Euro liegen, bei den
Geldleistungen zwischen
572.000 und 783.000 Euro. So
lauten die Schätzungen.
Faa Falk
‚ In einer Klausur im
März beraten wir
über die Sache. Bis Juli
soll es ein anwendbares
Modell geben.“
Georg Willi
Bürg ister)
Wie es weitergeht, erklärt
Bürgermeister Georg Willi so:
„In einer Klausur im März beraten wir über die Sache. Bis
Juli soll es ein anwendbares
Modell geben.“ Benötigt wird
zusätzliche Hilfe sicher, ist
doch Innsbruck die Landeshauptstadt mit dem niedrigsten Bruttoeinkommen. Dafür
sind die Lebenshaltungskosten — und da besonders die
Wohnkosten - am höchsten.