Pressespiegel seit 2021

Jahr: 2023

/ Ausgabe: 2023_03_6_Presse_OCR

- S.7

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2023_03_6_Presse_OCR
Ausgaben dieses Jahres – 2023
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
6020 Stadtmagazin

„Tabea geht“, Seite 18-22

Tabea Eichhorn ist Büroleiterin von Bürgermeister Georg Willi

D
V ——
be——

al

Mit Ende März verlässt sie den Posten, Zeit ihrer Tätigkeit hat sie
sich einen gewissen Ruf aufgebaut — das Porträt einer umstrittenen
politischen Person aus der zweiten Reihe der Macht.

Text: Horis Konzcevic

Is am 6. Mai 2018 in Innsbruck die zwei
Balken in die Höhe schnellten, war die
Überraschung perfekt - denn der grüne
war tatsächlich einen Ticken höher
als der gelbe. Die Grünen sollten also
in dieser Legislaturperiode auch den
Burgermelster und nicht nur die größte
Fraktion im Cemeinderat stellen.

Zu den Gratulant:innen zählten der spätere
Gesundheltsminister Rudi Anschober, der damalige
Nationalratsabgeordnete Peter Kolba sowie Bundes
kanzler, mittlerweile a. d., Sebastian Kurz. Patrick
Gruska vom ORF twitterte: „Georqg Willi gewinnt die
Bürgermeister-Stichwahl, meldet gerade die APA_ Das
überrascht mich doch.” Auch für andere mehr oder
weniger prominente Kommentatorinnen des Zeitgeschehens war es eine Überraschung, dass es kurz nach

dem Ausscheiden aus dem Nationalrat einem Crünen
gelungen war, in viner Landeshauptstadt Bürgermeister zu werden.

Tabea Eichhorn freute sich jedenfalls. Ihre Arbeit
als Wahlkampfleiterin wurde belothnt: „Ich dachte mir
aber schon am Wahlabend selbst, dass erst jetzt die
eigentliche Arbeit losgeht”, sagt sie heute,

Fotos: Serhard Berger

KÖNIG OHNE KÖNIGREICH.

Im Dezember 2022 reicht Tabea ihre Kündigung ein —
bei ihrem Vorgesetzten: Georg Willi, Der zeigt sich
überrascht, traurig und ein wenig enttänscht, Die letzte
Zeit war alles andere als einfach. Der Kontrollamtsbericht zum Personalwesen hatte gerade erst hohe
Wellen geschlagen, war aber nur einer der Tiefpunkte
in einer Reihe.

Die Freude über die Eroberung des Bürgermeistersessels scheint mittllerweile zur Gänze dem Frust gewichen, König ohne Königreich zu sein. Zur Krönung
beigetragen hatte maßge! zauch die Frau, die eben
ihre Kündigung eingereit abea,

DER WEG NACH INNSBRUCK.

Tabea Eichhorn ist 35 und kommt gebürtig aus Erları-

gen bei Nürnberg - aus einer politischen Familie: Tabe-

as Mutter ist seit über 20 Jahren Stadträtin der SPD in

ihrer HNeimatstadt, Nach dem Abitur hatte sie kurze Zeit

die Ambition, Leistungsspartlernin zu werden: „Ich wallte

ins olympische Ruderteam, musste dann aber einsehen,
ass es nicht ganz reichen wird”, erzählt sie. Und mit

Minelmaß habe sie sich nie abgeben können,

Sie entdeckte die FH Kufstein und das Studlum für

RENATE
KRAMMER-
STARK

ist seit 17 Jahren als

Sportkultur und Veranstaltungsmanagement für sich.
„Rückblickend waren die drei Jahre in Kufstein die
geilste Zeit meines Lebens.” In der kleinen Stadı im
Norden Tirols konnte man nicht viel mehr machen als
inbiken, skifahren und feiern: „Alle waren auf

Politik, Im November

letzten Jahres spaltete

556 SiCN zUsaMMON MI
Marcela Duftner und
Thomas Lechlettner
von der Liste „Goorg
Willi - die innsdrucker
ab und gründete m1 „Lebenswer-

Stadt für alle” aine
eigene Fraktion im
Gemoingderat.

einem Haufen, Es war ein bisschen wie ein übertrieben
Janges Ferienlager”, erinnert sie sich.

Nach einem Auslandssemester in Chile und ihrem
Bachelerabschluss in Kufstein lernie sie bei einer Party
in Würzburg ihren Freund kennen - der in Innsbruck
studierte. Hier landete sie dann über einen Umweg
ebenfalls

BROKKOLI AUF KURS.

Tabea studierte Volkswirtschaft an der Sowi, enqagierte sich bei der globalisierungskritischen NGO
Attac, produzierte zusammen mit einer Freundin
eine Sendung fürs Radio Freirad, gründete die erste
Foodcooperatian Innsbrucks und einen Lastenradverein, den es bis heute noch gibt. 2016 bewarb sie sich
für die Stelle als Wahlkampfleiterin der Grünen für
die Gemeinderatswahl 2D018: „Ich war mir sicher, sie
nehmen mich nicht”, sagt sie heute, „ich kannte da ja

=o

„Ich dachte

mir aber schon
am Wahlabend
selbst, dass erst
jetzt die eigentliche Arbeit
Jlosgeht.”

Tabea Eichhorn

jete ım Magistrat
"OmpE! - unO masste
Au 20008 X10

or
AdvAnen maChE

so gut wie niemanden.” Doch Tabea war organisiert,
strukturiert, motiviert, hatte offe tlich vinen Plan,
kam aus einer politikaffinen Familie, und dass sie
kaum jemanden kannte, war mehr Vor- als Nachteil

o sahen es zumindest die damals Verantwortlichen.
Die grüne Liste war zusammengewürfelt aus jungen
Moderaten, Wertkonservativen, stark Linksgerichteten
und einfachen Freizeit-Kompostierer:innen: „Das Team
nannte sich Brokkoli, was ich sehr passend fand”, sagt
Tabea, da es wie das Gemüse aus mehreren grünen
Köpfen bestand.

STRINGENTER DURCHMARSCH.
„Sie interessierten unsere Kleinkriege nicht”, erinnert
sich Renate Krammer-Stark, ehemals grüne Gemeinderätin, mittlerweile bei Lebenswertes Innsbruck,
„Ihr seid gerade hier und da müsst ihr hin. Ich sage
euch, wie ihr da hinkommt”, 50 in etwa sollen Tabeas
Anweisungen gelautet haben, „Und das war super.
Genau so jemanden brauchten wır.” Tabea habe genau
den richtigen Ton getroffen, um sowohl Motivation als
auch Disziplin ei: Die Grünen l
durch, Georg Willi wurde Bürgermeister und bat ihr
die Leitung seines Büros an.

„Ich weiß immer noch nicht genau, ob ich ein
qroßes Talent hab oder was es sein könnte”, saqı sie,
„aber bei einer Sache verspüre Ich die meiste Ener-

gie und fühl mich am wohlsten. Und zwar, wenn Ich
in einen kalter. Tümpel geworfen werde und mich da
zurechtfinden muss, Das war im Wahlkampf so, aber
&uch in den ersten Tagen im Magistrat.” Die werden
ihr, wie sie sagt, für immer in Erinnerung bleiben.

KALTER TÜMPEL.

„Als wir zum ersten Mal ins Büro kamen, fanden wir es
kormnplett leer vor”, erzählt Tabea, „wir hatten Iediglic
einen Laptop und ein Diensthandy und es galt, eine
Stadt zu regieren.” Offensichtlich habe ihnen jemand,
der zuvor drin saß, zeigen wollen, was er von ihrem
Einzug ins Büro des Bürgermeisters hält. Sie durfte es
fartan leiten.

Tabea landete also im kalten Tümpel, krempelte
die Ärmel hoch, richtete alles ein, führte erste Gespräche, schuf neue Strukturen, hinterfragte bestehende.
So wie sie im Wahlkampf den Kurs vorgab, wollte sie
es jetzt wieder machen. Wenn Fragen auftauchten,
Vanklarheiten zu klären oder Entscheidungen zu (reffen
waren, war laut vielen Tabea eher die richtige Adresse
als der Bürgermeister selbst: „Es ist bei einigen Ent-

„Ich bin nicht
der Typ, der
auf Sparflamme
arbeitet.”

Tobea Eichhorn

scheidungen auch mit größerer Reichweite nicht klar
qewesen, ob der Bürgermeister ader seine Büroleiterin
sie getroffen hat“, sagt ein hoher Beamter im Magis
trat, der namentlich nicht genannt werden möchte,
„die Ausmaße waren da zum Teil bedenklich,” Habe
man beim Bürgermeister selbst nachgefragt, kam ein
freundliches Wort, eine Kleine Motivation, ein Lächeln
samt Nickern oder ein: „Gute Idve!”, Oft machte aber
erst Taheas Stempe] die Sache fix — ınd der kam nicht
selten arg irritierend daher.

QUALITÄT UND TON.
Ein eingesetzter Amtasleiter soll trotz zahlreicher
Beschwerder. von Mitarbeiter:innen auf ihr Geheiß hin

Seite 7 von 12