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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Lederhose statt Laptop“, Seite 3

Lederhose statt Laptop

Jeder vierte Einwohner Innsbrucks ist Student. Die Hochschulen wollen wachsen oder zumindest ihre
Studierendenzahlen halten. In der Politik und in der Vermarktung fühlen sie sich zu wenig mitgedacht.

Von Anita Heubacher

Innsbruck - In den letzten
Jahren sind die Studentenzahlen in Innsbruck gestiegen. 34.000 der 131.000
Einwohner sind jetzt Studierende und deren Anteil wird
in Zukunft weiter anschwellen. Nicht zuletzt deshalb,
weil das Angebot steigt. Neben dem Haus der Physik
kommt das Haus der Technik, der Neubau der Universität Innsbruck wurde erst
im Jänner der Öffentlichkeit
präsentiert und der Neubau der unternehmerischen
Hochschule „Management
Center Innsbruck“, soll,
wenn es wahr wird, im Dezember begonnen werden.
3400 bis 3600 Studierende
hat das MCI. In den nächsten
zehn Jahren soll die Hochschule um fünf bis zehn Prozent zulegen. So sehen es die
Pläne von Andreas Altmann,
Rektor am MCI, vor. Obwohl
sich Innsbruck gerne als Studentenstadt bezeichnet und
die Landesregierung mit der
Lebensraum-Holding eine

eigene Gesellschaft installiert
hat, die die Bildung mitvermarkten und mitdenken soll,
sieht der Rektor in diesem
Punkt noch „viel Luft nach
oben“. Die Stadt- und Landespolitik habe erst in den

7,
I

‚ , Noch immer fokussiert man hierzu-

lande zu sehr auf die

touristische Dimension.“

Foto: MCI

Andreas Altmann
(Rektor MCI Innsbruck)

letzten Jahren begonnen,
den „enormen Wert von Studierenden aus dem Ausland
für den Wirtschaftsstandort“
zu begreifen. Noch immer
fokussiere man hierzulande
zu sehr auf die touristische
Dimension, also darauf, dass
Studierende Geld für Mieten, Kleidung, Freizeit aus-

geben würden. „Wir sollten
aber alles tun, um das kreative Potenzial der Studierenden für den heimischen Arbeitsmarkt sowie für unsere
Technologie, Innovationsund Gründungsthemen zu
forcieren“, sagt Altmann.

Die Konkurrenz unter den
Hochschulen ist ob der geburtenschwächeren Jahrgänge eine hohe. Man rittert
um Köpfe. Nicht nur innerhalb Österreichs oder Europas, sondern international.
Universitätsstädte locken
unter anderem mit Campushotels, stellen Öffitickets,
einen Freizeitpass und einen
günstigen Handytarif zur
Verfügung, um noch zusätzlich jene abzuholen, die nur
ein kurzes Studienmodul
absolvieren oder für einen
Austausch ins Land kommen
wollen.

Innsbrucks Hochschulen
konnten und können durch
den Standort und die hohe Lebensqualität punkten.
„Hindernisse für die Bindung von Studierenden und
Mitarbeitern sind die hohen

Immobilienpreise, die geringe Internationalität mancher
Firmen und Hürden bei Arbeitsberechtigungen“, erklärt Altmann.

An der Universität Innsbruck haben im Herbst 4000
junge Leute ihr erstes Semester angetreten. 52 Prozent
kommen aus Deutschland
und Südtirol, sieben Prozent
aus Drittstaaten. 41 Prozent
der neu zugelassenen Studierenden sind Österreicher.
Am wenigsten lohnt es sich
für den Staat, wenn ausländische Studenten, sobald sie
den Abschluss in der Tasche
haben, Österreich wieder
verlassen.

„Ich weiß, jetzt kommt das
Argument, dass die ausländischen Studenten auf Kosten
der heimischen Steuerzahler studieren“, sagt Bernhard
Fügenschuh, Vizerektor der
Universität Innsbruck. Umso
größer müsse wohl das Anliegen sein, Absolventen im
Land zu halten. Die Universität wünsche sich daher, dass
die vierte Säule, sprich die
Bildung, in der Vermarktung

Tirols aufgewertet werde.
„Bis dato ist sie das nicht.“
Noch immer überlagere die
touristische Ausrichtung Tirols alles. „Dass der riesige
Mehrwert, den die
Universitäten für eine Stadt bringen,
nicht mitgedacht
wird, ist regelrecht
skurril.“

An der Universität Innsbruck gibt es
aktuell rund 27.000
Studierende. „Wir
sind, was die
Nachfrage an-

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geht, im deutschsprachigen
Raum sehr gut unterwegs“,
sagt Fügenschuh. Die Finanzierung der heimischen Universitäten richtet sich nach
der Anzahl der Studierenden. Die Universität Inns-

Foto: Uni Innsbruck

D

, Dass der riesige
Mehrwert, den die
Universitäten für eine
Stadt bringen, nicht
mitgedacht wird, ist
regelrecht skurril.“

Bernhard Fügenschuh (Vize-
Rektor Universität Innsbruck)

bruck sieht den „Plafonds
erreicht“. Plus-minus 2000
Studierende ist die Schwankungsbreite, die die Universität in den letzten Jahren
hatte und „mit der man auch
künftig rechnet“.

Allerdings strebt die Uni-

versität Innsbruck eine bessere Durchmischung bei den
ausländischen Studenten an.
Etwas weniger nobel ausgedrückt: mehr Internationali-

sierung, weniger Germanisierung. Um das zu erreichen,
dürften die Berge zu wenig
sein. „Die gibt es auch anderswo“, sagt Andreas Altmann. Es
brauche innovative Konzepte,
um Tirol für Forschende, Studierende und Unternehmen
attraktiver zu machen. Neben
Mountainbikes, Snowboards
und Wanderschuhen fordert Altmann, auch in andere
Richtungen zu denken. „Wir
sollten auch Möglichkeiten
schaffen, wo sich Menschen
in Smoking und Abendkleid
über Technologie und Innovation, wissenschaftlichen
Fortschritt oder Digitalisierung unterhalten.“

So stellte das neue Rektorat der Uni Innsbruck Anfang April seine Pläne für
die nächsten Jahre vor: „Wir
werden dabei auch immer
unsere regionale, ebenso wie
unsere internationale Perspektive im Auge behalten“,
kündigte die neue Rektorin
Veronika Sexl an.

Trotzdem: Läge die Seegrube in München, Salzburg
oder nur in Sölden, gäbe es

dort vermutlich längst atemberaubende Architektur,
wo Unternehmen Weltneuheiten vorstellen oder Forschungsergebnisse präsentieren würden.