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Jahr: 2025

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Tiroler Tageszeitung

„Höchste Eisenbahn“, Seite 23

Höchste Eisenbahn

Beim Umbau des Innsbrucker Hauptbahnhofs war stets eine Fuß- und Radunterführung
vorgesehen. Doch genau diese „Jahrhundertchance“ könnte nun ungenützt verstreichen.

Von Michael Domanig

Innsbruck - Seit vielen Jahren verhandeln die ÖBB mit
Stadt und Land über eine umfassende Neugestaltung des
Haupt- und Frachtenbahnhofs Innsbruck. Die Uhr tickt:
Für den Brennerbasistunnel
— geplante Inbetriebnahme
2032 - muss in Innsbruck ein
„Interventions- und Instandhaltungszentrum“ errichtet
werden. Auch die in die Jahre
gekommenen Bahnsteige und
Gleisanlagen werden modernisiert (siehe Infobox).

Und: Im Zuge des Umbaus
ergibt sich die wohl einmalige
Chance, eine Fußgänger- und
Radunterführung unter der gesamten Bahnanlage hindurch
zu errichten — als Verbindung
zwischen den Stadtteilen Pradl
(Anzengruberstraße) und Wilten (Heiliggeiststraße). So
könnte die „Zerschneidung“
der Stadt durch das riesige
Bahnhofsareal überwunden
und hochfrequentierte Straßen entlastet werden.

„Unflexibler Partner“

Doch die „Jahrhundertchance“ könnte nun ungenutzt verstreichen: Denn die Planungsvereinbarung zwischen ÖBB,
Stadt und Land, die bereits
Anfang des Jahres unterzeichnet werden sollte, gibt es noch
immer nicht, Stadt und Bahn
sind sich nicht einig: „Die ÖBB
haben sich leider als äußerst
unflexibler Gesprächs- und
Verhandlungspartner erwiesen“, kritisiert Bürgermeister
Johannes Anzengruber (JA).
„Es gibt rechtliche Fragen, die
bis dato nicht zu klären waren
— mit dem Ergebnis, dass kein
Vertrag zustande kommen
konnte.“

Konkreter Knackpunkt seien
die Finanzierung der Planung
„plus konsequenterweise die
Finanzierung der Umsetzung“. Im Interesse der BürgerInnen „gibt die Stadt nicht

„Bis

jetzt ist nicht

klar, über welche

Summen und welches
Kostengerüst
geredet wird.“

Johannes Anzengruber

(Bürgermeister)

„Noch
ist das Fenster
durchaus offen —
aber aus unserer Sicht
ist jetzt die Stadt Innsbruck am Zug.“

Christoph Gasser-Mair
(ÖBB-Pressesprecher)

Foto: Springer

Umbau von Haupt- und Frachtenbahnhof - ein Überblick

Mit 39.000 Fahrgästen täglich
zählt der Haupbahnhof Innsbruck zu den meistfrequentierten
Bahnhöfen Österreichs. In den
nächsten Jahren steht - unter
Projektführung der ÖBB - ein
umfassender Umbau des Hauptund Frachtenbahnhofs an.

hohe sechsstellige Beträge für
Planungen aus, denen später
keine Umsetzung folgt“. Die
Tür für konstruktive Gespräche stehe weiter offen, „aber

Geplant ist unter anderem eine
Verbreiterung der Bahnsteige, ein
Inselbahnsteig mit zwei Bahnsteigkanten wird sogar zusätzlich
errichtet. Auch die Abstellanlagen für die Züge müssen vergrößert werden. Zudem wird der
Bereich zwischen Personen- und

es ist bis jetzt nicht klar, über
welche Summen und welches
Kostengerüst geredet wird“.
Bei den ÖBB stößt diese
Darstellung auf Unverständ-

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Frachtenbahnhof, die so genannte „Mittelinsel“, verbessert, etwa
für den Schienenersatzverkehr.
Auch die zwei bestehenden
Unterführungen werden im Zuge
des Umbaus attraktiviert - wobei
die nördliche ebenfalls bis zum
Frachtenbahnhof verlängert wird.

nis: „Grundsätzlich brauchen
wir diese zusätzliche Unterführung für den Betrieb und
die Erschließung des Bahnhofs nicht“, stellt Pressespre-

cher Christoph Gasser-Mair
klar. Die Fuß- und Radunterführung sei hauptsächlich ein
Wunsch der Stadt. Da man diesen Wunsch verstehe und eine Unterführung auch für die
ÖBB gewissen Mehrwert hätte,
sei man bereit, ein gemeinsames Projekt umzusetzen und
ein Drittel der Planungskosten
zu tragen. „Die ÖBB erwarten sich diese Solidarität aber
auch von den Partnern. Doch
das finale Commitment der
Stadt fehlt bis dato.“

Planung ohne Unterführung

Aufgrund der kritischen Zeitschiene „mussten wir mit den
Planungen starten“, erklärt
Gasser-Mair: „Diese laufen im
Moment ohne die Rad- und
Fußverbindung.“

Die Planungskosten seien
seriös am Tisch, „eine Drittelfinanzierung wäre auch
Grundlage für die Verhandlungen über die Umsetzung“,
so Gasser-Mair. „Noch ist das
Fenster offen, wir sehen jetzt
aber die Stadt am Zug. Und
unsere anderen Projekte am
Bahnhof dürfen zeitlich nicht
mehr gefährdet werden.“

Zug bald abgefahren?

Das Land Tirol als dritter Projektpartner steht einer Drittelteilung der Planungskosten
„weiterhin positiv gegenüber“,
betont das Büro von Mobilitätslandesrat Rene Zumtobel
(SPÖ). Dies habe man - vorbehaltlich des nötigen Budgetbeschlusses — stets zugesagt.
Nun brauche es zeitnah die
Planungsvereinbarung.

Worauf das Land explizit
hinweist: Die Unterführung
könne im Rahmen des Bahnhof-Umbaus „kosteneffizient
realisiert werden, da ohnehin
umfangreiche Bautätigkeiten
geplant sind“. Umkehrschluss:
Kommt jetzt keine Einigung
zustande, ist der Zug für die
neue Rad- und Fußverbindung wohl abgefahren.