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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Aufstand gegen Studentenheim-Pläne“, Seite 24

Aufstand gegen Studentenheim-Pläne

Anrainer des ehemaligen Redemptoristenkollegs in Innsbruck machen gegen 70 Studentenheim-Plätze
im grünen Innenhof mobil. Seitens der Stadt spricht man von einem hervorragenden Standort.

Von Matthias Reichle

Innsbruck — Es geht um Grillfeiern, Lärm, Partys und junge
Leute, die spät heimkommen.
Was tun, wenn nebenan Studenten einziehen?

Zahlreiche Anrainer der
Kaiser-Josef-, der Maximilianund der Bürgerstraße steigen
auf die Barrikaden. Im Wohnquartier wehrt man sich heftig
gegen die Pläne, mit denen im
Innenhof Heimplätze für weitere 70 Studierende errichtet
werden sollen. Inzwischen
gibt es zahlreiche Gegner des
Projekts.

Zwei der Betroffenen sind
Marcus Mühlberger und Othmar Kronthaler. Mühlberger
wohnt selbst seit 15 Jahren in
der Kaiser-Josef-Straße und
spricht vom Verlust eines der
letzten „grünen Innenhöfe“
der Innenstadt — einer „Dase“.

Bereits jetzt hat das Stift
Admond, das die Immobilie
2018 vom Redemptoristenorden gekauft hat, im Geviert 90
Studentenheimplätze umgesetzt. Nun sollen im Innenhof
drei Bauten folgen. Man erwarte „massive Beeinträchtigung“, sagt Mühlberger. „Die
machen ihre Grillfeste und
dies und jenes. Da wird in dieser grünen Oase ein Mordszugang sein. Zudem wird die
ohnehin schon angespannte
Parkplatzsituation völlig aus
dem Ruder laufen, da nur 9
Parkplätze für 70 Bewohner
geschaffen werden!“ „Studenten sind nicht unangenehmere Nachbarn“, betont
Kronthaler, „aber es sind junge Leute. Und man weiß, dass

Einer der letzten grünen Innenhöfe in der Innenstadt sei in Gefahr, warnen die Anrainer.

da ein bisschen gefeiert wird.
Um 10 Uhr wollen wir eine
Ruhe haben.“

Dabei habe ihm Bürgermeister Georg Willi versprochen, dass man den Platz
erhalten wird, erzählt Mühlberger. Termin habe er keinen mehr bekommen. Und
das Argument, billigen Wohnraum für Studenten zu schaffen? „Wenn man auf die Website schaut, die Preise fürs
Zimmer gehen bis 600, bis 650
Euro.“

Inzwischen haben sich die
Anrainer einen Anwalt genommen und eine umfangreiche Stellungnahme zur
Bebauungsplanänderung
im Geviert eingereicht. Man
fürchtet, dass damit schon
die Voraussetzungen für die
Umsetzungen des Projekts
geschaffen werden. Und die
würde den Studentenheim-
Projektanten unglaublich viel
ermöglichen, wie man befürchtet — zu viel. Und das,
ohne die Anrainer jemals ak-

tiv in Gespräche miteinzubeziehen.

Von einem ernsthaften Anliegen, Wohnraum zu schaffen, spricht der Projektant.
Man will mit dem Projekt
„Antworten auf die drängende
Frage der Wohnungsnot der
Studentinnen und Studenten
in Innsbruck“ geben, sagt der
Wirtschaftsdirektor des Stifts
Admond, Franz Pichler. „In
diesem Sinne verwirklichen
und leben wir mit diesem studentischen Wohnprojekt auch

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Fotos: Reichle, Sailer

die christlichen Werte, für die
wir einstehen.“

Die sensible Verortung des
Projektes sei den Verantwortlichen bewusst und „wir gehen deshalb sehr behutsam
an die Entwicklung heran“.
Derzeit befinde man sich in
einer sehr frühen Projektphase, es sei zu früh, um genaue Projektauskünfte geben
zu können. Auch der Baubeginn stehe noch nicht fest
— „erst einmal sind die Behördenthemen hinsichtlich

Projektsicherungsvertrag und
Einreichprozedere abzuarbeiten“.

Darum habe man den Anrainern das Projekt auch noch
nicht in einer Versammlung
vorgestellt. „Wir müssen erst
die Grundlagen erarbeiten.“

„Wir nehmen die Sorgen
natürlich erst und gehen entsprechend behutsam an den
zweiten Projektschritt heran.“

Seitens der Stadt Innsbruck
bremst man die Befürchtungen. „Das Projekt ist frühestens im Sommer festlegungsreif“, sagt Hans Peter Sailer
von der Stadtplanung. Somit
werde auch frühestens im
Herbst ein spezieller Bebauungsplan für den Innenhof
aufgelegt. Dann würden auch
alle Anrainer eingeladen, ihre
Stellungnahmen abzugeben.

Das Projekt widerspricht
dem Grundsatz, die Innenhöfe frei zu halten, das gibt auch
Sailer zu. Der Gestaltungsbeirat habe trotzdem positiv entschieden — und das liege an
der kleinteiligen Umsetzung
mit einem landschaftsplanerischen Konzept, das ganz
anders aussieht als der erste
Vorschlag mit einem vier- bis
fünfgeschoßigen Riegel.

Damit widerspricht man
auch den Ängsten, dass es
eine besonders dichte Verbauung geben wird. Auch die
Sorge, dass nah herangebaut
wird, sei unbegründet. Aus
Sicht der Stadt würde das Studentenheim gut hineinpassen
— „der Standort wäre ausgezeichnet“. Und es entspricht
den Zielen, vermehrt Angebote für Studenten zu schaffen.