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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„Der Stadtspaziergang“, Seite 14
25.5.2023

Der Stadtspaziergang

Dienstleister und Betriebe aus )hrem Stadtteil stellen sich vor

Therese von Sternbach
— Eine schlagfertige
Tochter Mühlaus

Therese von Sternbach, die
in Mühlau gelebt und hier
auch ihr Leben ausgehaucht
hat, war eine ganz besondere Persönlichkeit und eine
beeindruckende Frauengestalt. Die ebenfalls in Mühlau
begrabene Schriftstellerin
Anna Maria Achenrainer
nannte sie einst „eine der
bedeutendsten Tirolerinnen,
die je gelebt haben“ — allerdings wohl auch aus einer
sehr patriotischen Perspektive. Die aus Bruneck stammende von Sternbach spielte
in den Kämpfen im Zuge des
Tiroler Volksaufstandes von
1809 eine interessante Rolle. „Wenn dieses Land schon
solche Frauen hat, wie müssen dann erst seine Männer
beschaffen sein“, soll Oberst
Motolegiors zu General Lefebvre gesagt haben.

Als Witwe des Barons von
Sternbach stellte sie ihr Anwesen Rizol in Mühlau den
Aufständischen als Waffenlager zur Verfügung. Die

Therese von Sternbach (1775-1829).

Truppen von Speckbacher
und Teimer versorgte sie mit
Lebensmitteln, Waffen und
Munition. Glaubt man ihrem
Tagebuch, so war sie auch bei
den Kampfhandlungen hoch
zu Ross an vorderster Front.
„Im vollen Feuer meines Gemüts ritt ich [...] in die Haufen der kämpfenden Bauern
hinein und ermutigte sie allerwegs mit dem Rufe: Vorwärts Tiroler!“

Vor der dritten Bergiselschlacht wurde Therese von
Sternbach verraten und gefangen genommen. Nach
München verschleppt, soll
sie auf die gegen sie ausgesprochenen Todesdrohungen entgegnet haben: „Hängt
mich mit dem Angesichte
Österreich zu und mit dem
Rücken gegen Frankreich.“
Nach den Friedensvereinbarungen wurde sie 1810 aber
freigelassen. 1820 wurde ihr
von Kaiser Franz I. die Große
Goldene Civil-Ehrenmedaille
verliehen.

Foto: Brolerportraitst

Der Stadtspaziergang

25. Mai 2023 — Mühlau &

Herausgeber

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Der Triebwagen bei der Einfahrt ins Werksgelände der Rauchmühle 1901. Im kleinen Gebäude links davon befand sich das zweite Kraftwerk.fetos: Rauchmühle

Mühlau schrieb Tiroler
Technik- und Industriegeschichte

In Mühlau wurde nicht nur das erste Kraftwerk Tirols, sondern auch die erste
elektrisch betriebene Schienenbahn errichtet. Bei beiden Innovationen stand
die Rauchmühle im Zentrum des technischen Fortschritts.

Der Name Mühlau kommt
nicht von ungefähr. Entlang des Mühlauer Bachs
siedelten sich bereits vor
Jahrhunderten zahlreiche
Handwerksbetriebe an, welche die Kraft des Wassers
für ihre Produktion nutzten.
Bekannt waren die Schmieden und Plattner seit dem
15. Jahrhundert, ebenso die
Gusshütten, in denen 17 der
Schwarzen Mander gegossen wurden. Namensgebend
wurden allerdings die Mühlen. In der zweiten Hälfte des
20. Jahrhunderts standen in
Mühlau zehn Getreidemühlen sowie jeweils drei Schleifund Sägemühlen.

Anton Rauch

übernahm
zuerst die „Kindlmühle“

willkommenen Einsatzbereich bei der Rauchmühle.
Denn diese stieß langsam an
die Grenzen dessen, was der
kleine Bach als natürlicher
Direktantrieb leisten konnte.
So entstand schließlich ein
Wasserkraftwerk, das 1888
eröffnet wurde — das kleine
Dorf, das Mühlau vor seiner
Eingemeindung nach Innsbruck noch war, lag damit
der „großen Stadt“ um Jahre voraus. Die überschüssige
Energie wurde sogar genutzt,
um Mühlau elektrisch zu beleuchten.

Die zeitgenössische Presse in Form der Innsbrucker
Nachrichten vom 13. Februar
1889 staunte bei einem Lokal hein auch über

und gründete dann 1831
mit der Rauchmühle einen
für die Tiroler Industriegeschichte sehr bedeutenden
Betrieb. Sein Sohn Leopold
Rauch war ein moderner
Geist, der von technischen
Neuerungen fasziniert war.
Auf der Weltausstellung in
Wien 1873 erblickte er erstmals Maschinen, die mit
dem Prinzip der elektrischen
Kraftübertragung arbeiteten —- dabei wird elektrische
Energie erzeugt, um sie in
mechanische Energie umzuwandeln. Rauch sah einen

die Tatsache, dass die Energie über nur 5mm dicke
Kupferkabel mehrere hundert Meter vom Kraftwerk
bis zur Mühle geleitet werden konnte. Dort verstärkte
dann ein 40 PS starker Motor
den Mühlbetrieb.

Für eine zweite bahnbrechende Innovation — ebenfalls von Leopold Rauch
angestoßen und umgesetzt
— wurde dann ein zweites
Kraftwerk nötig. Denn Anfang des Jahres 1900 eröffnete die Rauchmühle die erste
elektrische Eisenbahn Tirols.

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An der Verladestelle zweigte die Eisenbahnlinie ab. Die Lokalbahn zur

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Rauchmühle bewältigte die 1,2 Kilometer lange Strecke elektrisch.

Zuvor war der An- und Abtransport von Getreide bzw.
Mehl nur mit Hilfe von Ochsenkarren möglich gewesen.
Nun wurde eine Verbindung
zwischen der nach wie vor
mit Dampf betriebenen Eisenbahnlinie zwischen Kufstein und Innsbruck und der
Mühle geschaffen. Die rund
1,2 Kilometer lange einspurige Strecke zweigte von einer
Verladestelle unterhalb von
Arzl ab. Die E-Bahn erreichte

eine Höchstgeschwindigkeit
von immerhin 12km/h.

Leider vernichtete bereits
1919 ein Brand die Mühle —
ausgerechnet in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die
Mühle wurde dann an der
Haller Straße direkt an der
Bahnlinie neu errichtet und
1923 in Betrieb genommen.
Sie gilt heute als sehenswertes Beispiel der Tiroler Industriearchitektur der Zwischenkriegszeit.