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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_06_19_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Inn’tegrationsproblem“, Seite 17
Von Denise Daum
Innsbruck —- Airport-Beach.
Nein, damit ist nicht der direkt vor dem Flughafen liegende Strandabschnitt im
thailändischen Phuket gemeint. „Airport-Beach“
nennen Insider einen Uferbereich westlich des Innsbrucker Flughafens, der verhältnismäßig probleml
zugänglich ist. Bei schönem
Wetter sieht man dort Kinder
im seichten Wasser spielen,
Ruhesuchende ein Buch lesen oder Jugendliche chillen.
Airport-Beach zeigt, dass
sich Menschen gern am Wasser aufhalten und den Inn
Inn’tegrationsproblem
Obwohl namensgebend, wird der Inn von der Landeshauptstadt stiefmütterlich behandelt, sein Freizeitpotenzial
kaum genutzt. Möglichkeiten und Ideen, den Inn in das Stadtleben zu integrieren, gibt es genügend.
nutzen - wenn man sie lässt
und eine Möglichkeit dazu
besteht.
Der Fluss ist zwar namensgebend für die Landeshauptstadt, ins Stadtleben
integriert wird er allerdings
kaum. „Nordkettenstadt“.
Oder „Seegruben-Siedlung“.
So müsste sich Innsbruck eigentlich nennen, sagt Architekt Peter Lorenz. „Innsbruck
definiert sich nur über die
Nordkette. Das Potenzial des
Inn wird nicht gesehen.“ Lorenz war einer der Architekten, die Ende der 90er-Jahre
im Gemeinderat die Studie
„Innsbruck an den Inn“ vorgestellt haben. Vorgelegt
wurden mehrere Vorhaben,
die Innsbruck an den Fluss
bringen würden. „Wir waren
sehr idealistisch und haben
das Projekt damals auf eigene
Kosten gemacht.“
Die Architekten schlugen
neben einem Strand im Bereich des Waltherparks unter anderem eine Fuß- und
Radfahrerbrücke von der Kirschentalgasse zur Westseite
der Markthalle vor, mit einer
Öffnung des Marktgeschehens zum Inn.
„Innsbruck bräuchte doppelt so viele Brücken über
den Inn, damit die Stadt zusammenwächst“, sagt Lorenz. Auch die Uferflächen
müssten mehr genutzt werden. „Das Herzog-Sigmund-
Ufer sollte seinem Namen gerecht werden und nicht mehr
als Straße geführt werden.“
Und was wurde aus dem
vor 25 Jahren präsentierten
Projekt? „Vor allem dem damaligen Bürgermeister Herwig van Staa gefiel es sehr
gut. In weiterer Folge fehlte
aber die Bereitschaft zur Kooperation“, bedauert Lorenz.
Man hat vor einigen Jahren
für den europaweiten städtebaulichen Ideenwettbewerb
Europan 15 zwar das Motto
„Innsbruck an den Inn“ übernommen, „aber uns nicht
eingebunden“. Auch wurden
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keine weiterführenden Studien veranlasst oder konkrete
Projekte ausgearbeitet.
Lukas Ellensohn beschäftigte sich während seines
Geographiestudiums und in
seiner Masterarbeit intensiv mit dem Inn und seinen
Potenzialen. Ellensohn plädiert für offizielle Zugänge
zum Fluss in der Landeshauptstadt. „In Innsbruck
werden die Zugänge einfach
versperrt, um sich aus der
Haftung zu nehmen. Man
arbeitet lieber mit Verboten,
statt auf Eigenverantwortung zu setzen“, bedauert Ellensohn. Dabei könnten mit
wenig Aufwand —- etwa mit
Fotos: Falk
Infotafeln und geregelten Öffnungszeiten - offizielle Nutzungsmöglichkeiten des Inn
geschaffen werden. Über die
Gefahren, die es zweifelsohne
gibt, müsste die Bevölkerung
aufgeklärt werden. „In anderen Städten funktioniert es ja
auch“, sagt Ellensohn.
Der Inn bekomme in Innsbruck nur dann Aufmerksamkeit, wenn er Hochwasser führt. „Wir reden zu wenig
über die Potenziale des Flusses“, bedauert Ellensohn.
Vorschläge für die Nutzung
und Integration des Inn gibt
es also genug, bislang hat die
Stadtpolitik sie aber versanden lassen.