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Jahr: 2023

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Kronenzeitung

„Komplizierte Mülltrennung stinkt Bürgern“, Seite 16/17

WARUM WIR ES ZUM THEMA MACHEN

Die meisten Tiroler sind mit der Mülltrennung
aufgewachsen. Doch immer neue Vorschriften sorgen
für Verwirrung und Ärger. Wo es komplizierter wird,
wo vielleicht einfacher — wir haben nachgefragt.

‘8O

KILOGRAMM

Biomüll fallen in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck pro Einwohner und Jahr im
Durchschnitt an. Aus einem Teil davon wird
von der IKB Biogas erzeugt.

WERTVOLLES BIOGAS

Aus Essensabfällen lässt sich wertvolles Biogas erzeugen. Das
Gas kann zur Stromerzeugung, für den Fahrzeugantrieb oder

nach Aufb g als Bi
werden. Biogas gilt als er

"han im Gasnetz eingesetzt

N

Forn: Christol Birdaumer

In Rum wird Biomül}
„doppelt” getrennt (Bild
ganz links). Innsbruck ist
weniger streng. In vielen
Gemeinden darf Gras
weiterhin in die grüne Tonne.

Komplizierte Mülltrennung stinkt Bürgern

Sehr unterschiedliche Vorschriften für Biomüll

in Gemeinden sorgen für Verwirrung. Vergleich

zwischen Rum und Innsbruck zeigt das Problem.

ichtiges Mülltrennen
n ist eine Wissenschaft.

So mancher Bürger
hat zu Recht das Gefühl, er
braucht dafür eine eigene
Ausbildung. Chaotisch
wird es, wenn Gemeinden
auf ein anderes System umstellen. Jüngstes Beispiel:
Rum. Dort gibt es seit Kurzem zwei Sorten von Bioabfällen: einmal die klassischen Haushaltsabfälle wie
Speisereste, zum anderen
Gartenabfälle. Die müssen
neuerdings extra entsorgt
werden. Das sorgt für Verwirrung und Arger. Bürger
kritisieren, dass immer
mehr Verantwortung auf
die Haushalte abgewälzt
werde. Andere berichten

von verstreuten Gartenabfällen auf der Straße, weil
Biomüllsäcke reißen. Dass
teilweise auf Grassäcken
Symbole von Lebensmitteln aufgezeichnet sind,
macht das richtige Tennen
auch nicht einfacher.

„So können wir Gebühren
für Müll im Zaum halten“

Andreas Larcher, Umweltreferent der Gemeinde
Rum, bestätigt gegenüber
der „Krone“, dass die Umstellung nicht ohne Kon-
Nikte verläuft. Sie sei aber
notwendig, betont er, weil
aus den biologischen Haushaltsabfällen jetzt wertvolles Biogas entstehe: „Gartenabfälle sind dafür nicht

( San

So mancher Bürger hat den Überblick über die vielen
Vorschriften für das richtige Trennen von Müll verloren.

geeignet. Also dürfen sie
nicht mehr in die Tonne.“
Larcher ist trotz aller Anfangsschwierigkeiten zuversichtlich, dass die Rumer
Bürger mit der neuen Müll-

trennung zusammenwachsen. Er führt dafür ein überzeugendes Argument ins
Treffen: „Bisher kostete uns
die Entsorgung des Biomülls
100 bis 120 Euro pro Tonne.

Seite 9 von 20

} Mit der neuen Trennung
? werden die Kosten beinahe
5 halbiert. Das kommt letzt-

_° lich den Bürgern zugute. So
—2 können wir die Müllgebüh-

ren im Zaum halten.“

Nachbarn in Innsbruck
trennen nicht alles

Auch Rums Nachbargemeinde Innsbruck erzeugt
Biogas. Der Grasschnitt von
Haushalten kommt dennoch
zum Teil gemeinsam mit
Speiseresten in die grüne
Tonne — ganz regulär. Was
in Rum gilt, gilt in Innsbruck offenbar nicht. „Das
klingt verwirrend und ist für
Bürger oft schwer verständlich“, räumt Reinhard Oberguggenberger, zuständiger
Geschäftsbereichsleiter der
Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB), ein. Doch er
hat eine Erklärung dafür,
warum Innsbruck anders
vorgeht: „Wir verwenden

nur einen Teil des Biomülls
für Biogas. Das sind vor allem Abfälle von Restaurants
und anderen Betrieben. Dort
ist eine saubere Trennung
garantiert. Auch der Biomüll aus der Altstadt wird
für Biogas verwendet, weil es
praktisch keine Gartenabfälle gibt. Der Rest wird wie
bisher kompostiert.“

Als Stadt mit rund 9000
Tonnen Bioabfall im Jahr
kann es sich Innsbruck leisten, zugunsten eines einfachen Systems auf konsequente Trennung zu verzichten. Anders gesagt: 65.000
Haushalten eine doppelte
Biomüll-Trennung aufzubürden, schafft wohl mehr
Chaos als Erleichterung. In
Rum hofft man, dass sich
die Bürger rasch an die neuen Vorgaben gewöhnen.
Dort ist die Mülltrennung
um eine Facette reicher.

Claudia Thurner