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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„‚Da war das Dach weg‘“, Seite 5

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In der Innsbrucker Andreas-Hofer-

Straße riss eine Sturmböe ein Hausdach aus Blech ab.

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Der Sturm deckte in Silz sechs Gebäude komplett und sieben weitere teilweise ab.

„Da war das Dach weg“

Windspitzen bis 160 Stundenkilometer, Regen, Hagel: Dienstagnachmittag zog ein heftiger Sturm über Tirol und

verursachte schwere Schäden. Zwei Personen wurden verletzt. Hunderte Wanderer saßen am Berg fest.

Von Thomas Hörmann
und Benedikt Mair

Innsbruck - Zwischen all dem
Metall, den Holzbalken und
Mauerteilen liegt ein Waschmittelkarton. Er muss wohl
unter dem Blechdach gelagert
worden sein, das eine Böe am
Dienstag abgerissen und auf
die Andreas-Hofer-Straße in
Innsbruck geschleudert hat.
Nur wenig später sind Einsatzkräfte dabei, die Trümmer in
kleine Stücke zu schneiden.
„Als die Rettung eintraf, war
nicht klar, ob sich jemand darunter befindet“, berichtet
Marco Eller von der Berufsfeuerwehr. „Nach einer halben
Stunde konnten wir Entwarnung geben.” Ein Zeuge schildert den Schreckmoment: „Es
gab einen wilden Kracher“,
sagt er, „dann bin ich raus auf
den Balkon. Da war das Dach
schon weg.“ Laut dem Innsbrucker Vizebürgermeister Johannes Anzengruber kommt
es gegen 15 Uhr zu den ersten
Alarmierungen. „Seither gab
es keine Atempause mehr.“
Kurzzeitig ist der Wind in
Innsbruck so massiv, dass
in der Goethestraße im Sag-

gen eine Pensionistin an die
Hauswand gedrückt wird. Die
85-Jährige zieht sich dabei eine Platzwunde am Kopf und
einen Handbruch zu.

In ganz Tirol wütret gestern
Nachmittag ein kurzer, aber
heftiger Sturm. Mancherorts
werden Windspitzen von bis
zu 160 Stundenkilometern
erreicht. Bäume knicken wie
Streichhölzer um, Dächer werden zerstört, Straßen durch
herabstürzende Äste verlegt.
Züge und Seilbahnen bleiben
stehen. In Serfaus trifft ein
umfallender Baum eine Gondel der Alpkopfbahn. Eine belgische Touristin wird dabei am
Fuß verletzt.

Die Feuerwehren rücken zu
rund 700 Einsätzen aus. Besonders betroffen sind Innsbruck-Stadt und
-Land sowie die Bezirke Schwaz und
Imst. „Das war noch
mal eine Stufe heftiger als das Unwetter
vergangene Woche“,
sagt Landesfeuerwehrkommandant
Jakob Unterladstätter. „Es gab sehr viele Ausrückungen, bei

denen sehr viele unserer Wehren gefordert waren.”

In der Gemeinde Silz wird
kurzzeitig Zivilschutzalarm
ausgerufen. „Sechs Häuser hat
der Wind komplett abgedeckt,
sieben weitere zum Teil“, berichtet Bürgermeister Helmut
Dablander. „Wir wollten mit
der Warnung einfach vermeiden, dass die Leute schauen
gehen und dann von herabstürzenden Teilen getroffen
werden.“ Verletzte gibt es dort
nicht.

Der Sturm durchkreuzte die
Reisepläne zahlreicher Zugpassagiere. Wie ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair
bestätigt, haben umstürzende Bäume im Oberland und
im Wipptal die Oberleitungen beschädigt oder sogar
gekappt. „Wir mussten den Zugverkehr
zwischen Imst und
Telfs-Pfaffenhofen
beziehungsweise
zwischen Brenner
und Steinach vorübergehend einstellen“, sagt er. Ein Zug
bleibt kurz vor dem
Bahnhof Roppen liegen — in diesem sitzt

auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der auf
dem Weg nach Bregenz ist,
um dort die Festspiele zu eröffnen. Er wird wie alle anderen Fahrgäste evakuiert und
von den ÖBB versorgt.

Umgestürzte Bäume sind
auch die Ursache für zahlreiche Stromausfälle. „Zu Spitzenzeiten waren 18.000 Haushalte und 400 Trafostationen
im Ötrztal, Pitztal, Kühtai, Zillertal und in Gerlos ohne
Sırom“, erklärt Hannes Knoll
von der Tinetz: „Wir hatten
jeden verfügbaren Mann im
Einsatz.“ Am späteren Nachmittag entspannte sich die
Lage. Gegen 17 Uhr sind noch
10.000 Haushalte ohne Strom.

Auch viele Liftbetreiber haben mit den Energieausfällen
zu kämpfen. In der Zillertal
Arena stecken 1200 Wanderer am Berg fest. Im Gebiet
Schlick 2000 im Stubaital
stürzt eine leere Gondel ab,
knapp ein Dutzend Gäste
werden aus der Bahn evakujert. Laut Leitstelle, die mit
48 Mitarbeitern die Einsätze
abarbeitete, wurden gestern
in 40 Fällen in Not geratene
Wanderer gerettet.

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Bundespräsident Alexander Van der Bellen (links) saß mit anderen Fahrgästen in Roppen in einem Zug fest.

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Weil die Gondel nicht mehr fahren konnte, wurden Wanderer in Rohrberg mit
Autos und Kleinbussen ins Tal gebracht.

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