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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„‚Dahingewurschtl‘ nervt Innsbrucker“, Seite 19

Fotos: Falk

„Dahingewurschtl“ nervt Innsbrucker

Sonderlich zufrieden mit der Stadtpolitik zeigen sich die Innsbruckerinnen und Innsbrucker nicht. Wie eine
Umfrage vor dem Rathaus zeigt, ärgern sie sich vor allem über hohe Mieten und fehlende Grünflächen.

Von Melina 0. Mitternöckler

Innsbruck —- Seit den Gemeinderatswahlen 2018 lieferten
Innsbrucks Polit-Akteure
viele Schlagzeilen. Bürgermeister Georg Willi (Grüne)
bildete eine Koalition aus
Grünen, Für Innsbruck (FI),
ÖVP und SPO. Bald wurden
zwei Vize-Bürgermeisterinnen abgewählt. Für sie rückte 2021 FPÖ-Politiker Markus
Lassenberger nach. Willi 1öste in weiterer Folge die Koalition auf. Seitdem wird vor
allem eines: gestritten — und
das kommt bei Bürgerinnen
und Bürgern nicht gut an.
„Ich bin überhaupt nicht
zufrieden. Im Gemeinderat
sitzen Leute, die dort keinen
Platz haben sollten“, findet
Harri. Der 63-jährige Pensionist gibt der Politik in Tirols
Landeshauptstadt ein klares
Zeichen: einen Daumen nach
unten. „Es gibt nur Intrigen
und jeder sucht seinen eigenen Vorteil“, glaubt Harri.
Mit Bürgermeister Georg Willi habe er kein Problem, nur
mit dem restlichen „Sumpf“.
An Gerald Depaoli (Gerechtes
Innsbruck) lässt er kein gutes
Haar: Er sei ein „Radaubru-

,

V"

der“. Von der Regierung erwartet hat sich Harri Schwung
und Tempo 30. Aber: „Es wird
irgendwas gemacht, ohne in
die Vergangenheit zu blicken,
was sich bewährt hat und was
nicht“, meint er und spielt auf
die Patscherkofelbahn an, die
Willis Vorgängerin Oppitz-
Plörer zuzurechnen ist. Mit
künftigen Besserungen rechnet der Pensionist nicht: „Es
wird immer ein Dahingewurschiul sein.“

Die Wohnungssituation in
der Stadt hat Jusstudentin
Shirin aufs Land getrieben.
„Ich habe schnell gemerkt,
dass das Leben in der Stadt zu
teuer ist“, sagt die gebürtige
Innsbruckerin. An sich sei die
Landeshauptstadt ein lebenswerter Ort, grüner könnte sie

aber sein: „Früher standen alles Bäume in der Innenstadt“,
erinnert sich die 27-Jährige.
Durch den grünen Bürgermeister habe sich pflanzentechnisch „auch nicht viel“
zum Positiven gewandt. Ihr
Daumen zeigt zur Mitte:
Weder sonderlich gut noch

schlecht findet Shirin die Arbeit der Stadtregierung.
Josefin (35), die seit 2009
in Innsbruck lebt, wünscht
sich auch niedrigere Mietkosten und außerdem mehr und
günstigere Kinderkrippenplätze. Die Wohnungssituation sei für sie ein Grund zum
Wegziehen. Sie findet, die
Stadtregierung mache „keine
Politik für die kleinen Leute,
sondern schiebt sich selber
Sachen zu“. Streitereien um
Stellenbesetzungen und Sonderverträge wirken laut Jose-

Seite 8 von 28

fin „nicht so seriös“. Ihr Daumen zeigt nach unten.

Ein 21-jähriger Rechtskanzleiassistent kritisiert, dass
die Ämter schleppend arbeiten und nicht alle Menschen
gleich behandeln würden.
Er ortet Rassismus und Ausschluss von Pensionistinnen
und Pensionisten, wenn Behördengänge „nur mehr digital gehen“. Vor 2018 sei es in
der Stadt allgemein besser gewesen, heute wähnt er sich in
einer schlecht modernisierten

Version der 80er-Jahre. Sein
Urteil: Daumen nach unten.
Touristenströme, zubetonierte Plätze und Baustellen
machen Jutta zu schaffen. Die
85-Jährige stören vor allem

„Streitereien ums Geld“: „Die
haben genug und sollen den
Armen was abgeben“, sagt sie
über die Politik. Sie findet /
zwar, die Regierung mache
„nur noch Mist“, hält aber
ihren Daumen waagrecht.
Student Julian (23) wohnt
seit drei Jahren in Innsbruck

und wünscht sich mehr

Grünflächen und eine ver-

kehrsberuhigte Museum-

straße. Eine „Katastrophe“
sei der Wohnungsmarkt in
der Stadt: „Es gibt schon
Wohnungen, aber die sind zu
teuer. Auch das Studentenheim.“ Sein Daumen zeigt
ebenfalls zur Mitte. „Ich lebe
ja hier und bin trotzdem zufrieden.“

Am Zug sind spätestens im
April die Wählerinnen und
Wähler.