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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_08_17_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„‚Die Tiwag braucht eine neue Führung‘“, Seite 3
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Obwohl er das Landeshauptmann-Duell bei der Landtagswahl 2022 gegen Anton Mattle verloren hat, fühlte sich Markus Abwerzger mit den Zugewinnen als „glücklichster Verlierer“. 2027 will es der FP-Chef noch einmal wissen. Foros: Bähm
„Die Tiwag braucht eine neue Führung“
Im TT-Sommerinterview fordert FPÖ-Parteichef Markus Abwerzger einen radikalen Kurswechsel beim Landesenergieversorger. Bei der Innsbruck-Wahl rechnet er sich gute Chancen aus, dass die FPÖ stärkste Partei wird.
Herr Abwerzger, was macht
die FPÖ falsch, dass sie von
Tirols LH Anton Mattle (VP)
als Koalitionspartner abgelehnt wird und Kanzler Karl
Nehammer Ihren Bundesparteiobmann Herbert Kickl
als Partner ausschließt?
Abwerzger: Da müsste man eher fragen, was Anton Mattle falsch macht. Weil
er zum einen sagt, dass man
mit mir gut reden kann und
ich paktfähig sei, er aber auf
der anderen Seite die Tiroler
Freiheitlichen sogar von Sondierungsgesprächen ausgeschlossen hat. Und Nehammer will offenbar Position
ä seine Haut retten.
Offenbar ist Kickl das Problem. Was würden Sie anders
machen als er?.
Abwerzger: Man muss
nichts anders machen als
Herr Kickl. Es ist nicht der Anspruch der FPÖ, dass wir von
den anderen Parteien gelobt
Und das machen wir, dafür
werden wir vom Wähler belohnt.
Würde die FPÖ, sollte sie
stärkste Partei bei der Nationalratswahl 2024 werden,
auch als Juniorpartner in
eine ıng gehen?
w Wenn die FPÖ
Nummer eins wird, ist der
Wählerwille klar. Die stärkste Partei hat das Recht, den
Kanzler zu stellen. Ich bin
nicht dafür, dass der Zweite
dann Erster wird. Den Fehler,
den Jörg Haider damals gemacht hat, werden wir nicht
wiederholen.
Das von Ihnen im Vorjahr
ausgerufene Duell mit Anfon Mattle um den Landeshauptmann-Sessel haben
Sie verloren. War das für Sie
schmerzhaft?
Almu1fin Ich war damals
der glücklichste Verlierer, den
es geben kann: Platz zwei,
die SPOÖ hinter uns gelassen,
ein historisch gutes Ergebnis
und zwei zusätzliche Mandate. Das Aufrufen eines Duells
war zugegebenermaßen sehr
mutig, als ob im Fußball ein
Zweitligist einen Champions-
League-Verein herausfordern
würde. Wir sind sehr nahe gekommen, im Jahr 2027 könnte
es eine Neuauflage des Duells
geben - falls Mattle überhaupt
in den Ring steigt.
Ein glücklicher Verlierer auf
der Oppositionsbank?
Abwerzger: Wichtig ist, dass
die Freiheitlichen in Tirol
gestärkt wurden. Wir sind
jetzt die mit Abstand stärkste
Nicht-Regierungs-Partei. Mit
uns geht in der Opposition alles, ohne uns geht gar nichts.
Mit wem würden Sie in Tirol
lieber eine Regierung bilden:
mit der Volkspartei unter
Mattle oder der SPÖ mit
Abwerzger:
Personen her komplett egal. Es
ht um Inhalte, um Möglichetwas weiterzubringen.
Die schwarz-rote Regierung,
hauptsächlich Georg Dornauer,
zum Teil auch Anton Mattle, ist
ein Ankündigungs-Riese, aber
ein Umsetzungs-Zwerg. Wann
wollen sie endlich beginnen?
Die Mieten der Neuen Heiauch. Und die Tiwag zieht den
am Nasenring durch die M
Braucht es bei der Tiwag eine neue Führung?
Abwerzger: Da benötigt es einen radikalen Wechsel, wohl
auch eine neue Führung. Das
muss der Landeshauptmann
Mattle herbeiführen und endlich auf den Tisch hauen und
sagen: Es kann nicht sein, dass
der Strompreis um bis zu 420
Prozent erhöht wird und die
Kunden dann ein „Gutele“ von
15 Prozent erhalten. Das ist eine Verhöhnung der Bevölkerung durch ein landeseigenes
Unternehmen.
Die GemNova-Pleite oder
die Schulden von Matrei
in Osttirol sorgten zuletzt
ebenfalls für Debatten. Ihr
politischer Befund dazu?
Abwerzger: Die alteingesessenen ÖVP-Politiker sind ein
Problem in diesem Land. Angefangen bei Noch-Gemeindeverbands-Präsident Ernst
Schöpf, der in aller Öffentlich-
keit erklärt hat, dass ihm die
Melnung der Opposition am
vorbeigeht. Das lässt tief
blu:ken und zeigt, was manche Leute in der ÖVP von gewissen Institutionen halten.
Etwa vom Landtag. Frei nach
dem Motto: Regeln gibt es,
aber nicht für mich.
Hätten Sie sich erwartet,
dass die SPÖ hier stärker auf
einen Wandel drängt?.
z Die ÖVP hat die
Wahlen verloren, die Verhandlungen um eine Koalitinnen. Deshalb ist die
jetzt so handzahm und
glücklich darüber, dass sie in
der Regierung sein darf.
Bezahlen Sie bar oder mit
Karte?
z Beim Einkaufen
meist bar, die Rechnungen,
die nur mehr mit Karte bezahlt
werden können, wie Urlaube
und Hotels, eben mit Karte. Es
ist wichtig, dass es beide Möglichkeiten gibt.
Deshalb soll laut FPÖ Bargeld auch in der Verfassung
verankert werden? Das verlangt jetzt auch die ÖVP.
z Das bestätigt unseren Weg. Doch die Menschen gehen zum Schmied
und nicht zum Schmiedl. Es
gibt Tendenzen, die diese
Form der Zahlungsmöglich-
Wie die ÖVP haben Sie ebenfalls höhere Strafen für Klimakleber
"gefordert.
Abwerzger: Ich verstehe, dass
man auf den Klimawandel
aufmerksam machen möchte.
Werden dabei jedoch Schritte
bewirken und die die Men-
Die ÖVP drängt auf bis zu
drei Monate Haft. Ist das
nicht überzogen?
Abwerzger: Im Landtag haben
wir bereits einen Antrag eingebracht, der Änderungen im
Verwaltungs- und Strafrecht
gefordert hat. Aber ÖVP und
SPO waren dagegen. Da sieht
man, was davon zu halten ist.
Mir geht es nicht um eine einmalige Übertretung, sondern
um die notorisch Unbelehrbaren, die dann vielleicht einmal
drei Monate Zeit hätten, darüber nachzudenken, was sie
igentlich anrichten.
Was halten Sie generell von
den Forderungen der „Letz-
fen Generation"?
Abwerzger: Warum sie sich
wegen Tempo 100 in Tirol
ankleben, verstehe ich nicht.
Bei uns gibt es ja bereits den
Luft-Hunderter. Ich bin nicht
für Tempo 100 auf der Autobahn, weil wir mit den neuen
Motoren weit weg von den
früheren Belastungen sind.
Ich bin für Umweltschutz und
Klimamaßnahmen mit Hausverstand, die die Unternehmen nicht traktieren. Und die
nicht zu Wettbewerbsnachteilen und zur Verlagerung
der Produktion in andere
Wann sind Sie das letzte Mal
mit dem Öffi-Bus gefahren?
Abwerzger: Vor eineinhalb
Wochen.
Was kann Tirol konkret gegen den Klimawandel tun?
z Es braucht die
Energiewende. Dazu gehören
der Ausbau der Photovoltaik,
Windkrafträder, dort wo sie
wirtschaftlich Sinn machen,
und der Ausbau der Wasserkraft. Die globale Verschmutzung werden wir in Tirol und
in Europa damit nicht lösen.
China und die USA sind vom
Thema Umweltschutz noch
weit, weit entfernt. So ehrlich
muss man sein.
Sind Sie für den umstrittenen Ausbau des Kaunertal-
Kraftwerks?
: Das hängt von
der Umweltverträglichkeitsprüfung ab. Wenn dabei herauskommt, dass es möglich
Nachgefragt im
Locker vom Hocker bei „Tirol Live*. FPÖ-Parteiobmann Markus Abwerz-
‚ger im Wordrap über Alltags-Gewohnheiten.
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und umweltverträglich ist,
warum nicht.
Im Frühjahr wird in Innsbruck gewählt. Kann die
FPÖ stärkste Partei werden?
Abwerzger: Die Chancen dafür stehen sehr gut, das wäre
dann historisch. Mit unserem Vizebürgermeister und
Spitzenkandidaten Markus
Lassenberger sowie Stadtrat Rudi Federspiel sind wir
ausgezeichnet aufgestellt.
Lassenberger wirkt über die
FPÖ hinaus verbindend und
kommt in der Bevölkerung
gut an. Er wird es in die Stichwahl schaffen und danach ist
alles möglich.
ÖVP und Für Innsbruck versuchen gerade eine bürgerliche Allianz zu schmieden.
Was bedeutet das letztlich
für die FPÖ?
""“‘F" In Wahrheit sind
wir die bü Partei. Was
die Themen, Inhalte und die
Personen betrifft. Die anderen
sind unheimlich zerstritten.
Deshalb bin ich glücklich, dass
ich bei der FPÖ bin und nicht
freundschaft ist bei uns noch
etwas wert, bei der ÖVP ist das
Gegenteil der Fall.
Sie sind seit zehn Jahren
Obmann in Tirol. Haben Sie schon einmal über
die Nachfolge nachgedacht?
z Diese Frage stellt
sich derzeit nicht. In der Partei spüre ich großen Rückhalt,
außerdem haben wir gemeinsam noch einiges vor. Ich wäre
allerdings ein schlechter Chef,
wenn ich mir nicht hin und
wieder Gedanken machen
würde, wie die Zukunft aussehen könnte. Das bespreche
ich auch mit meinem engsten
Fü
Wer filedas Zeug, die Ti-
roler FPÖ zu übernehmen?
digen Nachfolger geben. Doch
das ist derzeit kein Thema.
Wie gesagt: 2027 möchte ich
Landeshauptmann werden.
Das Interview führten Peter
Nindler und Benedikt Mair