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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_08_22_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Die erste Reihe“, Seite 2
Von Marco Witting
anderen Parteien in den vergangenen
E rste Reihe fußfrei. So konnten die
Monaten und Jahren zusehen, wie
sich Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi
durch etliche Selbstfaller und strategische
Fehler vom strahlenden Sieger der Gemein-
deratswahl 2018 zum politischen Sorgenkind entwickelte. Vorgezogene Neuwahlen
standen zwischenzeitlich im Raum. Doch
darauf konnten sich die „bürgerlichen
Kräfte“ genauso wenig einigen wie auf einen
unumstrittenen Kandidaten. Jetzt kann Willi
seinerseits erste Reihe fußfrei zusehen, wie
die ÖVP bei der Suche nach einem Frontmann (oder doch einer Frontfrau) neue
Gräben öffnet, anstatt alte zuzuschütten.
Leitartikel
Die erste Reihe
Das Drama in der Innsbrucker Volkspartei rund um den Spitzenkandidaten zur Innsbrucker Bürgermeisterwahl ist
vorprogrammiert. Das freut Grün und Blau - und schadet schon jetzt den ÖVP-Ambitionen für die Wahl.
Das Drama scheint jedenfalls vorprogrammiert. Zwar gibt es mit Staatssekretär
Florian Tursky (zuletzt auffällig oft bei
Terminen in Tirol) wohl einen Kandidaten,
auf den sich die ÖVP und Für Innsbruck
gemeinsam einigen könnten und der bei
der Wahl gute Chancen hätte. Doch da hat
man ganz offensichtlich die Rechnung ohne
den (früheren Alm-)Wirt gemacht. Denn
Vizebürgermeister Hannes Anzengruber hat
sich nicht nur selbst schon im Vorjahr zum
Spitzenkandidaten eingebucht, sondern offensichtlich kein Interesse, in die zweite Reihe zurückzugehen. Anzengruber, intern in
dieser Gemeinderatsperiode schon einmal
abgeschossen und dann wiedergekommen,
scheint erneut um seine politische Zukunft
kämpfen zu wollen, fordert eine Mitglieder-
befragung und könnte damit - absichtlich
oder nicht - wohl auch den Preis für sich
und einen Ersatzposten hochtreiben wollen.
Nur: Ganz so einfach ist das selbst mit Blick
auf EU- und Nationalratswahl nicht.
Eine weitere Spaltung im ÖVP-Lager
würde wohl die Chancen auf den Bürgermeistersessel drastisch verkleinern. Und
weil eine Lösung im Machtkampf wohl nicht
so schnell zu finden sein wird, könnte der
Schaden damit auch schnell angerichtet
sein. Sosehr man stets den Willen zur Einigkeit betont, einmal mehr gibt die Stadt-ÖVP
ein schlechtes Bild ab. Das war ja schon in
der Vergangenheit des Öfteren so. Geschlossene Reihen kennt man hier offenbar nicht.
Erste Reihe fußfrei eben. Georg Willi,
auffallend ruhig und wohl mit der Strate-
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gie, einfach als Bürgermeister bis zur Wahl
2024 von diversen Fotos zu lächeln, wird
das wohlwollend zur Kenntnis nehmen. So
wie die FPÖ. Einigt man sich bei VP und FI
nicht auf einen gemeinsamen und starken
Kandidaten, dann hat Vizebürgermeister
Markus Lassenberger gute Karten, als blauer
Frontmann nach dem Bürgermeistersessel
zu greifen. So sind sich die anderen Fraktionen einmal einig, dass beim
Streiten weiter die ÖVP an
der Reihe ist.
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auf Seite 21
marco.witting@tt.com