Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_08_29_Presse_OCR
- S.3
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Zittern bis zum Schluss“, Seite 2
29.8.2023
€ A m S —
Extrem hoch ging der Inn gestem in Innsbı
gespent.
a! —
Die Ruetz setzte gestern Felder un- Auch in Rattenberg zitterte man bis
in den Abend hinein.
ter Wasser. Foto: Springer
;g.4"j33_;-3?" uH“j?‘5‘
ruck, zahlreiche Brücken wurden
Foto: Springer
Foto: Hrdina
In Rattenberg hatte die Feuerwehr bereits
verschlossen ihre Türen und Kellerfenster mit Schaltafeln.
R
P W
Y
zu Mittag begonnen, Aluminiumtafeln auf den historischen Mauern aufzustellen. Zahlreiche Hausbesitzer
Zittern bis zum Schluss
Foto: z00m.tirol
In Innsbruck hatte man sich auf ein 100-jähriges Hochwasser vorbereitet. Zahlreiche Gemeinden zitterten
bis in die Abendstunden. Der Wasserpegel fiel zwar wieder, gleichzeitig begann es aber zu regnen.
Schwaz, Kufstein, Innsbruck - „Da ist nicht mehr
viel Spiel.“ Die Schwazer Bürgermeisterin Victoria Weber
blickte gestern mit Anspannung Richtung Inn. An der
alten Schwazer Steinbrücke
wurde am Abend gegen 18.15
Uhr schließlich ein Wasserstand von 5,63 Metern gemessen. Nur 32 Zentimeter
niedriger als beim Jahrhunderthochwasser von 2005.
Bereits um 15.28 Uhr hallte
drei Minuten lang der Zivilschutzalarm durch die Stadt.
Danach ging es Knall auf Fall.
Bei vielen lagen die Nerven blank. In zahlreichen
Gemeinden entlang des Inn
zitterte man gestern bis in die
Abendstunden hinein, ob es
sich gerade noch ausgehen
— oder ob doch die Katastrophe eintreten würde. Der Regen ließ die Flüsse und Bäche
dramatisch anschwellen. In
Innsbruck bereitete man sich
auf ein 100-jähriges Hochwasser am Inn vor.
In Rattenberg hatte man
bereits mittags begonnen,
auf den historischen Mauern Hochwasserschutz zu in-
Innsbruck
In Innsbruck
wurde der
„Sonder-
alarmplan Inn“ aktiviert.
Zahlreiche Brücken waren
gespent.
SS
stallieren. Zahlreiche Hausbesitzer versperrten ihre
Keller mit Brettern und Aluminiumtafeln. „Wenn das Wasser
kommt, kannst du es nicht aufhalten. Aber der Schlamm und
Dreck sollen möglichst draußen bleiben“, sagte Gerhard
L., den Schraubbohrer noch
in der Hand haltend. Auf der
anderen Innseite häuften Feuerwehrmänner Sandsäcke im
Kramsacher Ortsteil Badl auf.
„Wenn wir den Damm wie
vom Land gefordert schon
rückgebaut hätten, wäre hier
alles unter Wasser“, meinte
Bürgermeister Andreas Gang.
Auch in seiner Gemeinde gab
es Zivilschutzalarm.
Der Kufsteiner Stadtpolizeileiter Hartwig Bamberger
beobachtete den Inn gestern
Stubaital
reiche Felder und
staute zeitweise
bereits an der Medrazer
Brücke in Fulpmes.
mit Argusaugen. „Eineinhalb
Meter haben wir noch“, sagte
er. Schon am Nachmittag war
der Pegelstand des Jahrhunderthochwassers von 2005
erreicht. „Wir haben noch
Glück, dass es nicht noch
zehn Stunden so weiterregnet“, sagte Bürgermeister
Martin Krumschnabel.
Am Abend gab es dann
langsam eine Entspannung.
Der Inn erreichte in Kufstein
am späten Abend seinen
Höchststand. Gleichzeitig
begann es wieder zu regnen.
In Innsbruck trat die vorläufige Hochwasserspitze
gegen 17 Uhr ein. Dort wurden vorsorglich zahlreiche
Brücken gesperrt. An beiden
Seiten des Inn wurden Hochwasserschutzmaßnahmen
Untefla
e A
wurde am Nachmittag
Zivilschutzalarm
ausgerufen.
gesetzt. Am Herzog-Otto-
Ufer lag der Pegelstand am
Nachmittag stellenweise nur
noch wenige Zentimeter unterhalb der Fußgängerpromenade. Am Bethouart-Steg
wurden Polizisten postiert,
damit niemand den gesperrten Innsteg betritt.
Dramatisch war die Situation gestern im Stubaital. Die
Ruetz überschwemmte dort
Wiesen und Felder —- und bis
zum Abend bangte man um
die Medrazer Brücke in Fulpmes, bei der sich das Wasser
bereits gestaut hatte. „Die
Pegel sind relativ stark gesunken“, berichtete schließlich
Bürgermeister Andreas Gleirscher aus Neustift im Stubaital mit leichtem Aufatmen.
Auch sein Kollege Johann
Seite 3 von 28
Zillertal
Der Ziller brachte
viel Schwemmholz
mit und sorgte
für große Überschwemmungen und
Verklausungen.
Deutschmann in Fulpmes
gab am Abend Entwarnung.
Zwischenzeitlich sei es extrem eng geworden, hieß es.
Im Zillertal, wo am Samstag
noch Sandbänke und Steinbuchten am Zillerufer so
manchem Lust aufs Sonnenbaden gemacht hatten, jagten
braune, mit Schwemmholz
angereicherte Wassermassen dahin. Der Ziller hatte in Hart bereits Montagmorgen die Messmarke für
das fünfjährige Hochwasser
überschritten. Die hölzerne
Schöffstallbrücke im Bereich
Fügen/Uderns musste gesperrt werden. Auch bei der
weiter nördlich gelegenen
Zillerbrücke nach Fügen kam
es zu Verklausungen, nördlich der Zillerbrücke wurden
Osttirol
Das Inner- $ $
en R
in Matrei, stand gestem
größere Felder überflutet.
Sorgen bereitete der Haselbach, wo, wie berichtet, noch
jede Menge Schadholz nach
den Stürmen im Juli aufgearbeitet werden muss.
Weniger Glück hatte das Innergschlöss in Matrei in Osttirol, ein Almdorf rund um das
Matreier Tauernhaus. Es stand
gestern unter Wasser. Die starken Regenfälle mit Überflutungen hatten sich am Montag im Lauf des Vormittags
über den Alpenhauptkamm
ausgebreitet und verursachten auch in Osttirol Schäden.
Der Gschlössbach war über
die Ufer getreten und hatte
landwirtschaftliche Flächen
überflutet, Siedlungen waren
zum Glück nicht betroffen.
(emf, wo, jazz, co, ad, md)