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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Wider das Vergessen“, Seite 24

Linkes Bild: Präsident Allende (mit Krawatte) und sein Armeechef, General Augusto Pinochet, in einer Aufnahme vom August 1973. Zweieinhalb Wochen später griff das

Militär den Präsidentenpalast an, Allende nahm sich das Leben. Rechtes Bild: Erinnerung an die damals Verschwundenen im Zentrum von Santiago.

Foro: AFP, AFP/Bemetti

Wider das Vergessen

Am Montag jährt sich der Militärputsch in Chile
zum 50. Mal. Eine Veranstaltungsreihe in Innsbruck
erinnert an die Ereignisse und beleuchtet die Folgen.

Innsbruck - Beim Datum
11. September denken
viele Menschen an die
Terroranschläge in New
York und Washington, bei
denen 2001 mehr als 3000
Menschen starben. Doch
bis dahin verzeichneten
die Geschichtsbücher für
den 11. September vor
allem ein anderes Ereignis, nämlich den Militärputsch in Chile. Er jährt
sich heuer zum 50. Mal.
Das Militär unter Ge-

neral Augusto Pinochet
stürzte damals mit Unterstützung der USA den
demokratisch gewählten
sozialistischen Präsidenten Salvador Allende. Pinochet errichtete eine
Schreckensherrschaft.
Schon in den ersten Tagen nach dem Putsch
wurden Tausende Vertreter des linken politischen
Lagers gefoltert und ermordet; viele Schicksale
sind bis heute nicht ge-

klärt. Erst 1990, mit dem
Ende des Kalten Kriegs,
kehrte Chile zur Demokratie zurück, doch die
gesellschaftlichen und
politischen Folgen wirken
bis heute nach.

„Es hat mich immer
gestört, dass bei 9/11 alle von New York reden,
aber niemand von Chile“, sagt der Tiroler Peter
Lindenthal, der jahrelang
als Entwicklungshelfer in
Lateinamerika war. „Da

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wollte ich einen Gegenentwurf in die Öffentlichkeit setzen.“ Gemeinsam
mit Partnern — darunter
das Renner-Institut, Südwind sowie Stadt Innsbruck und Land Tirol
— organisierte er eine Veranstaltungsreihe zum Militärputsch in Chile.

Den Auftakt macht
heute eine Messe im Gedenken an die Opfer von
Gewalt und Unterdrückung. Bis Mitte Oktober
folgen ein Konzert, Filmvorführungen, Lesungen, das Fest zum chilenischen Nationalfeiertag
und zwei Vorträge von
Nina Schlosser, Chile-Ex-

pertin an der Uni Wien.
Das Programm findet sich
im Detail u. a. auf f2.com
„Die Menschen schotten sich immer mehr ab“,
beobachtet Lindenthal.
Es gehe vor allem um die
eigene Welt, um Wohlstand und Konsum. Entwicklungsländer würden
nur noch als Reiseziele
wahrgenommen. Lindenthal versteht die Veranstaltungsreihe deshalb
auch als Versuch, Menschen zum Nachdenken
über globale Zusammenhänge zu bringen. Leitmotiv sei dabei die Allgemeine Erklärung der
Menschenrechte. (floo)