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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„‚Das Gehalt reicht einfach nicht‘“, Seite 12

„Das Gehalt reicht einfach nicht“

Trotz Vollzeitjob bleibt zu wenig Geld, um mit Miete und Essen über die Runden zu
kommen. Tirols Sozialberatungsstellen zählen ein Ansteigen solcher Fälle.

Von Liane Pircher

Innsbruck —- Frau S. (Name der Redaktion bekannt) sitzt mit einem
Stapel Papieren in der
Innsbrucker Sozialberatungsstelle Barwo. Diese
gehört zum Verein für
Obdachlose und hilft in
prekären Lebenslagen.
Das Problem der 42-jährigen Mutter von zwei
schulpflichtigen Kindern
ist gegenüber der TT
schnell erklärt: Die Alleinerzieherin verdient in
Vollzeit monatlich 1400
Euro netto. Sie arbeitet
in der Wäschereibranche. Für die rund 50 m?
große Wohnung in Innsbruck zahlt die Frau 1085
€ Miete (inkl. BK), dazu kommen monatliche
Stromkosten in der Höhe

von 125 €. Von ihrem Ex-
Mann bekommt die Frau
rund 108 € Alimente monatlich. Das Geld reicht
nicht aus, um jeden Monat halbwegs gut über
die Runden zu kommen:
„Ohne Aufstocken durch

die Mindestsicherung
würde mir das Geld für
genug Lebensmittel fehlen“, sagt Frau S. Sie zählt
zu den so genannten
„Aufstockern“, das heißt,
sie bekommt von der Tiroler Mindestsicherung

Soziala:belted Lisa Wenk in der Beratung mit Frau S., die mit
Mindestsicherung „aufstocken“ muss.

Foto: PAircher

Seite 7 von 14

einen Betrag monatlich
dazu. Diesen Monat sind
es knappe 400 Euro. Das
muss sie aber jeden Monat aufs Neue beantragen: „Ich bin froh um
das Geld und auch froh
darum, dass ich zum
Schulstart eine Hilfe vom
Land bekommen habe,
gleichzeitig habe ich immer Angst, dass mir diese Unterstützung einmal
fehlen könnte. Ich würde gerne mit meinem
Gehalt unser Leben finanzieren können, aber
dafür ist einfach alles zu
teuer“, sagt Frau S.

Für Sozialarbeiterin Lisa Wenk vom Barwo ist
diese Lage kein Einzefall:
„Die Zahl jener Klienten,
die trotz Vollzeitjob mit
dem Geld nicht über die
Runden kommen, hat

zugenommen.“ Gleichzeitig sei es für viele Realität, dass sie in beengten
Wohnverhältnissen —- so
wie Frau S. mit ihren zwei
Kindern - leben müssen.
Vor allem für jene mit
Kindern sei es oft schwierig, am Innsbrucker
Wohnungsmarkt etwas
zu finden: „Viele Vermieter sagen bei einer Anfrage, die Wohnung sei zu
klein für die angegebene
Personenzahl, gleichzeitig können sich viele eine
größere Wohnung noch
weniger leisten“, sagt
Wenk. Nicht alle würden
die Kriterien für die Liste
Stadtwohnung erfüllen
bzw. seien die Wartezeiten bis zu vier Jahre: „Der
freie Wohnungsmarkt
ist für viele zu teuer“, so
Wenk.