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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_07_16_Presse_OCR
- S.12
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tirol.orf.at
Diese soziale Schieflage sei aber scheinheilig verschwiegen worden. Die
Dunkelziffer sei bei circa 30.000 Abtreibungen pro Jahr gelegen. Eine
Änderung der Gesetzeslage wurde bisher aber nicht offensiv angestrebt.
„Staat und Kirche haben über die Körper der Frauen bestimmt und das ist
für mich schon gar nicht gegangen“, meinte sie.
„Stern“-Artikel als Tabubruch
Linser arbeitete nach der Schule als Sekretärin an der Universität
Innsbruck. Sie sei zu Beginn sehr schüchtern gewesen. Wirkliche Vorbilder
für Frauen habe es kaum gegeben. „Die Frauen sind nur dargestellt worden
als Mutter, Oma oder Lehrerin. Und die Buben von erfolgreichen Männern
umgeben gewesen.“
Im Juni 1971 wurde Linser auf einen Artikel im deutschen Magazin „Stern“
aufmerksam. Unter dem Titel „Wir haben abgetrieben“ berichtete die
Coverstory von hunderten, zum Teil sehr prominenten Frauen, die sich
öffentlich zu einer Abtreibung bekannten. Darunter waren
Schauspielerinnen wie Romy Schneider oder Senta Berger.
U
ORFFür Doris Linser war die Abhängigkeit der Frau gegenüber ihrem
Ehemann eine soziale Ungerechtigkeit
Die an dieser Aktion beteiligten Frauen richteten sich gegen das deutsche
Pendant zum öÖsterreichischen Abtreibungsverbot, in diesem Fall gegen den
Paragraphen 218 im deutschen Strafgesetzbuch. Dieses Zeichen des
öffentlich vermittelten zivilen Ungehorsams war ein einzigartiger Tabubruch.
Unterschriftenaktion in Innsbruck
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