Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_07_11_Presse_OCR
- S.10
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tirol.orf.at
Das Innsbrucker Subarchiv bietet für solche historischen Quellen aus
der alternativen Szene eine Fundgrube. Amoser durchstöberte diverse
Bestände. „Materialien, die nicht unbedingt in offiziellen Archiven
vorzufinden sind, das heißt also mühsame Kleinarbeit über viele Jahre
hinweg war hier notwendig.“
Van der Bellen und der Kampf um Mitbestimmung
Speziell die Universität wurde damals zum Schauplatz im Kampf um
Mitbestimmung. Auch der spätere Bundespräsident Alexander Van der
Bellen führte diesen Kampf. Nach seinem Studium der
Volkswirtschaftslehre war er Vorsitzender des Verbandes der
Universitätsassistenten in Innsbruck.
Die starren Machtstrukturen an der Universität bekam er hautnah mit.
„Da gab es die Professoren, und irgendwo weiter unten kamen die
Assistenten und die Studierenden, es gab keinerlei Mitspracherecht für
die Nichtprofessoren“, sagte Van der Bellen einmal in einem ORF-
Interview.
Gemeinsam mit Studierendenvertretern der Österreichischen
Hochschülerschaft (ÖH) übte er in einem Offenen Brief an die
Professorenschaft Kritik. „Die Studenten und Assistenten sind keine
Bittsteller; die Demokratisierung der Universität ist kein Almosen“,
schrieb Van der Bellen gemeinsam mit dem ÖH-Vorsitzenden Alois
Aichbauer.
„Rektorat besetzt“
Später wollten die Studierenden die Räumlichkeiten der Uni nutzen
und mit Wandtafeln politische Botschaften anbringen. Doch im
Wintersemester 1972/73 schob eine Hörsaalordnung einen Riegel vor.
Die Studierenden fühlten sich mundtot gemacht.
Im Februar 1973 besetzten einige Aktivisten das Büro des Rektors. Das
Ereignis war nach wenigen Stunden beendet, führte letztlich aber zu
einer Lockerung der Regelungen. „Es war eine symbolisch aufgeladene
Aktion und es war ein einzigartiges Phänomen bis dato in der
Innsbrucker Stadtgeschichte“, so Amoser.
Zwischen Mensademo und Hausbesetzung
Vor allem in den 1970er Jahren richteten sich die Aktionen zunehmend
gegen soziale Missstände in Tirol, konkret etwa gegen zu hohe
Mietpreise und die zu hohen Lebenskosten. Zum Beispiel empörten
sich Dutzende Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einer Demo über
die nicht erfolgte Öffnung der neuen Mensa.
Bei einer Hausbesetzung, die laut Amoser als die erste in ganz
Österreich eingestuft werden könne, eigneten sich Studierende und
andere Aktivisten ein Gebäude in der Innsbrucker Schöpfstraße 24 an.
Dort wohnten manche für mehrere Jahre, um ein Zeichen gegen den
Leerstand zu setzen.
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