Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_06_24_Presse_OCR
- S.4
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Schulden-Rucksack immer schwerer“, Seite 4
Schulden-Rucksack immer schwerer
Auch 2024 war für die 277 Tiroler Gemeinden unterm Strich kein gutes Finanz-Jahr. Der Schuldenstand wuchs
um rund 46 Millionen auf 1,24 Milliarden Euro an. Im Schnitt ist jede Gemeinde bereits zu 48 Prozent verschuldet.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck —- In knapp eineinhalb Wochen ist für Tirols
rund 97.500 SchülerInnen
Zeugnis-Tag. Die 277 Tiroler Kommunen erhalten ihre Noten für das Finanzjahr
2024 bereits vorab im nun
vorliegenden, aktuellen „Gemeindefinanzbericht 2025“
des Landes. Und Letzterer
fällt — wie allseits erwartet
und befürchtet — alles andere als rosig aus. Vielmehr
unterstreicht der Bericht
aufs Neue: Tirols Gemeinden
pfeifen unterm Strich großteils aus dem letzten Loch.
Gemeindefinanzbericht
Allgemein: Alljährlich erstellt die
Abteilung Gemeinden im Amt der Tiroler Landesregierung den so genannten
„Gemeindefinanzbericht“ - jeweils für
das abgerechnete Vorjahr.
Kernelemente: Dabei werden die Einnahmen- und Ausgabenentwicklungen
der einzelnen Gemeinden, aber auch
aufsummiert auf die Bezirke wiedergegeben. Auch werden die Finanzströme
zwischen den Gebietskörperschaften
> Verschuldung: Der Schul- (Gemeinden, Land, Bund) offengelegt.
denstand aller Gemeinden
stieg 2024 um 45,8 Mio.€
auf nunmehr 1,241 Milliarden Euro. Logischer Spitzenreiter sind die Kommunen
Kernaussagen: Ein zentrales Ergebnis ist die Darstellung des Gesamt-
schuldenstandes der 277 Tiroler
Gemeinden, ergänzt durch den
des größten Bezirks Innsbruck-Land (224 Mio.€),
gefolgt vom Bezirk Schwaz
(186 Mio. €) und der Stadt
Innsbruck (174 Mio.€). Die
größte prozentuelle Schulden-Zunahme im Vergleich
zu 2023 gab es in Innsbruck-
Stadt (+9,7 %), der einzige
Bezirk mit einer Abnahme
(-0,2 %) war Innsbruck-
Land.
> Verschuldungsgrad: Der durchschnittliche Ver-
schuldungsgrad
aller Gemeinden
in Tirol stieg von
42 auf nunmehr 48
Prozent. Lediglich zehn Gemeinden gelten laut Bericht
als schuldenfrei. Es sind dies
demzufolge Unterperfuss,
Alpbach, Angath, Mariastein,
Niederndorf, Heiterwang,
Namlos, Schattwald, Zöblen
und (mit Abstrichen) Oberndorf in Tirol. Als Gemeinden
mit einem Verschuldungsgrad von 100 % werden aus-
gewiesen: Jerzens, Längenfeld, Roppen, Sautens,
Stams, Götzens, Pettnau, Polling i.T., Sellrain, Reith b.K.,
Breitenbach a.I., Kramsach,
Schönwies, Spiss, Tobadill,
Ainet, Amlach, Anras, Iselsberg-Stronach, Matrei i.O.,
Nikolsdorf, Prägraten a.G.,
Schlaiten, St. Veit i.D., Ehenbichl, Elmen, Hinterhorn-
bach, Häselgehr, Jungholz,
Musau, Pfafflar, Pflach, Stanzach, Brandberg, Gerlos,
Stans, Steinberg a.R., Stummerberg und Uderns.
> Gemeindeverbände/Haftungen: Auf die allgemeinen
Finanzschulden der Gemeinden aufgeschlagen gehören
noch jene Schulden, die Gemeindeverbänden zuzuordnen sind. Letztere werden
zum Betrieb von Bezirkskrankenhäusern, Abfallbe-
Innsbruck - Finanzreferent
und Landeshauptmann Anton Mattle (VP) weiß um die
angespannte Finanzlage der
Gemeinden, die vergangenen Jahre seien „schwierig“
gewesen. Sehr viel hänge
auch davon ab, dass der Wirtschaftsmotor Österreichs
wieder voll anspringe. Seine
Amtskollegen würden aber
„noch viel Dramatischeres“
berichten: „Denn wenn sich
die Finanzsituation in den
Tiroler Gemeinden und dem
Land Tirol zuspitzt, bedeutet
dies, dass in anderen Bundesländern die Lage sehr
ernst ist.“
Angesprochen auf den
mehrfach angekündigten
Sparkurs des Landes im künftigen Doppelbudget 2026/27,
hält Mattle fest: „Wenn man
beispielsweise bei Ausgaben, die im Sozialpaktum
„Wir stehen an der Seite der Gemeinden“
geregelt sind, einspart, dann
sinkt auch der Kostenanteil
der Gemeinden.“ Das Paktum ist ein erst 2023 bis ins
Jahr 2028 verlängerter, fixer
Finanz-Schlüssel zwischen
Land (65%), Gemeinden und
Stadt Innsbruck (35%) für
Sozialbereiche (Bsp.: Mindestsicherung). Mattle gibt
sich dennoch optimistisch:
„Wir stehen an der Seite der
Gemeinden.“ (mami)
Landeshauptmann und Finanzreferent Anton Mattle (VP). Foto: Bönm
Seite 4 von 10
seitigung oder auch
Schulen gegründet. 2024 waren das rund 235,3 Mio. €.
Des Weiteren haben Tirols
Kommunen für ausgelagerte
Bereiche Haftungen in der
Höhe von 670,3 Mio. Euro
ausstehend.
> Einnahmen/Ausgaben:
Eine Erklärung für die steigende Schuldenlast der Tiroler Gemeinden liegt im
allgemeinen Missverhältnis zwischen Einnahmen
und Ausgaben. 2024 stiegen
die Einnahmen in Summe
auf 3,227 Milliarden Euro
(+7,2 %) an, ebenso jedoch
auch die Ausgaben (3,311
Mrd.€; +8 %). Der größte
Ausgabenposten sind Personal- und Sozialaufwendungen: 737 Mio.€. Zum Vergleich: 2022 lag dieser noch
bei 586 Mio.€. Der Anteil
an den gemeinschaftlichen
Bundessteuern („Abgabenertragsanteile“) stieg leicht auf
1,029 Mrd. € an.
Schuldenstand ausgelagerter
Gemeindeverbände sowie
allfällige Haftungen.
> Gemeindeabgaben: Erfreulich aus Sicht der Gemeinden ist die Entwicklung
bei den exklusiven „Gemeindesteuern“. Darunter fallen
etwa Grundsteuer A und B,
die Kommunalsteuer oder
auch die Freizeitwohnsitzabgabe. Selbige nahmen im
Vorjahr um knapp 7 % zu und
führten so zu Einnahmen von
rund 577 Mio. €.
> Transferleistungs-Delta:
Weniger erfreulich ist das
Delta zwischen jenen „Finanz-Transfers“, welche von
den Gemeinden ans Land
gehen (Bsp.: Sozialbeiträge, Landesumlage, Gesundheitsfonds, Krankenhäuser),
und jenen, welche Land und
Bund an die Kommunen tätigen. Während die Kommunen 618,8 Mio. € überwiesen
(+14,8 %), kamen von Land
(504,4 Mio.€) und Bund
(105,6 Mio. €) nur 610 Mio. €
wieder retour - ein Minus zulasten der Gemeinden von 8,8
Mio. €. Am positivsten ist der
Transfer-Saldo für den Bezirk
Innsbruck-Land (+17 Mio. €),
am negativsten für die Landeshauptstadt (-36,2 Mio. €).