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Tiroler Tageszeitung

„Innsbruck setzt auf die Sonne“, Seite 17

Innsbruck setzt auf die Sonne

Immer öfter werden auf Dächern und Fassaden in der Stadt Photovoltaik-Anlagen verbaut.
Für das Netz ist das eine Herausforderung, jede Einspeisung beansprucht es zusätzlich.

Innsbruck - Der Ausbau der
erneuerbaren Energien hat
sich auch in Innsbruck in den
letzten Jahren beschleunigt.
„Wir sind stolz, dass wir in
Innsbruck eine exponentielle
Entwicklung im Bereich Photovoltaik (PV) verzeichnen.
Mit dem derzeitigen Bestand
können wir 16.700 Haushalte
versorgen“, schildert Bürgermeister Johannes Anzengruber. Deutlich zeigt sich das
bei der Zunahme der Anlagen: Waren es 2017 noch 347,
so sind es derzeit bereits 2000.

Auf Innsbrucks Dächern und Fassaden erzeugen PV-Anlagen mehr
als 40 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr.
Die Innsbrucker Kommunalbetriebe GmbH beschäftigt
sich seit 2011 mit dem Ausbau von Photovoltaik-Anlagen, erläutert Vorstandsvorsitzender Helmuth Müller.
Auf Flächen und Dächern
von IKB und Stadt befinden
sich rund 100 Anlagen, alleine die IKB betreibt 35 eigene. Eine große PV-Anlage in
Innsbruck ist auf dem Haus
der Musik verbaut, auf dem
Patscherkofel liegt eine der
höchstgelegenen Anlagen Tirols. Weitere sind in Planung.

Die Herausforderungen
sieht Müller klar in der Netzbelastung: „Die Netze müssen
heute deutlich mehr können
als früher. Wir investieren
laufend in den Ausbau und
die Wartung.“ Das kann auch
Roland Tiwald, Geschäftsbereichsleiter Strom-Netz bei
der IKB, bestätigen. „Die Anlagen sind in den vergangenen
Jahren günstiger und besser
geworden, was den Trend zur
ökologischen Stromversorgung verstärkt hat“, erklärt
der Stromexperte. Das habe
die IKB als Netzbetreiber gefordert, um den Zugang auch
technisch möglich zu machen.

Stromanbieter müssen sich
künftig noch mehr mit der
Netzstabilität befassen. Die
Strompaneele produzieren oft
mehr Strom, als verbraucht
wird. Der Überschuss wird
automatisch ins Netz eingespeist, was zum Problem werden kann. An sonnigen Tagen
droht ein „Solarinfarkt“, also
eine Überlastung des Stromnetzes durch zu viel Sonnenstrom. „Es muss also ein
vernünftiger Verbrauch angedacht werden“, appelliert
Tiwald. Die IKB habe aber ein
sehr starkes Netz, beruhigt er

40

wattstunden
erzeugen die PV-
Anlagen auf Innsbrucks Dächern
und Fassaden
jedes Jahr.

im selben Atemzug. „Wir warten das Netz laufend und können neue PV-Anlagen rasch
anschließen.“

Künftig stehen aber nicht
nur Privathaushalte, sondern
auch die Stadt vor der Frage,
wie man den erzeugten Strom
bestmöglich nutzt und vor allem speichern kann, was derzeit vor allem nachts und in
Kälteperioden ein Problem
darstellt. „Auch bei den Speichern hat sich in den letzten
Jahren sehr viel getan, es ist
großes Potenzial da“, weiß
Müller. Ein generelles „Zu-

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Millionen Kilo- a

pflastern“ von Dächern sei
trotz der Euphorie für Sonnenstrom nicht angeraten. „Wir
müssen genau überlegen, wie
wir künftig speichern, und

2000
PV-Anlagen sind
an das Stromnetz
der IKB angebunden, bei 20 davon
musste das Netz
vorher verstärkt
werden.

Fots Anl Speinger

auch über Energiegemeinschaften nachdenken, damit
untereinander schon eine gute
Verteilung erfolgt“, glaubt Anzengruber. (rena)

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