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Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„Hätte am Landestheater früher eingegriffen“, Seite 12
3.4.2025

„Hätte am Landestheater
früher eingegriffen“

Ex-Landesrätin Beate Palfrader über die Lehren aus dem Führungsstreit
und die Umstände der Bestellung von Intendantin Irene Girkinger.

Von Markus Schramek

Innsbruck — Beate Palfrader
war bis Herbst 2022 ÖVP-
Kulturlandesrätin. In dieser
Funktion bestellten sie und
der damalige Innsbrucker
Bürgermeister Georg Willi
(Grüne) Irene Girkinger zur
neuen Intendantin des Tiroler Landestheaters (TLT). Das
war im November 2021. Und
diese Entscheidung verteidigt
Palfrader auch heute.

Die Kür Girkingers sei auf
Basis eines Dreiervorschlags
(zwei Frauen, ein Mann) gefallen, „den uns eine hochkarätige Jury vorgelegt hat“, erklärt
Palfrader der TT. Besagter
Jury gehörten u.a. Bettina
Hering, die frühere Schauspielleiterin der Salzburger
Festspiele, und Ex-Burgtheaterchefin Karin Bergmann an.
Palfrader: „Die Tendenz der
Jury ging ganz klar in Richtung Irene Girkinger.“

Streit intern regeln

Den monatelangen Konflikt
Girkingers mit dem kaufmännischen Direktor Markus Lutz,
erst vor wenigen Tagen mit
einer Art Friedensvertrag für
beendet erklärt, hat Palfrader
natürlich mitverfolgt: „Ich finde es nicht in Ordnung, dass
dieser Streit nach außen getragen wurde. Das wäre intern zu regeln gewesen.“ Dass
zwischen Girkinger und Lutz
Mediatoren anrücken mussten, sei kein alltäglicher Vorgang. „So etwas habe ich in
meiner Zeit in der Landesregierung nicht erlebt. Und ich
glaube nicht, dass das bei mir
notwendig gewesen wäre. Ich
hätte früher eingegriffen.“

öa. A

November 2021: Kulturlandesrätin Beate Palfrader (r.) und der damalige Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi

machen Irene Girkinger zur neuen Intendantin des Tiroler Landestheaters.

‚ Ich hätte es mir
schon zugetraut,

Tirols erste Landes-

hauptfrau zu werden.“

Beate Palfrader (ÖVP-Landesrätin von 2008 bis 2022)

Palfrader ist bei Vorstellungen im TLT immer wieder zu
Gast. Sie ist der Ansicht, dass
man Intendantin Girkinger
arbeiten lassen soll. „Sie ist
geholt worden, um spartenübergreifende Stücke auf die
Bühne zu bringen und den
Bereich junges Theater zu
stärken“, ruft Palfrader in Erinnerung. „Wenn die Politik
jetzt etwas anderes will, dann
soll sie es sagen.“

Dass Girkinger viel neues
künstlerisches Personal ins
Haus brachte, „ist im Theater
ganz natürlich“, findet die Ex-
Politikerin. Das gelte auch für

die umstrittene Ablöse des populären Tanztheaterchefs Enrique Gasa Valga: „Eine solche
Entscheidung steht einer neuen Intendanz zu.“

Kein Gassenhauer-Fan

„Ich bin kein Fan von Gassenhauern“, betont Palfrader, wohl in Reaktion auf Parteifreund LH Anton Mattle,
der sich „Gassenhauer sowie
Gewohntes und Vertrautes“
im Programm des TLT gewünscht hat. Palfrader sieht
das Landestheater hingegen
als „Flaggschiff, das mit Experimenten vorangehen muss“,
Aufregung über manches
Stück gehöre dazu: „Es kann
nicht jedem alles gefallen.“
Ein Besucherrückgang wie
am TLT sei „seit Corona auch
an vielen anderen Theatern
zu verzeichnen“.

Von der Politik hat sich Palfrader verabschiedet, obwohl

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Foto: Land Trol/Pötzi

sie „es sich schon zugetraut
hätte, Tirols erste Landeshauptfrau zu werden“. Nachsatz: „Aber wahrscheinlich
war die Zeit in Tirol bei der
Landtagswahl 2022 noch
nicht reif dafür."

Seit zwei Jahren ist die studierte Juristin, Ex-Lehrerin
und nunmehrige Politpensionistin ehrenamtliche Obfrau
des Theater Verbands Tirol,
des Dachverbands der Laienbühnen. Kein Zufall, denn
seit jungen Jahren steht Palfrader selbst als Schauspielerin auf der Bühne.

Nach Gastspielen in Fügen
(„Der Kalendermann“, 2023)
und Schwaz („Späte Gegend“,
2024) ist Palfrader heuer ab
20. Juni beim Festival Stummer Schrei in Stumm im komödiantischen Fach zu sehen:
als „Boandlkramer“ vulgo Tod
in „Der Brandner Kaspar und
das ewig’ Leben“.