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Jahr: 2025

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Tiroler Tageszeitung

„Ergibt ein Tunnel unter dem Bahnhof Sinn?“, Seite 21

STAND

Unterführung Innsbrucker Hauptbahnhof

PUNKTE

Kosten

ÖBB und Stadt sprechen von 45 bis 55 Millionen
Euro bzw. 40 bis 60 Millionen Euro Kosten für die
Unterführung. Allein die Planung würde 2,1 Mio.
Euro kosten, heißt es.

Umbau steht bevor

Der Innsbrucker Hauptbahnhof sol!!
groß umgebaut werden. Wann dies
starten soll, ist noch nicht bekannt. Die
ÖBB sind in der Phase der Planung.

Frank Donner von der Radlobby Tirol wür- 77
de sich über einen Radweg unterm Haupt- V
bahnhof freuen.

Innsbruck — Seit Jahren verhandeln ÖBB, Stadt Innsbruck
und Land Tirol über das Megaprojekt des Umbaus von
Haupt- und Frachtenbahnhof.
2032 soll der Brennerbasistunnel in Betrieb gehen, bis dahin
muss in Innsbruck ein Interventions- und Instandhaltezentrum errichtet werden.
Auch die Bahnsteige werden
geb die Gleisanlag
modernisiert. Im Zuge des
Gesamtumbaus könnte dann
auch eine neue Fuß- und Radwegunterführung unter dem
Bahnhof entstehen. Wenn es
eine Einigung gibt.

Noch ist völlig unklar, wie
das Projekt genau aussehen
könnte. Eckpunkte gibt es:
Der Tunnel, der die Stadtteile Wilten und Pradl verbinden soll, wäre offenbar
an die 300 Meter lang. Fußgänger und Radfahrer sollen
ihn nutzen, aber auch Reisende bis zu den Bahnsteigen ihrer Zugverbindungen.

Wird eine so lange

Unterführung
genutzt oder haben
Menschen, etwa

Fußgänger, in
Tunneln Angst?

Frank Donner (Radlobby):
Eine gemeinsame Nutzung
von Rad- und Fußverkehr
funktioniert gut und ist nicht
gefährlich, wenn die Bereiche
klar getrennt, ausreichend
breit und eindeutig markiert
sind. Eine parallele Nutzung
durch Rad- und Fußverkehr
ist sicher und konfliktfrei.
Erfolgreiche Beispiele gibt es
etwa beim Bahnhof in Lienz.

Stadtpsychologin Cornelia Ehmayer-Rosinak weiß, wie es sich in Städten besser
leben lässt.

Ergibt ein Tunnel unter
dem Bahnhof Sinn?

Für Frank Donner von der
Radlobby ist eine unterirdische
Verbindung von Wilten nach
Pradl durchaus sinnvoll.
Stadtpsychologin Cornelia
Ehmayer-Rosinak ist skeptisch.

In Bergen/Norwegen wird
ein Radtunnel auch von JoggerInnen genutzt, um schnell
aus der Stadt ins Grüne zu
kommen. In Innsbruck können Joggerinnen durch den
Tunnel und dann Richtung
Bretterkeller bzw. Sillschlucht
laufen. Das wäre auch ein
touristischer Mehrwert.

Stichwort: Angst-
Raum. Wie können
sich Frauen und
Kinder im Tunnel
sicher fühlen?

> Cornelia Ehmayer-Rosinak (Stadtpsychologin):
Die Passage zu den Bahnsteigen wird von allen Reisenden frequentiert — also
auch von Frauen, Kindern,
älteren Menschen. Wenn
der Abschnitt des zweiten
Teils beleuchtet ist, kann er
allerdings - besonders bei
geringer Frequenz - ein subjektives Unsicherheitsgefühl erzeugen, vor allem bei
Fußgängerinnen. Die Gefahr
eines Angst-Raums könnte gegeben sein. Zur Erklärung: Ein Angst-Raum ist
ein öffentlicher Raum, der
subjektiv als unsicher empfunden wird.

Von Verena Langegger

> Frank Donner (Radlobby):
Eine moderne Unterführung
kann durch Lichthöfe, Offenheit und Sichtachsen hell und
einladend gestaltet werden.
Zudem könnten Lichthöfe zu den Bahnsteigen nicht

nur Tageslicht ermöglichen,
sondern auch Blicke von
Passagieren in die Unterführung - das stärkt das Sicherheitsgefühl. Gute Lösungen
haben keine verwinkelten
Bereiche oder toten Winkel.

Beispiel der Unterführung in Innsbruck Richtung Sillpark. Genutzt wird sie
von Fußgängem, Radfahrer schieben ihre Räder.

Foto: Rita Falk

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Vergleichbare Projekte — etwa
Kaisantunneli (Helsinki) oder
der Tunnel beim Stationsplein in Utrecht — zeigen, wie
so etwas sicher und hochwertig funktioniert.

Wie könnten
Stadtteile noch
verbunden werden?

> Frank Donner (Radlobby):
Eine Brücke über den gesamten Bahnhof war über Jahre in
Diskussion, ist jedoch technisch ebenfalls aufwändig,
städtebaulich ungleich massiver und schlechter mit den
Bahnsteigen verknüpfbar.

> Cornelia Ehmayer-Rosinak (Stadtpsychologin):
Unterirdische Räume werden (von Menschen) grundsätzlich ungern genutzt, da
das Gefühl eingeschränkter Fluchtmöglichkeiten
besteht. Grundsätzlich gilt
stadtpsychologisch aber:
Überführungen statt Unterführungen. Denn Bewegung an der Oberfläche
wird von Menschen bevorzugt. Dazu sollte es ausreichend Platz für Fußgänger
geben. Davon profitieren
Frauen, Kinder und mobi-

litätseingeschränkte Menschen besonders.

Was tun gegen eine

n

des Tunnels?

> Frank Donner (Radlobby): Bei einer offenen, klar
einsehbaren Gestaltung ohne
Nischen gibt es keine attraktiven Orte für ungewollte Nutzung. Lichthöfe mit Einblick
von oben könnten den Raum
transparent machen —- und
werden damit zusätzlich unattraktiv für Zweckentfremdung. Durch die ursprünglich
geplante Brücke könnte diese
Sichtbarkeit auf ganzer Länge nicht so gut gewährleistet
werden.

> Cornelia Ehmayer-Rosinak (Stadtpsychologin): Saubere, öffentlich zugängliche
WCSs in der Nähe helfen etwa,
eine Zweckentfremdung zu
vermeiden.

Fotos: STADTpsychologle/Weschta, Radliobby, Aul Springer