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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_03_24_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Die Pflege macht erneut Druck“, Seite 4
Die Pflege macht erneut Druck
Schwerarbeiter-Pensionen in der Pflege werden fast immer verwehrt. Das könnte sich mit der neuen Regierung
ändern. Eine Tirolerin reaktiviert nun die Petition „Pflege ist Schwerstarbeit“, 166.000 Unterstützer hat sie bereits.
Von Liane Pircher
Innsbruck — Laut neuem Regierungsabhkommen sollen
Pflegeberufe künftig in die
Sch rbeitsregelung aufgenommen und soll für Pflegekräfte damit der Zugang zu
einer entsprechenden Pension (vor 65) vereinfacht werden. Diese Ankündigung hat
die Tiroler Diplom-Pflegerin
Carolin Astner wieder tätig
werden lassen: Sie hat vor einer Woche ihre Online-Petition „Pflege ist Schwerstarbeit”
mittels der zivilgesellschaftlichen Kampag) ganisati
on #aufstehn wieder aktiviert.
Bereits vor zwei Jahren hatte
sie rund 85.000 Unterschriften gesammelt und
diese dem damaligen
Gesundheitsminister Johannes Rauch
(Grüne) in Wien übergeben. Was seitdem
bundesweit passiert
ist? Nichts.
Enorme Belastung
Nun haben binnen
weniger Tage Tausende die Petition
unterzeichnet, aktuell sind es knapp über
166.000. „Es muss
endlich was passieren, damit möglichst
viele diesen Beruf
unter besseren Bedingungen ausüben
können”, so Astner.
Viele PflegerInnen
würden sagen, dass
sie den Gesundheitsberuf in Vollzeit neben ihren Alltags- und
Familienaufgaben über Jahre
einfach nicht (mehr) aushalten. Besonders in den letzten
Jahren bis zur Pensionierung
spitze sich das oft zu. „Je nach
Station ist es eine sehr kräfteraubende Arbeit und man
könnte mit der Anerkennung
als Schwerarbeit eine bessere Perspektive schaffen, dass
möglichst viele in ihrem erlernten Beruf bleiben”, sagt
Carolin Astner.
Dass Beschäftigte in Pflegeberufen systematisch benachteiligt und ihre Anträge
auf Schwerarbeitspension
fast durchgehend abgelehnt
auch
Jahre
werden, erlebt man beim
ÖGB Tirol seit Jahren. Die Gewerkschafter werden immer
wieder in Fällen tätig, in denen die Pflegearbeit von der
(PVA) nicht als Schwerarbeit
anerkannt wird. Zuletzt, so
der ÖGB, habe man zumindest bei einem Pfleger, der
jahrzehntelang in der Langzeitpflege tätig war, einen Erfolg erzielt: Allerdings brauchte es dafür den Nachweis von
Dienstplänen der letzten 20
Jahre inklusive Stockeinteilungen sowie die jeweiligen
Pflegestufen der zu Pflegen-
Wegen Personalnot in der Pflege müssen derzeit viele OP-Termine an
der Klindk Innsbruck abgesagt werden. Aus Sicht des Pflegepersonals
muss mehr getan werden, damit man den Beruf über Jahre gut praktizleren kann. Die Bedastungen würden steigen.
den. In einem anderen Fall
war die Pflegerin zwar in einem Ausmaß von 82,5 Prozent
(33 Wochenstunden) beschäftigt, aber aufgrund von Teilzeit wurden die Bedingungen
für eine Schwerarbeitspension nicht erfüllt. Gutachter
werten nämlich lange und belastende 12-Stunden-Schichtdienste „nur” als einen Tag.
Verzweifelte Antragsteller
Spricht man mit Pflegerin
Astner, dann erfährt man,
dass viele „deshalb in Teilzeit arbeiten, weil sie ohnehin
ständig wegen Ausfällen ein-
Tatze: Troman Batım
springen müssen. Das System
stimmt nicht.” Laut ÖGB gibt
es viele verzweifelte Antragsteller: „Die Regelungen sind
ein unzumutbarer Aufwand
für alle Beteiligten. Hier geht
es darum, die Branche attraktiv für BerufseinsteigerInnen
zu gestalten, aber auch darum,
bestehendes Personal zu halten”, sagt ÖGB-Vorsitzende
Sonja Föger-Kalchschmied.
Der Beruf sei schön, aber
physisch und psychisch anstrengend, sagt Ines Viertler.
Landessprecherin des Österreichischen Gesundheitsund Krankenpflegeverbands
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W Auf lange Sicht ist der
in Vollzeit ohne gesun
(ÖGKV). Sie verweist auf eine
Studie, die zeigt, dass rund 84
Prozent der befragten Pflegeteams aufgrund der hohen
Arbeitsbelastung und wegen
Personalmangel „teils notwendige Patienten-Versorgungen weglassen müssen“.
Vehement hinter Pflege als
Schwerarbeit stellt sich die
Liste Fritz. Man müsse die
Pflege, wie ursprünglich, wieder als Schwerarbeit einstufer: „Pflege ist eine körperlich
und psychisch belastende
Arbeit. Bis 65 Jahre ist das in
vielen Fällen nicht durchzuhalten”, sagt Parteiobfrau An-
Schnaid.
drea H. I hnexder.
Schon jetzt sei es so, dass viele auf 80 Prozent eingestuft
seien, um nicht in eine Dauerüberlastung zu kommen.
Durch das viele Einspringen
kämen viele ohnehin auf Vollzeit. Pflegerin Astner will ihre Petition jedenfalls weiter
antreiben, sobald es 200.000
Unterschriften sind, wird
sie diese an Gesundheitsministerin Korinna Schumann
(SPOÖ) überreichen. Man müsse dranbleiben, damit es tatsächlich zur Umsetzung der
Ankündigung und damit zur
Reform kommt, sagt Astner.