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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_03_12_Presse_OCR
- S.9
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Tiroler Tageszeitung
„Ein Frieden mit Kündigungsoption“, Seite 13
Ein Frieden mit Kündigungsoption
Nach monatelangem Konflikt will sich das Führungsduo des Tiroler Landestheaters nun wieder vertragen
und gemeinsam weitermachen. Eine Vereinbarung soll für Ruhe hinter den Kulissen sorgen.
Von Markus Schramek
Innsbruck — Irene Girkinger,
die Intendantin des Tiroler
Landestheaters (TLT), und
ihr Co-Geschäftsführer Markus Lutz haben sich zusammengerauft. Nach offenbar
überstandener, heftiger Auseinandersetzung machen sie
gemeinsam an der Spitze von
Tirols größtem Kulturbetrieb
weiter. Beide mussten jedoch
eine Vereinbarung unterschreiben, um künftige Konflikte zu vermeiden.
Der offizielle Akt des Friedensschlusses fand Dienstagmittag im Großen Haus des
TLT statt. Durchaus sinnbildlich. Die geheimnisvolle Atmosphäre - auf der Bühne war
gerade Beleuchtungsprobe
‚ ‚ Die Konflikte sind
nun bereinigt. Es
wurde ein gemeinsamer
Weg gefunden.“
Anton Mattie
(Landeshauptmann)
für die kommende Oper „Eugen Onegin“ - passte zur unklaren Zukunft, die lange Zeit
rund um Girkinger und Lutz
herrschte. LH Anton Mattle
(ÖVP) und der Innsbrucker
Bürgermeister Johannes Anzengruber (Liste JA), die beiden politisch Verantwortlichen für das TLT, posierten
mit Lutz und Girkinger für
eine Art Familienfoto. Damit
sollte signalisiert werden: „Alles wieder in bester Ordnung.“
Erfahrung und Neues
Mattle sprach gegenüber der
TT davon, dass, nach vielen
Wochen der Mediation, „die
Konflikte nun bereinigt sind.
Es wurde ein gemeinsamer
Weg gefunden.“ Der LH zählt
auf die Erfahrung von Lutz,
der seit 2015 im Haus ist, und
von Girkinger, die seit ihrem
Antritt im Herbst 2023 „viel
Neues mitbringt“.
Stadtchef Anzengruber bemühte für den Streit das Bild
einer Familie. Es habe etwas
gedauert, doch nun gebe es
am TLT „ein tolles Team“.
Intendantin Irene Girkinger und der kaufmännische Direktor Markus Lutz (Bildmitte) leiten das Tiroler Landestheater gemeinsam auch in Zukunft. Den
politischen Segen von LH Anton Mattle (I.) und Bürgermeister Johannes Anzengruber haben die beiden.
Ihm sei es darum gegangen,
„Strukturen und Organisation wie in einem Unternehmen ins Theater zu bringen“.
Anzengruber wiederholte
seine Forderung nach einem
Benchmark-Vergleich mit
anderen Theatern. Dabei soll
untersucht werden, was anderswo erfolgreich läuft.
„Wir befinden uns künstlerisch auf einem guten Weg“,
erklärte Intendantin Girkin-
‚ Auch das Publikum
muss sich erst an
eine neue künstlerische
Ausrichtung gewöhnen.
Das braucht Zeit.“
Irene Girkinger (Intendantin des
Tiroler Landestheaters)
ger. Das Haus errege überregional Aufmerksamkeit. Mit
Lutz habe sie „eine gute Ba-
sis für die Zusammenarbeit“
gefunden, mit „Kompromissen und Anpassungen“ in
den Zuständigkeiten. „Auch
das Publikum muss sich erst
an eine neue künstlerische
Ausrichtung gewöhnen. Das
braucht Zeit“, so Girkinger.
Vertrag wird verlängert
Lutz hatte die schlechtesten
Karten. Sein Vertrag endet
mit Herbst 2025. Nun wird
Seite 9 von 40
Fotoc Anl Springer
er bis 2030 verlängert, mit
der Option einer Kündigung
(durch Lutz selbst bzw. auch
durch Stadt und Land) per
Ende August 2026. Lutz will
nun „mein Bestes tun, um ein
stabiles wirtschaftliches Fundament für das Landestheater zu schaffen“.
Nach seinen Worten beträgt die gesamte Auslastung
aller TLT-Bühnen in der laufenden Spielzeit bisher 80
Prozent (inklusive Kammerspiele und Sinfoniekonzerte).
Es sei gelungen, AbonnentInnen zurückzugewinnen. Genaue Zahlen nannte er nicht.
Im Vorjahr lag das Abo-Minus laut Lutz bei 1200 Stück.
Gehamischte Vorwürfe
Mit seiner Kritik am künstlerischen Kurs Girkingers
brach Lutz am Ende der letzten Spielzeit den Streit erst so
richtig vom Zaun. Er und Girkinger erhoben gegenseitig
Vorwürfe, die in Form geharnischter schriftlicher Darstellungen an Mattle und Anzengruber ergingen.
Im nun geschlossenen
„Friedensvertrag“ von Lutz
und Girkinger wurden die
Kompetenzen neu geregelt.
Lutz muss die Kommunikation, intern und extern, an Gir-
‚ Ich werde mein
Bestes tun, um ein
stabiles wirtschaftliches
Fundament für das Landestheater zu schaffen.“
Markus Lutz (kaufmännischer
Direktor des Landestheaters)
kinger abtreten. Ihm bleibt
die Zuständigkeit für das
34-Millionen-Euro-Budget
und das Marketing. Damit ist
er letztverantwortlich, sollte
es wieder zu einem Besucherminus kommen. Außerdem
muss sich Lutz einen neuen
Marketingleiter suchen. Der
jetzige, Christoph Brunner,
hat gekündigt und wechselt
als neuer Geschäftsführer zu
Lech Zürs Tourismus.
Girkinger setzt sich durch
Intendantin Girkinger hat
sich weitgehend durchgesetzt. Sie hatte die Sparten
Tanz, Oper und Schauspiel
mit jeweils zwei LeiterInnen
besetzt. Diese Konstruktion
wurde im Zuge der Mediation kritisch hinterfragt. Doch
die Doppelspitzen bleiben.
Girkinger soll damit gedroht
haben zu gehen, falls daran
gerüttelt wird.
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