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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_03_11_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Gesellschaft würde ohne Frauen nicht funktionieren“, Seite 2
Gastkommentar
Gesellschaft würde ohne
Frauen nicht funktionieren
Von Katharina Mader
..
sterreich arbeitet jährlich fast
doppelt so viele Stunden unbe-
zahlt wie bezahlt - mehr als in
allen Wirtschaftssektoren zusammen.
Die Wertschöpfung unbezahlter Arbeit
beträgt 100 Milliarden Euro. Zwei Drittel
dieser Arbeit stemmen Frauen - sie tragen damit stärker zur Wirtschaftsleistung
bei als Männer. Frauen arbeiten mit 9,3
Milliarden Stunden bezahlt und unbezahlt insgesamt mehr, als es die Männer
mit 8,5 Milliarden Stunden tun. Nur
werden Frauen ihre geleisteten Stunden
deutlich seltener bezahlt und das hat
einen hohen Preis.
Weil Frauen so viel Zeit mit unbezahlter Arbeit verbringen, fehlt sie für bezahlte Jobs. Die Folge: Einkommensverluste
von 28.000 Euro pro Jahr. Außerdem
arbeiten sie häufiger in Teilzeit, auch
dadurch bekommen sie weniger Gehalt
—- Frauen bekommen im Schnitt
immer noch um 34 Prozent
katharina.mader@momentum-institut.at
Katharina Mader ist Chefökonomin
am Momentum Institut.
weniger als Männer. Während Männer
etwa zwei Drittel ihrer Arbeitszeit in
bezahlter Erwerbsarbeit verbringen, sind
es bei Frauen nur 40 Prozent. Das führt
dann später zu mickrigen Pensionen. Die
geschlechtsspezifische Pensionslücke
beträgt 40 Prozent - die durchschnittliche Frauenpension liegt fast 200 Euro
unter der Armutsgefährdungsschwelle
und knapp jede zweite allein lebende
Pensionistin lebt in Armut.
Ohne die unbezahlte Arbeit von Frauen
würde die Gesellschaft nicht funktionieren.
Dennoch fehlt jede ernsthafte Strategie, um
diese Arbeit fairer zu verteilen. Dabei kann
die Regierung zentrale Hebel in Bewegung
setzen: Die Kinderbetreuung muss ausgebaut werden. Wer kostenlose, ganztägige
Kinderbetreuung anbietet, schafft echte
Wahlfreiheit. Weiters müssen wir Arbeitszeit neu denken. „Mama schupft die Kinder
und den Haushalt und Papa schafft das
Geld ran“ ist das 50er-Jahre-Modell und
längst überholt. Ein Rechtsanspruch auf
kürzere Vollzeit (30-35 Stunden) würde
helfen, bezahlte und unbezahlte Arbeit
fairer aufzuteilen. Außerdem reduzieren
mehr Gehaltstransparenz und höhere
Mindestlöhne die Lohnlücke und machen
ungleiche Bezahlung sichtbar.
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