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Jahr: 2025

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Tiroler Tageszeitung

„Erlaubt ist, was gefällt: Das neue Normal am Gehweg“, (Leserbrief),

Seite 15

EFrlaubt ist, was gefällt: Das
neue Normal am Gehweg

Thema: Private Umfrage: Warum
fahren Radler auf Gehsteigen?

arum benutzen Lenker

zweirädriger Leichtfahrzeuge zunehmend den
Gehsteig und nicht — wie vorgesehen — die Fahrbahn? Um
dem nachzugehen, startete ich
eine Befragung vor Ort. Hier
die originellsten Antworten der
Radler (die Begründungen der
E-Scooter-Lenker waren nach
Aggressions- und reziprokem
Intelligenzgehalt im Mittel
substanzreicher, allerdings
überwiegend druckunreif):
„Weil ich gleich da vorn wohne“ war eine der häufigsten
Begründungen. Folgende Antwort gibt zu denken: „Um diese Tageszeit ist es mir auf der
Fahrbahn bei den Autos zu gefährlich.“ Weitere bemerkenswerte Statements: „Fragen S$’
das den Bürgermeister, warum da kein Radweg ist.“ „Lass

mich doch in Ruh. Ich muss
pünktlich in der Arbeit sein.“
„Ich komm’ aus München,
dort ist das erlaubt. Hier nicht?
Echt?“ Es kommt noch besser:
„Ich fahr’ am Gehsteig grundsätzlich nur Schritttempo.“
„Wenn wir beide ein bissl aufpassen, haben wir beide Platz.“
Einer meinte sogar: „Irgendwo
sollte doch jeder ein bissl die
Sau rauslassen dürfen.“
Rückblende auf das Jahr
1985: Als in deutschen Städten
die ersten Radwege aufkamen,
wurden „hineinparkende“
Autofahrer mit dem Pickerl
„Parke nicht auf unseren Wegen“ ermahnt — durchaus erfolgreich. Diese Initiative gibt
es heute noch. Als Vorlage
für „Fahre nicht auf unserem
Gehsteig“ ist sie allerdings nur
bedingt geeignet, weil sich das
Beklebe-Objekt ja bewegt.
Weichen Stadtradler auf Flächen aus, die „schwächeren

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Gegnern“ vorbehalten sind,
kann man das als Feigheit Einzelner ansehen, aber vielleicht
treffender über einen gesamtgesellschaftlichen Trend erklären: Denn als neues Normal
gilt offensichtlich „Erlaubt ist,
was gefällt“ — mit Betonung
auf „mir“. Im Sinne von: „Ich
nehme mir, was ich kriege.
Der Schwächere soll schauen,
wo er bleibt. Das macht doch
jeder so.“ Zum Abschluss ein
hoffnungsvoller Blick auf das
begonnene Jahr. Ein geschätzt
15-jähriger Downhiller versicherte (glaubhaft): „Werd’ ich
googeln, ob das stimmt (dass
man am Gehsteig nicht radeln darf). Und wenn ich eine
‚strong rule‘ (Regel mit Verbindlichkeitscharakter?) dazu
finde, schick’ ich sie in meine Gaming-Gruppe. Versprochen, Alter.“

Martin Steiner, 6020 Innsbruck