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Jahr: 2024
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- S.8
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Tiroler Tageszeitung
„Anzengruber lockt Mattle in Sachen Landestheater“, Seite 15
Anzengruber lockt Mattle
in Sachen Landestheater
Es handle sich um ein Landestheater, kein Stadttheater, sagt der
Innsbrucker Bürgermeister. Und macht dem Land ein Angebot.
Von Markus Schramek
Innsbruck —- Der Innsbrucker
Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA) lässt einen
(politischen) Ballon steigen.
Er „wäre nicht beleidigt“,
wenn das Land der Stadt
„ein paar Anteile“ des Tiroler
Landestheaters (TLT) abkaufen würde, erklärt Anzengruber im APA-Interview.
Als Begründung führt das
Innsbrucker Stadtoberhaupt
eine namentliche Tatsache
ins Treffen: „Es heißt Landestheater und nicht Stadttheater.“ Die Stadt zahle mit
45 Prozent für den laufenden
Betrieb aus der Sicht Anzengrubers „sehr viel“.
Seit 20 Jahren Usus
Anzengruber rüttelt damit,
zumindest sanft, an einem
Verteilungsschlüssel, der seit
fast 20 Jahren unangetastet
blieb. Im Jahr 2005 gründeten
Land und Stadt die „Tiroler
Landestheater und Orchester GmbH Innsbruck“. In der
Verantwortung dieser GmbH
befinden sich seit Beginn das
Landestheater und das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck (TSON. Später kamen,
als Tochtergesellschaft, die
Festwochen der Alten Musik
dazu sowie das 2018 eröffnete Haus der Musik.
Die Kosten für den laufenden Betrieb (= die Personalkosten) der genannten
Kostenschlüssel
Land und Stadt teilen sich
die Personalkosten der
„Tiroler Landestheater und
Orchester GmbH Innsbruck“
im Verhältnis 55:45.
Im laufenden Jahr beträgt
der Zuschuss des Landes
in Summe 19,4 Millionen
Euro, jener der Stadt 15,9
Millionen Euro. Landestheater, Symphonieorchester,
Festwochen und Haus der
Musik sind darin inkludiert.
2025 erhöhen sich die Zahlungen auf 21,2 Mio. beim
Land und auf 17,3 Millionen
bei der Stadt Innsbruck.
Landeshauptmann Anton Mattle (I.) und Bürgermeister Johannes Anzengruber teilen sich die Personalkosten für
das Tiroler Landestheater im Verhältnis 55:45. Anzengruber würde das geme ändern, Mattle winkt ab. Foto: Bähm
Kultureinrichtungen decken
seither zu 55 Prozent das
Land Tirol und zu 45 Prozent
die Stadt (siehe Kasten).
Budgetmittel freischaufeln
Schon länger wird kolportiert, dass Anzengruber die
Ausgaben für das Tiroler Landestheater zurückfahren will,
zumal die Auslastung in der
letzten Saison zu wünschen
übrig ließ: Die Stadt muss
sparen, und so würden budgetäre Mittel für andere Bereiche frei. Von der 7T dazu
befragt, weist Anzengruber
eine mögliche Kürzung des
Zuschusses von sich. Er verweist auf die zuletzt gestiegene Auslastung des Theaters
durch Produktionen wie „Romeo und Julia“ und „Hair“.
Bleibt noch der Konflikt
an der Spitze des Theaters,
für die Politik ein Ärgernis
der Sonderklasse. Anzengru-
ber und Landeshauptmann
Anton Mattle (ÖVP) versuchten sich wiederholt als
Krisenfeuerwehr zwischen
Intendantin Irene Girkinger
und dem kaufmännischen
‚ Das Land möchte
die gute Koope-
ration mit der Stadt zu
den bestehenden Bedin-
gungen fortführen.“
LH Anton Mattlie (ÖVP)
Direktor Markus Lutz. Als
der Weisheit vorläufig letzter Schluss wurde dem verkrachten Führungsduo des
Theaters eine Mediation verordnet. Diese läuft seit bald
zwei Monaten.
Nicht nur vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, dass Mattle, mit dem
Landesbudget ebenfalls gehörig unter Spardruck, sich
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hütet, dem Lockruf aus dem
Rathaus zu folgen. Was hätte er politisch davon, mehr
Anteile am TLT-Komplex zu
erwerben und somit noch
mehr für das Landestheater
zahlen zu müssen?
Knapper Kommentar
Und so fällt die Reaktion des
Landeshauptmanns, überbracht in knapper, schriftlicher Form durch seinen Sprecher, eindeutig abschlägig
aus: „Es gibt keine Gespräche zwischen Land und Stadt
bezüglich der Anteile an der
Tiroler Landestheater und
Orchester GmbH Innsbruck.
Das Land möchte die gute
Kooperation mit der Stadt
in gewohnter Manier und zu
den bestehenden Bedingungen fortführen.“
Ende der Durchsage. Bürgermeister Anzengrubers
Ballon geht die Luft aus.