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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_12_13_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„Aufschrei der Kultur blieb folgenlos“, Seite 14
Aufschrei der Kultur blieb folgenlos
Vor einem Jahr protestierte die freie Kulturszene gegen die Förderungspolitik des Landes. Mehr Geld für
die Freischaffenden gibt es aber auch 2025 nicht. Landeseigene Betriebe verzeichnen dagegen Zuwächse.
Von Markus Schramek
Innsbruck — Ausgedruckt ist
das Tiroler Landesbudget
für 2025 eine richtig dicke
Schwarte. Fans ellenlanger
Tabellen kommen bei der
Durchsicht auf ihre Kosten.
Wer aber nach Details sucht,
um herauszufinden, wofür
das Land wie viel Geld auszugeben gedenkt, kann in dem
Zahlendschungel leicht verloren gehen. Selbst ein erfahrener Abgeordneter wie Markus Sint, der Klubobmann
der Liste Fritz, hat seine liebe
Müh’. „Das Budget des Landes ist alles andere als transparent“, kritisiert er. „Das ist
wohl absichtlich so.“
Mehr als 300 Budgetzeilen
tragen nach den buchhalterischen Recherchen Sints
den nichtssagenden Verwendungszweck „Sonstige“ oder
„Zuwendungen an privatwirtschaftliche gemeinnützige Einrichtungen“. Wohin
das (Steuer-)Geld konkret
fließen soll, ist aus diesen
Angaben nicht ersichtlich.
Mehr gibt es für die Großen
Sint hat sich auf die Suche
nach geplanten Ausgaben für
den Kulturbereich gemacht.
Dazu musste er das gesamte Budget durchforsten. Das
Fazit des Oppositionspolitikers fällt nüchtern aus: „Ich
sehe eine massive Ungerechtigkeit darin, dass große Kul-
turtanker wie das Landestheater und die Landesmuseen
alljährlich höhere Zuschüsse
erhalten, um gestiegene Personalkosten abzudecken. Die
Budgetmittel für die freie Kul-
turszene stagnieren dagegen.
Auch die freie Szene hatte
und hat mit gestiegenen Kosten zu kämpfen.“
Eine Anfrage der TT bei
Landeshauptmann Anton
Geplante Ausgaben des Landes 2025 für die Kultur (Auswahl)
Tiroler Landestheater und Orchester GmbH: 19,7 Millionen
Euro Betriebszuschuss (2024:
18 Mio., 2023: 15 Mio.).
Innsbrucker Festwochen der
Alten Musik: 1,45 Millionen
Euro (2024: 1,44 Millionen,
2023: 1,19 Millionen).
Tiroler Landesmuseen: 15 Mio.
Euro Betriebszuschuss (2024: 14
Millionen, 2023: 13 Millionen).
Für den Umbau des Landesmuseums Ferdinandeum
sind 2025 zusätzlich 4,5 Mio.
budgetiert (2024: 5 Mio.). Die
Gesamtkosten des Großprojekts
wurden zuletzt mit 59 Mio. Euro
veranschlagt. Geplante Wiedereröffnung ist im Frühjahr 2027.
Verfügbare Fördermittel für
die freie Kulturszene: 18,75
Mio. Euro, davon 2,25 Mio. für
die Festspiele Erl (2024 in etwa
derselbe Gesamtbetrag).
A
LH Anton Mattle (hier bei der Festwocheneröffnung) wird von der freien Kulturszene für sein Budget nur wenig Applaus erhalten.
Mattle (ÖVP), in der Regierung für die Finanzen und
die Kultur verantwortlich,
erbringt folgendes Ergebnis:
Für die Förderung der freien
Kultur seien kommendes Jahr
18,75 Millionen Euro eingeplant. Das ist in etwa gleich
viel wie heuer und jedenfalls
keine Erhöhung. In den 18,75
Millionen sind überdies auch
jene 2,25 Millionen enthalten,
die Mattle den Tiroler Festspielen Erl zuschießt.
ORF-Aufschlag für die Kultur
Das Gros der verfügbaren
Kulturförderung, rund 10,6
Millionen von den genannten
18,75, stammt aus der Kultur-
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Foto: Rka Falk
förderungsabgabe. Hinter
diesem Begriff verbergen sich
jene monatlich 3,10 Euro, die
das Land auf die Haushaltsabgabe des ORF draufschlägt.
„Ohne die Kulturförderungsabgabe würde es für
die freie Szene in Tirol fast
überhaupt keine Fördermittel geben“, warnt Sint. Die
Beibehaltung der nicht unumstrittenen Landesabgabe —
fünf Bundesländer verzichten
darauf — sei aus seiner Sicht
daher „immens wichtig“.
Vor einem Jahr hatte die
freie Tiroler Kunst- und
Kulturszene in einem offenen Brief an LH Mattle ihrem Ärger Luft verschafft. 22
KulturbeirätInnen, die den
Landeshauptmann fachlich
unterstützen sollen, prangerten eine Zweiklassengesellschaft in der Tiroler Kultur
an: Landeseigene Betriebe
wie das Landestheater und
die Museen würden erhöhte
Betriebszuschüsse erhalten,
um Teuerung und Inflation
abzufangen. Bei den Förderungen der freien Szene fehle
eine solche Anpassung. Die —
stagnierenden - Förderungen
würden daher Jahr für Jahr
real an Wert verlieren.
Dieser Aufschrei war bemerkenswert, Mattle lud zum
Gespräch. Geändert hat sich
aber nichts. Die Finanzen
der FördernehmerInnen sind
weiter angespannt.
‚ Das Budget des
Landes ist alles
andere als transparent.
Das ist wohl absicht-
lich so.“
Markus Sint (Klubobmann
der Liste Fritz im Landtag)
Julia Mumelter vom Kulturlabor Stromboli in Hall
hat „halt gespart, wo es geht“.
Das Programm musste gekürzt werden: „Es ist ein Weiterwursteln, manchmal stelle ich mir schon die Frage,
wie lange das noch so gehen
kann.“ Reserven gebe es keine. Mumelter hat in Hall zusätzlich damit zu kämpfen,
dass die Stadt ihre Förderung
um 50 Prozent gekürzt hat.
Immerhin keine Kürzung
„Die Rahmenbedingungen
der freien Szene ändern sich
2025 nicht wesentlich“, lässt
Regierungschef Anton Mattle
der TT über sein Büro mitteilen. Und: „Laufende Jahresförderungen werden nicht
gekürzt.“ Immerhin. Mehr ist
aber offenbar auch nicht drin
für die freie Tiroler Kultur.