Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_11_21_Presse_OCR
- S.4
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Sie reden immerhin miteinander“, Seite 12
Sie reden immerhin miteinander
Seit Oktober läuft am Landestheater der Vermittlungsversuch zwischen Intendantin Irene Girkinger und
Co-Geschäftsführer Markus Lutz. Ergebnisse lassen auf sich warten. Die Belegschaft wird unruhig.
Von Markus Schramek
Innsbruck - Seit mittlerweile
sechs Wochen sind MediatorInnen am Tiroler Landestheater (TLT) tätig. Sie haben
die heikle Aufgabe zu ergründen, ob Intendantin Irene
Girkinger und Markus Lutz,
der kaufmännische Direktor,
noch miteinander können.
An die Öffentlichkeit soll
dabei tunlichst wenig dringen. Girkinger und Lutz wurden von der Politik zu einem
Schweigegelübde gegenüber
den Medien vergattert. Die
spärliche Kommunikation
läuft über die Politbüros von
Landeshauptmann Anton
Mattle (ÖVP) und Innsbrucks
Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA). Und diese Büros geben sich nichtssagend.
„Der Mediationsprozess
läuft“, erklärt der Sprecher
des LH über den Stand der
Dinge. Ähnliches verlautet,
bestens akkordiert, aus dem
Innsbrucker Rathaus.
Bericht intern und mündlich
Wie zu erfahren ist, lassen
sich Mattle und Anzengruber
— intern und mündlich - über
die Vermittlungsbemühungen berichten. Girkinger und
Lutz würden immerhin noch
miteinander reden, sei den
beiden mitgeteilt worden.
Im Streit um den Kurs von
Tirols größtem Kulturtanker hatten sich dessen beide
Führungskräfte ein Match
geliefert. Lutz machte für den
Verlust von Abos und ZuseherInnen Girkingers Programm verantwortlich. Die
Intendantin wehrte sich und
schritt zur Gegenattacke.
Mattle und Anzengruber,
die den Betrieb des TLT aus
den Budgets von Land und
Stadt finanzieren, zogen die
Notbremse: Sie engagier-
Das Tiroler Landestheater im sinnbildlich langen Schatten eines Streits auf höchster Ebene zwischen Irene Girkinger und Markus Lutz.
ten die - im Umgang mit der
komplizierten Welt der Kultur
erfahrene - Integrated Consulting Group (ICG) aus Graz
zum Zwecke der Mediation.
Mangels konkreter Informationen von oben wächst
in der Belegschaft des TLT
die Verunsicherung. Ein Zustand, der aus Sicht der MitarbeiterInnen längst abgestellt
gehört. „Wir sind in die Gespräche nicht eingebunden
‚ Wir sind in die
Gespräche nicht
eingebunden und erfah-
ren rein gar nichts.“
Bernd Leidimair (Betriebsrat
am Tiroler Landestheater)
und erfahren rein gar nichts“,
kritisiert folglich Bernd Leidlmair. Als Betriebsratsvorsitzender der Arbeiter und An-
gestellten vertritt er die Hälfte
der 450 MitarbeiterInnen.
Leidlmair fordert „endlich
Klarheit und eine Entscheidung“. Schon länger bestehende interne Probleme am
Theater, wie die Arbeitszeiten
und Dienstpläne, müssten
dringend in Angriff genommen werden. „Auch die Politik hat sich seit dem Sommer
nicht mehr bei uns gemeldet“,
bedauert der Betriebsrat.
Seite 4 von 10
Eine Entscheidung Mattles
und Anzengrubers, wer künftig mit wem das TLT leiten
soll, lässt sich auch aus einem
weiteren Grund nicht mehr
auf die lange Bank schieben:
Der Vertrag von Lutz, der seit
2015 für das Budget des TLT
verantwortlich ist, endet im
September 2025 (Girkinger
ist bis 2028 bestellt).
Gespräche über eine Vertragsverlängerung fanden
Foto: Axel Springer, Thomas Böhm (2)
mit Lutz offenbar bisher nicht
statt. Sollte er, aus welchen
Gründen immer, nicht mehr
zur Verfügung stehen, wären
Stadt und Land terminlich
unter Druck. Der Direktorenposten müsste ausgeschrieben werden, Hearings müssten stattfinden. Und der oder
die Neue sollte kurzfristig
verfügbar sein. Im Sinne des
Theaters müsste die Entscheidung bald fallen.