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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_10_5_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Ab wann die Handy-Sirene heult“, Seite 3
E
Beim Zivilschutzprobealarm werden erstmals nicht nur Sirenen eingesetzt, son
am Smartphone. Ein Überblick über Szenarien, in denen 1q Zukunft ü
Von Matthias Christler
Innsbruck - Um die 1000 Sirenen in Tirol werden heute um
12 Uhr im altbekannten Ton
aufheulen und den jährlichen
Probealarm einleiten. Kurz darauf soll ein schrilles Geräusch
auf den meisten Smartphones
eine neue Zeitrechnung des
Zivilschutzes einläuten — der
„AT-Alert“, die automatische
Katastrophen-Warnung direkt
am Handy, geht ab heute in
den Echtbetrieb über.
In Innsbruck und Prägraten gab es im September eine
Testauslösung, nun erfolgt der
Probealarm im ganzen Land.
„Die erste Alarmierung löst
das Innenministerium in Wien
um kurz nach 12 Uhr aus, eine zweite um etwa 12.45 Uhr
kommt von uns in der Landeswarnzentrale“, erklärt Landes-
Krisenmanager Elmar Rizzoli
den Ablauf. In einem Ernstfall
seien es diese zwei Behörden,
„die auf den Knopf drücken
können“. Geht es um eine polizeiliche Gefahrenlage, ist das
Innenministerium zuständig,
etwa bei Naturgefahren die
Landeswarnzentrale.
Heute Mittag wird sich AT-
Alert auf zweifache Weise auf
den meisten - nicht zu alten
— Handys bemerkbar machen,
ohne dass man eine App installieren muss: Am Bildschirm
WESDIOSICLE
Der Handymast ergänzt
die herkömmlichen Sirenen und sendet im
Notfall eine Wamung
an alle Smartphones in
Reichweite.
Foto: imago/imageBROKER/Unai Huizi
erscheint eine Textmeldung
und es ertönt ein lautes Signal.
Nur wenn das Handy im Flugmodus oder außer Reichweite
eines Handymasts ist, z.B. am
Berg oder im Keller, bekommt
man nichts mit. „Der Alarm
wird länger gültig bleiben. Das
heißt, wenn man wieder Empfang hat oder in das betroffene Gebiet kommt, bekommt
man den Alarm aufs Handy“,
sagt Rizzoli.
Heuer kein Zivilschutzalarm
Die höchste Warnstufe, die
man bei AT-Alert auslösen
kann, entspricht dem Sirenensignal „Gefahr“, einem aufund abschwellenden Heulton,
der eine Minute dauert. In Zukunft werden beide Systeme
parallel eingesetzt. Heuer gab
noch keine Sirene in Tirol
den Gefahr-Ton ab, 2023
wurde der Zivilschutzalarm dreimal ausgelöst, 2022 nicht, 2021
einmal bei dem
Hochwasser in
Kufstein. Wie die
höchste Sirenen-Warnstufe
soll auch AT-
Alert dosiert
eingesetzt
werden. „Die
Hemmschwelle,
auf den
Knopf zu drücken, ist nicht
anders als bei der Sirene. Aber
das Anwendungsspektrum ist
breiter“, sagt Rizzoli. Durch
die Textnachricht am Display
könne man direkt über die
Gefahr aufklären. Während
bei den Sirenensignalen
bei Weitem nicht jedem bekannt ist,
was diese bedeuten — wie eine Umfrage
(siehe QR-
Code) gezeigt hat.
Innsbrucker Hauptbahnhof
evakuiert. Ein anonymer
Anrufer hatte bei der Polizei
damit gedroht, dass am
Bahnsteig 2 in der Halle
Bomben deponiert seien.
Letztlich war es ein falscher
Am 23. Februar kam der
Verkehr auf der Brennerautobahn stundenlang zum
Erliegen, weil mehrere Lkw
nach einem kurzen, aber
heftigen Wintereinbruch
Nachhinein wurde diskutiert,
wie man das Verkehrschaos
hätte verhindern können und
ob zu spät reagiert wurde.
I Kufstein 2021. Beim
Hochwasser 2021 in Kufstein
erfolgte eine erste Alarmierung der
Leitstelle für die Einsatzkräfte um
21 Uhr. Nach einer Lageerkundung
wurde die Alarmstufe um 21.30
Uhr erhöht und ein Sirenenalarm
von 3-mal 15 Sekunden („Feuerwehralarmierung“) ausgelöst. Um
22.30 wurde über die Landeswamzentrale der Zivilschutzalarm „Gefahr“ (1 Minute auf- und abschwellender Heulton) ausgelöst.
Beim Hochwasser in diesem
Sommer in Rattenberg heulten
Alarm, die Auswirkungen waren
dennoch beträchtlich. Personen
vor Ort wurden vom Sicherheitspersonal und der Polizei angewiesen, das Gelände zu verlassen.
Würde man in so einem Szenario AT-Alert auslösen? „Das ist
sicher denkbar“, sagt Rizzoli.
Aus Deutschland wisse man,
dass bei solchen Gefahrenlagen
Ooder wenn ein Amokschütze am
Weg ist, übers Handy gewarnt
werde. (mc)
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Brenner 2024.
hängen geblieben waren. Im
Wasser- und Geröllmassen
überzogen Mitte August St. Anton. Zivilschutzalarm wurde keiner ausgelöst.
Foto: Thomas Böhm
Szenario 1: Warnung bei einer Mure
Beispiel St. Anton 2024. Am
16. August führte ein Unwetter
Zu massiven Murenabgängen, vor
allem im Gebiet von St. Anton.
Die Einsatzkräfte wurden mittels
Pager zum Einsatz gerufen,
auch per Sirene wurden
Feuerwehrleute alarmiert,
berichtet der Landecker Bezirksfeuerwehrinspektor Martin
Raffeiner. „Der Zivilschutzalarm
wurde damals nicht ausgelöst.
Würde man in so einem
Szenario AT-Alert auslösen?
Unter Umständen ja, „weil in
So einem Szenario eine Sirene
wenig Sinn macht. Als Autofahrer hörst du das nicht“, sagt
Rizzoli. Bei AT-Alert kann man
alle Menschen, die mit einem
Smartphone zum Beispiel im
Wipptal unterwegs sind, auf
einmal wamen. Außerdem können am Bildschirm Verhaltensinfos angezeigt werden. (mc)
Dafür ist im Normalfall die Behörde - also Gemeinde, BH oder das
Land - zuständig“, sagt er.
Würde man in so einem Szenario AT-Alert auslösen? Ja, wenn
es nach Landes-Krisenmanager
Elmar Rizzoli geht. Vor allem
hätte man Autofahrer in der
Gegend kurz per Text oder weiterführenden Links informieren
können. (smo)
Szenario 2: Schneechaos auf der Autobahn
Schneechaos und Sperre auf
der Brennerautobahn. Foto: 8öhm
Szenario 3: Warnung bei einem Hochwasser
die Sirenen für kurze Zeit auf,
Zivilschutzalarm wurde keiner ausgelöst. Kufsteins Bezirksfeuerwehrkommandant Andreas Oblasser
— C . I3
In Kufstein wurde 2021 der Zivilschutzalarm ausgelöst. Foto: Otter
hält die neue Handy-Alarmierung
für gut, nicht unbedingt für die
Feuerwehr, aber als Wammöglichkeit für die Zivilbevölkerung.
Würde man in so einem Szenario
AT-Alert auslösen? Kommt darauf
an: „Wenn durch Wassermassen
eine unmittelbare Gefahr für Menschenleben besteht, dann schon“,
sagt Rizzoli. Aber man sollte nicht
die falsche Erwartung haben, dass
AT-Alert vor jedem Gewitter warnt.
In Kufstein wäre er ausgelöst worden, in Rattenberg Rizzoli zufolge
eher nicht. (mm)
Nach einer Bombendrohung im Juni 2024 wurde der Innsbrucke:
Hauptbahnhof evakuiert.
Foto: Daniel Liebl