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Tiroler Tageszeitung

„Ein Radweg und viele Probleme“, Seite 17

Ein Radweg und viele Probleme

Über einen durchgängigen Radweg im Wipptal von Innsbruck bis zum Brenner wird schon seit Jahren
diskutiert - auch eine Machbarkeitsstudie liegt bereits vor. Diese wird derzeit geprüft - wegen der Kosten.

Von Irene Rapp

Innsbruck - Von München
nach Venedig kann nicht nur
über die Alpen gewandert
werden. Auch als Fernradweg ist diese Strecke beliebt,
zu bewältigen sind rund 560
Kilometer und 3000 Höhenmeter. Doch der Name Fernradweg täuscht: Denn ein Teil
der Strecke geht dabei durch
das Wipptal, wo es keinen
durchgängigen Radweg gibt.
Dabei wird darüber schon
seit Jahren diskutiert, sogar
eine Machbarkeitsstudie liegt
vor. Weil diese jedoch bereits
älter ist, wird sie derzeit einer Prüfung unterzogen. „Wir
wollen wissen, ob die darin
veranschlagten Kosten noch
aktuell sind“, sagt Florian
Riedl, Obmann des Planungsverbandes Wipptal.

Radweg neben Zugtrasse
Konkret geht es um den
möglichen Radweg von Unterberg-Stefansbrücke (Gemeindegebiet Innsbruck)
bis Matrei am Brenner. Dieser könnte laut Riedl neben
den Geleisen der Eisenbahn
angelegt werden - zum Teil
auf bestehenden Forstwegen
und mit einfachen erdbautechnischen Maßnahmen.
Aber auch einen schwierigeren Abschnitt gibt es, aufwändige Bauten wären notwendig.

„Allein für dieses Teilstück
wurden in der Studie 30 Millionen Euro veranschlagt.
Doch diese Summe dürfte
nicht mehr ausreichen“, sagt
Riedl, der Bürgermeister von
Steinach ist. Mit 50 Millionen
Euro wurden die Gesamtkosten für den Radweg bis zum
Brenner berechnet.

Warum es bis heute nicht
mit einem durchgängigen
Radweg im Wipptal geklappt
hat, ist auch beim Tourismusverband Wipptal Dauerthema (TVB). Für Obmann
Michael Eller sind vor allem
die schwierige Topographie
sowie die zahlreichen Grundstückseigentümer entlang der
möglichen Strecke ein Grund
dafür. „Das macht es schwierig. Die Südtiroler hatten es
einfacher. Da verläuft der

Radweg vom Brenner Richtung Süden auf einer ehemaligen Bahntrasse“, sagt er.
Ein politisches Bekenntnis vermisst hingegen Planungsverbandsobmann
Riedl. Vor allem vom Land.
„Am Ende geht es immer
ums Geld“, sagt er. Denn ein
Großteil der Kosten für den
Radweg müsste von Land,
Planungsverband sowie TVB
aufgewendet werden - „da
müssten die Wipptaler Ge-

Nicht nur Rennradfahrer sind auf der Brennerstraße - hier in Gries - unterwegs. Auch Fernradier benutzen die Straße.

meinden aber immer noch
rund 30 Prozent stemmen.
Das ist sehr viel Geld.“

Wer zahlt?

Im Planungsverband hätte
man sich daher darauf geeinigt, die Radweg-Kosten für
die zehn Wipptaler Gemeinden aus der „Lebensverbesserungsabgabe“ der Asfinag zu
begleichen. Dabei handelt es
sich um Erlöse ausder Brennerautobahn-Maut, die an die

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Foto: Damniel Liebi

Wipptaler Gemeinden zurückfließen. Beim Land indes
weiß man, wie „herausfordernd das Wipptal“ in Bezug
auf einen durchgängigen
Radwegist, sagt SP-Landesrat
Georg Dornauer.

Ganz untätig sei man allerdings nicht: Derzeit würden
etwa entlang der Ellbögener
Straße Radweg-Streifen sowie
kombinierte Rad- und Gehwege errichtet. Für Dornauer
ist aber auch klar: „Wir unter-

stützen bei Planung und Entwicklung, aber wir bauen den
Weg nicht. Es braucht nicht
nur den politischen Willen
in den Gemeinden und beim
TVB, es braucht auch das Tun
und Handeln“, wirft er den
Ball zurück. Der mögliche
Kostenanteil des Landes an
dem Radweg läge übrigens
bei rund 50 bis 60 Prozent.

Im nächsten Jahr könnte
sich die Situation für Radfahrer durch das Wipptal weiter
verschärfen. Denn mit der
2025 startenden Sanierung
der Luegbrücke auf der Brennerautobahn ist mit mehr
Verkehr auf der Brennerstraße zu rechnen. „Wir sehen,
dass die Radfahrer in den
vergangenen Jahren mehr
geworden sind“, spricht Riedl
die dadurch höhere Unfallgefahr an.

Baustellenweg als Radweg
Gleichzeitig ist die Sanierung
der Luegbrücke eine Chance
für einen möglichen Radweg:
„Der Baustellenweg darunter könnte nämlich nach Abschluss der Bauarbeiten genutzt werden“, sagt Riedl.

Im Hinblick auf das nächste Jahr ist für den Planungsverbandsobmann allerdings
auch klar: „An besonders verkehrsreichen Tagen sollten
Radfahrer auf dem Weg von
Nord nach Süd am besten in
Innsbruck in den Zug steigen
und zum Brenner fahren.“

Jetzt heißt es vorerst, das
Ergebnis der neuen Untersuchung abzuwarten. Und dann
könnte die Realisierung eines
Radwegs wieder an den Kosten scheitern. „Wenn das Teilstück Unterberg-Matrei über
50 Millionen Euro kostet, wird
es schwierig“, so Riedl.