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Jahr: 2024

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Amraser Bote

Nördlich des Amraser Sees zog sich durch
die ganze Au von West nach Ost, zur Entwässerung, der „Lange Graben“, an den
der heutige Grabenweg erinnert.

Nur mehr die alten Leute können sich daran erinnern, dass währen des 2. Weltkrieges ein Bahngleis durch Amras ging. Es
ging von Wilten, bei den Sillhöfen, über
die Felder und durch den Ort und kam,
von einer Böschung gesäumt, am tiefsten
Punkt zur Geyrstraße, überquerte diese,
ging durch die Au und überquerte in der
Nähe des heutigen Baggersees den Inn,
um dann in die Unterinntaltrasse der Bahn
einzumünden. Dieser Gleisast wurde errichtet, um auf der Strecke dem häufig
bombardierten Hauptbahnhof auszuweichen. Damit wird noch deutlicher, welches
Glück das Dorf Amras bei den großen
Bombenabgriffen hatte.

1620 wurde in Egerdach, bei den um 1600
entdeckten Heilquellen, eine Kurbadeanstalt eröffnet, welche bis 1914 Bestand
hatte und sich eines großen Zuspruches
erfreuten. Das Heilwasser wurde unter
anderem gegen Gicht, Nervenleiden und
Blutarmut angewendet. Das Einzige, was
noch an das alte Heilbad erinnert, ist das,
1656 erbaute, Kirchlein zum HI. Kreuz am
Straßenrand. Die Bedeutung des Bades
Egerdach wird durch den Bestand einer
eigenen Straße dorthin unterstrichen, welche vom Ortsteil Pradi entlang des Hangfußes westlich der Reichenau und durch
das Dorf Amras dorthin führte. Zu Recht
wird dieser Weg heute noch Egerdachstraße genannt.

Der Lange Weg, heute eine verkehrsreiche
Straße und seit 1904 Grenze zwischen
Amras und Pradl, diente der landwirtschaftlichen Erschließung der Wiesen;
beim Sandwirt gab es ab 1940 eine Beheifsbrücke nach Arzl und erst zu den
Olympischen Spielen 1976 wurde eine
neue, vollwertige Brücke errichtet. Der
Lange Weg erhielt durch die unerlaubte
Errichtung von Behelfsbauten in dessen
Nähe, welche wegen der drastischen
Wohnungsnot in den 1930er Jahren entstanden sind, der so genannten „Bocksiedlung“, lokale Bekanntheit.

Die Amraser Kirche unterstand der, seit
1256 dem Prämonstratenserkloster Wilten inkorporierten, Pfarre Ampass; Amras
wurde erst 1891 eine eigenständige Pfarre, Durch viele Stiftungen war der Ampasser Pfarrer gezwungen, zur Abhaltung der
HI. Messen und zur Besorgung der sonstigen pfarrlichen Verpflichtungen, selbst
nach Amras zu kommen oder einen Vikar zu entsenden. Diese kamen über den
Pfaffensteig, vom Ampasser Widum quer

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Grenzen zwischen Amras und Pradl,
welche 1904 einvernehmlich festgelegt wurden

durch den Luigenwald, in den Ort. Für die
Pfarre Ampass war das schwierig und für
die Amraser Bevölkerung unbefriedigend.
Deshalb haben ab 1765, bis die selbständige Pfarre Amras 1891 begründet wurde,
Kuraten, welche vom Stift Wilten entsandt
worden waren, die Amraser kirchlich betreut.

Damit haben wir einige wichtige Blicke in
die Geschichte der Grenzen und Wege
von Amras getan, welche uns vieles erklärt, wie und warum es entstanden ist.

Geschichte und die Pflege einer Erinnerungskultur sind für unsere Gesellschaft
sehr wichtig; sind wir doch nicht, so wir
heute sind und leben, unvermittelt aus
dem All gefallen. Alles hat sich über die
Zeit entwickelt!

Warum ist unsere Geschichte wichtig
und warum sollten wir sie, zumindest in

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Ansätzen, kennen? Wenn wir die Vergangenheit kennen, können wir ein besseres
Verständnis für die heutige Welt entwickeln. Geschichtliche Ereignisse sind der
ursächliche Grund für unsere Gesellschaft,
unsere Politik und unsere Kultur. Wir könnten aus Fehlern der Vergangenheit lernen
und sie zum Wohl unserer heutigen Gesellschaft vermeiden. Aus der Kunst und
Kultur vergangener Zeiten und aus dem
Wissen, wie die Menschen früher gelebt
haben, können wir viel profitieren und
unser Verständnis bereichern. Geschichtliches Bewusstsein fördert unsere Identität; es zeigt uns, woher wir kommen und
welche Werte unsere heutige Gesellschaft
geprägt haben. Geschichte ist also keine
langweilige Aneinanderreihung von Fakten, sondern ein lebendiger Teil unserer
Gegenwart und unserer Zukunft.