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Jahr: 2024

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Amraser Bote

eingemeindet. Wahrscheinlich wäre, angesichts des Flächenfraßes der Stadt
Innsbruck, über kurz oder lang eine Eingemeindung nicht zu verhindern gewesen;
es geht aber in erster Linie um die, bei Diktaturen übliche Vorgangsweise.

Trotz der eifrigen Bautätigkeit im nunmehrigen Stadtteil Pradi, prägten lange weite
Wiesen und Felder die Gegend. Besonders die Reichenau und die Roßau blieben
lange, bis auf wenige Objekte, weitgehend
unbebaut.

Bei den historischen Wegen wollen wir
uns zuerst mit dem ältesten und für die
Entstehung von Amras wichtigsten Weg
befassen. Von Veldidana, dem römischen
Militärlager, der wichtigen Zivilsiedlung und
Etappenstation an der Brennerstraße, aus,
führte über die dort errichtete Sillbrücke
die damalige Handels- und Militärstraße
über die Wiesen in Richtung Amras, auf
der Geländestufe (Wiesengasse - Philippine-Welser-Straße — Geyrstraße — Luigenstraße) durch das heutige Dorf, weiter
über Egerdach und über Ampass in Richtung Unterinntal. Dieser Straße, welche
nur hier angelegt werden konnte, verdankt
das Dorf Amras vermutlich seine Existenz.
Auch das Schloß Ambras, vielmehr seine
Vorgängerbefestigung, wurde hier errichtet, weil sich da die wichtige Straßenverbindung überwachen ließ. Auch die höher
gelegene Straße in Richtung Brenner, welche von Volders über die Mittelgebirgsdörfer und Ellbögen zur römischen Straßenstation Matreium (Matrei) führte, konnte
man von hier aus im Auge behalten. Die
Talsohle des gesamten Inntales war in historischen Zeiten für die Errichtung von Gebäuden und Straßen ungeeignet, da der
Fluss unreguliert war und in weiten und
oft wechselnden Mäandern das Tal durchfloss. In Wilten und Pradl (sowie später in
Innsbruck) war eine Bebauung nur durch
den mächtigen Sillschüttkegel möglich.
Das Dorf Amras befindet sich bereits auf
einer Geländestufe, welche der Inn hinterlassen hat. Der Bestand der Römerstraße
von Veldidena über Amras ist durch den
Meilenstein an der Wiesengasse nachgewiesen, welcher um das Jahr 200 n. Chr,
versetzt wurde und 1999 dem Neubau
einer Sportstätte weichen musste. Der
Sage nach war das der Stein, welchen der
Riese Haymon bei der Gründung des Wiltener Klosters geworfen hat, um dessen
Gemarkungen festzulegen. Diese, einst
wichtige, Straße verlor im Laufe der Jahre
ihre Bedeutung und wird auf den vorhandenen, historischen Karten nur mehr als
Feldweg bezeichnet. Viel wichtiger war der

Katastralgemeinde Ambras —- Ausschnitt aus der Karte
„Katastralgemeinden Tirols 1861“

Fürstenweg nach Wilten, der vom Schloss
Ambras bis zum Beginn der Amraser Straße und dann, im Wesentlichen, entlang
des heutigen Paschbergweges über die
Sillbrücke nach Wilten führte. Ein weiterer,
noch wichtigerer Fürstenweg, kam vom
Schloss herab, über freie Felder, entlang
der heutigen Amraser Straße und dann
über die heutige Pradler Straße, überquerte die Pradler Brücke, um über die Dreiheiligenstraße und die Universitätsstraße zur
Residenz zu gelangen. Wie man auf alten
Plänen sehen kann, war dieser Fürstenweg von einer Allee gesäumt.

Wo der heutige Südring (Burgenlandstraße, Amraser See Straße) verläuft, war ein
durchgehender gerader Feldweg, welcher
von den Sillhöfen kam, den Fürstenweg
(Amraser Straße) querte und bis zur heutigen Geyrstraße reichte. Bis 1970, wo der
Ausbau und die Verbreiterung begann, war
die Amraser-See-Straße eine zweispurige
Nebenstraße. Durch den Ausbau des Autobahnzubringers mussten einige Häuser
weichen, darunter der stattliche Bezanhof.
Zudem wurde durch diese Baumaßname
das Dorf geteilt.

Die einzige Liegenschaft in der Reichenau war der Gutshof mit seiner riesigen
Landwirtschaft, der zur Versorgung der
Innsbrucker Bevölkerung, über Jahrhunderte, wesentlich beigetragen hat. Bis

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zum Aussterben der Innerösterreichischen
Linie des Hauses Habsburg im Jahr 1665
war der Gutshof mit der Reichenau landesfürstlicher Besitz. Nachdem der riesige Hofstaat nicht mehr ernährt werden
musste, wurde er verkauft und hatte,
bis ihn 1902 die Stadt Innsbruck kaufte,
wechselnde Eigentümer. Bis dorthin war
die Umbrüggler Alm die einzige Stadtalm;
mit dem Erwerb des Reichenauer Gutshofes kam Innsbruck auch in den Besitz der,
zum Gutshof gehörenden, Fronebenalm.
Der wichtige landwirtschaftliche Betrieb
wurde vom Weiler Pradl aus mit einem
Weg erschlossen, auf dessen Trasse sich
heute die Reichenauer Straße befindet.
Der legendäre Amraser See war etwa
dort, wo sich heute das Kaufhaus DEZ
befindet. In der frühen Neuzeit wurde er
angelegt, um den landesfürstlichen Hof
mit Fisch zu versorgen. Nachdem dieser
Bedarf ab 1665 nicht mehr gegeben war,
begann vermutlich bereits damals die allmähliche Verlandung. Wie man auf einer
Karte von etwa 1840 sehen kann, war er
damals schon teilweise trocken. Allerdings
wurde der See zeitweise wieder aufgefüllt,
um, vor allem die Brauereien, mit Eis zum
Kühlen zu versorgen. Die Eisfläche wurde
auch von der Amraser Jugend, noch bis
etwa 1910, zum „Schleifeisenfahren“ genutzt.