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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_10_12_Presse_OCR
- S.7
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Tiroler Tageszeitung
„Krisenfeuerwehr für das Theater“, Seite 18
Krisenfeuerwehr für das Theater
LH Mattle und BM Anzengruber holen ein Team von Grazer ExpertInnen ins Tiroler Landestheater,
um zwischen Intendantin Irene Girkinger und dem kaufmännischen Direktor Markus Lutz zu vermitteln.
Von Markus Schramek
Innsbruck - Am Tiroler Landestheater (TLT) ist die neue
Spielzeit voll angelaufen.
Karten gab es bisher genug,
selbst für Premieren. Nach
außen ist man in Tirols mit
Abstand größtem Kulturhaus
um den Eindruck von „business as usual“ bemüht. Aber
von einem gewöhnlichen Tagesgeschäft kann keine Rede sein. Hinter den Kulissen
schwelt der Konflikt in der
Geschäftsführung zwischen
Intendantin Irene Girkinger
und dem kaufmännischen
Direktor Markus Lutz.
Beider Auseinandersetzung
über den Kurs des TLT, angesichts Hunderter gekündigter
Abos und gesunkener Einnahmen, eskalierte im Sommer. Die beiden Eigentümervertreter des Theaters, LH
Anton Mattle (ÖVP) und der
Innsbrucker Bürgermeister
Johannes Anzengruber (Liste JA), zogen die Notbremse. Nach einer Krisensitzung
verordneten die Politiker
dem Führungsduo und den
leitenden MitarbeiterInnen
des TLT eine Mediation „als
letztmögliche Chance in der
bestehenden personellen
Konstellation“. Ein Wink mit
dem Zaunpfahl.
Eine knappe Mitteilung
Am Freitag erfolgte nach Wochen des auffälligen Schweigens in dieser Sache eine
nüchterne Mitteilung aus
dem Büro von Bürgermeister
Anzengruber, auf Punkt und
Beistrich akkordiert mit dem
LH. In wenigen Zeilen wird
berichtet, dass der „professionell begleitete Change-Management-Prozess“ am TLT
gestartet sei. Das Grazer Beratungsunternehmen „Integrated Consulting Group (ICG)“
wird als Krisenfeuerwehr
zwischen Girkinger und Lutz
vermitteln. Land und Stadt
erwarten sich „eine zeitnahe
Hilfe von außen naht. Markus Luiz und Irene Girkinger werden nun fachkundig dabei unterstützt, in dieselbe Ric|
Evaluierung der Ist-Situation
und eine gute Basis für die
weitere Zusammenarbeit“.
ICG hat laut Homepage
einschlägige Erfahrungen im
Umgang mit Kulturbetrieben. Auch das Burgtheater,
die Opernstiftung Berlin und
die Vereinigten Bühnen Wien
zählen zu den Kunden. Wie
viel dieser Versuch, das TLT
auf einen gemeinsamen Kurs
zu bringen, kostet, wurde vorerst nicht mitgeteilt. Dies hänge vom nötigen Aufwand ab.
Viele ergebnislose Sitzungen
Die Hilfe externer Berater
wird am TLT nicht zum ersten
Mal in Anspruch genommen.
Schon die konfliktreiche vergangene Spielzeit über wurde
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htung zu rudern.
Fotos: Böhm, Springer
mit fachlicher Unterstützung
von außen in vielen Sitzungen
versucht, die Krise innerhalb
des Führungsteams in den
Griff zu bekommen. Ergebnislos. Nun erfolgt, politisch verordnet, ein weiterer Anlauf.
Nachfragen der 7T prallen
bei den jeweiligen Politbüros
ab. Weder LH Mattle noch
BM Anzengruber wollen die
Lage am Theater derzeit kommentieren. Man warte auf die
Ergebnisse des „Change-Prozesses“. Anzengruber hatte
sich aber schon im September festgelegt: „Sollte die allseitige Bereitschaft, sich auf
eine Mediation einzulassen,
nicht von Erfolg gekrönt sein,
sind personelle Konsequenzen der logische nächste
Schritt“, drohte der Stadtchef
damals. Dazu passen auch
Mitteilungen aus dem Umfeld des Bürgermeisters in
Richtung des Theaters. Man
wünsche sich aus dem Haus
am Rennweg nur noch „gute
Nachrichten“, heißt es darin.
Der Vertrag des kaufmännischen Direktors Markus Lutz
endet mit September 2025.
Jener von Irene Girkinger,
die vor einem Jahr die Intendanz von Johannes Reitmeier übernahm, läuft noch vier
weitere Jahre. Das spielt Girkinger in die Karten. Ob Lutz
sich neuerlich bewirbt, muss
er spätestens im März mitteilen. Falls nicht, ist sein Posten auszuschreiben. Eine termingerechte Nachbesetzung
würde sich kaum ausgehen.
Kündigungen und Leiden
Im Theater sind die Lager weiter gespalten. Von großem
Leidensdruck ist die Rede.
Einzelne, langjährige MitarbeiterInnen haben gekündigt.
Technik und Verwaltung haben sich der Kritik von Lutz am
Führungsstil Girkingers angeschlossen. Sie kann ihrerseits
auf den Zuspruch des —- von
ihr geholten - künstlerischen
Führungspersonals zählen.