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Jahr: 2024

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Tiroler Tageszeitung

„Öffentlich ausgetragener Streit schadet dem Theater“, (Leserbrief) Seite

9

Öffentlich ausgetragener
Streit schadet dem Theater

Thema: Diskussion über Programm und Aborückgang am Tiroler Landestheater.

am Tiroler Landestheater zeigen exemplarisch, wie
ein „gut laufender Betrieb“ in
kürzester Zeit und ohne Not
in fundamentale Turbulenzen geraten kann.

Auch wenn es hartnäckig
behauptet wird, in diesem
Haus hat vor der Übernahme durch die neue Intendanz
kein künstlerischer Notstand
geherrscht, geschweige denn
ist das Theaterleben hier „gemächlich dahingeplätschert“
mit Aufführungen „wie in den
50er-Jahren“. Diese Behauptungen stimmen nicht und
sind mutwillige Verdrehungen der Wahrheit. Hier wurde
—- mit Höhen und Tiefen — mitreißendes Theater gemacht,
die Engagements internatio-

D ije aktuellen Vorgänge

naler Größen wie Jacquelyn
Wagner und zuletzt Angela
Denoke als Klytaimnestra bezeugen das hohe künstlerische Niveau am Haus.

Durch den Abgang von Johannes Reitmeier wurde ein
Führungswechsel notwendig.
Jede Neubesetzung ist unweigerlich mit einer Neuorientierung verbunden, die aber
durchaus im Rahmen der
bisher hier gepflegten Theaterauffassung hätte erfolgen
können. Mit Sicherheit wäre unter den BewerberInnen
eine solche Persönlichkeit
zu finden gewesen. Doch die
Tiroler und Innsbrucker Kulturpolitik wollten es anders,
ein radikaler Wechsel sollte
das vermeintlich zu „brave“
und - ei pfui! - „bürgerliche“
Publikum irritieren und herausfordern.

Die Antwort des durch die
letzten Jahre anspruchsvoll

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gewordenen Publikums, das
auch aus den Nachbarländern angereist ist, erfolgte
aber anders als gedacht. Es
blieb aus oder kehrte dem
Theater(-abo) den Rücken.
Blöd gelaufen. „Ja, dürfen’s
denn des?“, wird sich nun so
mancher Kulturverantwortliche fragen. Ja, sie dürfen —
und sie tun es.

Der nun in aller Öffentlichkeit ausgetragene Streit über
die Ausrichtung des Theaters
ist grotesk und schadet dem
Ansehen des Hauses immens.
Ein „Super-GAU“ für eine Institution, die an unserem gesellschaftlichen Leben Anteil
nehmen sollte, statt sich mit
sich selbst zu beschäftigen.
Eine von Ideologie geleitete
Kulturpolitik hat uns dorthin
geführt. Bravo!

Thomas Gasser
6020 Innsbruck