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Tiroler Tageszeitung

„Ein Machtwort im Machtkampf“, Seite 14

Ein Machtwort im Machtkampf

Die Politik verordnet dem zerstrittenen Führungsduo des Tiroler Landestheaters eine
Supervision als letzte Chance. Bleibt der Konflikt ungelöst, folgen personelle Konsequenzen.

Von Markus Schramek

Innsbruck - Am Freitag und
Samstag startet das Tiroler
Landestheater (TLT) mit den
beiden ersten Premieren in
die neue Saison. Die Vorzeichen könnten schwieriger
kaum sein. Zwischen Intendantin Irene Girkinger und
dem kaufmännischen Direktor Markus Lutz tobt, verbittert sowie erbittert, ein Kampf
um die Macht und den künftigen Kurs des Hauses. Im Hintergrund steht der massive
Verlust von Abos, Einnahmen
und BesucherInnen nach Girkingers erstem Jahr in künstlerischer Verantwortung.
Schon vor zehn Tagen zitierten die Eigentümervertreter des Theaters, LH Anton
Mattle (ÖVP) und der Innsbrucker Bürgermeister Johannes Anzengruber (Liste
JA), die beiden Streitparteien
zum Krisengespräch. Dabei
wurde Girkinger und Lutz
eine Nachdenkpause verordnet sowie „das prinzipielle
Vertrauen“ ausgesprochen.

Versuch der Vermittlung

Am Donnerstag legten die
beiden Politiker per schriftlicher Mitteilung an die TLT-
MitarbeiterInnen und die an
Medien noch einmal nach.
Demnach verpassen Stadt
und Land der Theaterführung einen „professionell begleiteten Strukturprozess“
unter Supervision bzw. Mediation. Erklärtes Ziel sei es,
„eine tragfähige Basis für
die weitere Zusammenarbeit“ herzustellen. Dies sei
als „letztmögliche Chance in
der bestehenden personellen Konstellation“ zu verstehen. Mit anderen Worten:
Zwischen Girkinger und Lutz
wird professionell vermittelt.

Mattle dankt der TLT-Belegschaft, rund 450 Personen,

Irene Girkinger und Markus Lutz müssen auf Geheiß der Politik versuchen, wieder gemeinsam in die Zukunft des

Tiroler Landestheaters zu blicken. Sonst drohen personelle Konsequenzen.

für ihr „Herzblut und ihren
Einsatz“. Der LH erwartet sich
„von allen Beteiligten“ einen
gemeinsamen Weg, „um das
Haus auf einer soliden wirtschaftlichen Basis künstlerisch weiterzuentwickeln“.

Anzengrubers Warnung

Bürgermeister Anzengruber wird viel deutlicher. Er
verlangt von Girkinger und
Lutz „eine professionelle,
untereinander abgestimmte und reibungslose Führung
des Theaters“. Dem lässt der
Stadt-Chef eine Warnung folgen: „Sollte die allseitige Be-

reitschaft, sich auf eine Mediation einzulassen, nicht von
Erfolg gekrönt sein, sind personelle Konsequenzen der logische nächste Schritt.“
Anderes war nicht zu erwarten, denn ein Köpferollen
unmittelbar vor Beginn einer
neuen Saison wäre die reinste
Katastrophe-schon aus Mangel an Alternativen.
Girkingers Vertrag läuft
noch vier Jahre, jener von
Lutz, der 2015 unter Ex-Intendant Johannes Reitmeier zum
TLT stieß, endet mit September 2025. Sollte die Mediation
nicht Wunder wirken, dürfte

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Foto: APA/Expa/Erich Spiess

der 45-jährige Lutz wohl die
Segel streichen. Bald wird
man Gewissheit haben, denn
Lutz’ Posten müsste rasch
ausgeschrieben werden, um
ihn nachzubesetzen.

Die Stimmung im Haus ist
unverändert angespannt, die
Meinungen sind geteilt. Die
künstlerischen Spartenchef-
Innen, von Girkinger nach
Innsbruck geholt, stehen hinter der Intendantin. Die Kritik
von Lutz am Führungsstil Girkingers teilen leitende MitarbeiterInnen aus Verwaltung
und Technik. Bei der Begrü-
Rung der KollegInnenschaft

zum Start der neuen Saison
entschuldigten sich Lutz und
Girkinger für das in der Öffentlichkeit entstandene Bild
der Zerrissenheit. Gegenüber
den Medien schweigen beide
seit vielen Wochen beharrlich
bzw. müssen sie das: Land
und Stadt haben die Kommunikation an sich gezogen.

Schwarzl neu im Aufsichtsrat

Indessen nimmt der neue
Aufsichtsrat des Landestheaters seine Arbeit auf. Er
wurde nach der Innsbrucker
Gemeinderatswahl personell umgebaut. Für das Land
Tirol sind weiterhin Finanzvorstand Armin Tschurtschenthaler (als Vorsitzender), Melanie Wiener (von
der Abteilung Kultur) und die
Kulturveranstalterin Hannah
Crepaz in diesem Gremium
vertreten. Neu für die Stadt
entsandt werden Hotelchefin
Katharina Schnitzer-Zach
(stv. Vorsitzende), ÖGB-Mitarbeiterin Helena Sachers
und die vormalige grüne Kulturstadträtin Uschi Schwarzl.
Zu besprechen gibt es für dieses Kontrollorgan zum Start
wohl mehr, als ihm lieb ist.

Girkingers Mann in Salzburg

Für Irene Girkinger gibt es
aber auch positive Neuigkeiten. Ihr Mann, der Regisseur
und Schauspieler Alexander
Kratzer, wird ab 2025/26 neuer künstlerischer Direktor des
Schauspielhauses Salzburg
(70 Mitarbeiter, 60.000 BesucherInnen pro Jahr). Kratzer, er inszeniert in der kommenden Spielzeit am TLT das
Stück „Codename Brooklyn“,
wird in Salzburg von einer
Co-Direktorin unterstützt.
Hoffentlich gestaltet sich
diese Zusammenarbeit in der
Mozartstadt harmonischer als
aktuell jene an der Spitze des
Tiroler Landestheaters.