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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_08_7_Presse_OCR
- S.11
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Kurier
KURIER
„Rettungsring für Hallenbäder“, Seite 19
7.8.2024
Rettungsring für Hallenbäder
Tirol. Topf mit 75 Millionen Euro soll Schließwelle stoppen und Neubauten ermöglichen
VON CHRISTIAN WILLIM
69 Schwimmbäder haben in Tirol
zwischen 2011 und 2022 dichtgemacht. Allein 2023 waren es drei
weitere. Wollte in den 1970er-
Jahren jeder Tourismusort, der
etwas auf sich gehalten hat, so
eine Einrichtung im Angebot haben, sind sie heute ein finanzieller Klotz am Bein der Standortgemeinden. Mit der Energiekrise
vor zwei Jahren war so richtig
„Jedes Kind soll
schwimmen lernen in
Tirol. Wir brauchen eine
Grundversorgung von
ganzjährigen Bädern“
Anton Mattle
Landeshauptmann
Feuer am Dach, und in Tirol kamen weitere Bäder wegen der gestiegenen Kosten an die Kippe.
Gleichzeitig fehlt es zunehmend an ausreichend Wasserflächen, damit Kinder Schwimmen
lernen können. Am späten Dienstagnachmittag haben OVP-Landeshauptmann Anton Mattle und
SPO-Sportlandesrat Georg Dornauer nun endlich eine Bäderstudie — eine Bestands- und Bedarfsanalyse — präsentiert, die seit Monaten überfällig war. Zuvor wurden Vertreter von Standortgemeinden und der Wirtschaftskammer
bei einem „Bädergipfel“ über die
Ergebnisse informiert.
Die Erwartungshaltung der betroffenen Bürgermeister war im
Vorfeld klar: „Wir brauchen finanzielle Unterstützung“, sagt Thomas
Suitner. Er ist Gemeindechef der
nahe Innsbruck gelegenen Olympia-Gemeinde Axams, die eines
dieser vom Aus bedrohten
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Sc
betreibt. „Wenn
das Land uns nicht hilft, machen
wir das Hallenbad im Winter nicht
mehr auf“, lautet seine klare Ansage. Für ihn steht fest: „Eine Standortgemeinde alleine kann so ein
Bad nicht mehr finanzieren.“
Das ist der schwarz-roten Langierung offenkundig bewusst. Als übergeordnetes Ziel
gab Mattle bei einer Pressekonferenz im Landhaus aus: „Jedes
Kind in Tirol soll schwimmen lernen.“ Dazu brauche es „eine
Grundversorgung von ganzjährigen Badeeinrichtungen.“
Als finanzieller Rettungsring
für kriselnde Hallenbäder und
zum Bau erforderlicher neuer
wird ein „Bäderfonds“ eingerichtet. Bis einschließlich 2029 will
das Land diesen mit jährlich 10
Millionen Euro speisen, der Gemeindeverband und der Tourismus sollen je 2,5 Millionen Euro
beisteuern. Macht in Summe 75
Millionen Euro in fünf Jahren,
„Weiße Flecken“
Wenn Wohnbevölkerung und vor
allem Schulkinder für den
Schwimmunterricht in einer Fahrzeit von etwa 20 Minuten Zugang
zu Wasserflächen haben sollen,
dann ist die Versorgung in Tirol
schon jetzt unzureichend, wie
Martin Mayerhofer, Autor der Bäderstudie, aufzeigt. Er ortet noch
„weiße Flecken“ im Tiroler Oberland rund um die Bezirkshauptstadt Imst sowie im Unterland
rund um Wörgl, wo die Gemeinde
erst vor zwei Jahren ein Hallenbad dichtgemacht hat, aber offen
für einen Neubau wäre.
„Wir wissen, wir haben da
und dort noch Bedarf an zusätzlichen Schwimmbädern“, stellt der
Landeshauptmann klar. Das
Schwimmbad Axams steht als
Beitrag zur Versorgung des Großraums Innsbruck ebenfalls oben
A
Versorgungslage
69
Schwimmbäder
wurden in Tirol zwischen 2011
und 2022 geschlossen, drei
weitere kamen 2023 dazu
Hallenbäder
und vier Thermen gibt es in
Tirol derzeit noch. Um die
Versorgung für die Bevölkerung zu gewährleisten, ist je
ein neues Regionalbad im
Tiroler Ober- und Unterland
nötig sowie der Neubau des
Schwimmbads Axams bei
Innsbruck, so eine Studie
auf der Prioritätenliste. Das hat,
wie so viele Bäder in Tirol fünf
Jahrzehnte am Buckel. 1974 im
Vorfeld der Olympischen Winterspiele eröffnet, bei denen der Ort
Austragungsort war, hilft hier nur
noch ein Neubau. Bürgermeister
Suitner rechnet mit Investitionskosten von 30 Millionen Euro.
„Das schaffen wir nicht“, sagt er.
Für Gemeinden seien schon die
jährlichen Abgänge von bis zu
500.000 Euro für den laufenden
Betrieb zu stemmen.
„75 Millionen Euro sind viel
Geld“, sagt der Landeshauptmann
zu der Frage, ob der Bäderfonds
ausreichend dotiert ist. Das Geld
vom Land - frisches, wie versichert
wird — soll in Investitionen für die
Infrastruktur fließen. Die Gelder
von Gemeindeverband und Tourismus wiederum seien Unterstützung für den laufenden Betrieb.
Sie werden für aktiv genutzte Wasserflächen bereitgestellt.
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MADELEINE MUBER/LICHTERPULS FOTOGRAFMIE
„Eine Standortgemeinde
alleine kann so ein Bad
nicht mehr finanzieren.
Wir brauchen
Unterstützung“
Thomas Suitner
Bürgermeister Axams
Die Förderrichtlinien soll nun
ein eigener Beirat unter Führung
von Sportlandesrat Dornauer erarbeiten. Er und Mattle betonen
unisono: „Es wird kein Bad geschlossen.“ Zumindest nicht „spontan“, wie es heißt. Bei einigen kleineren Bädern in der Peripherie
müsse bei künftig anstehenden
großen Investitionen aber sehr
wohl genau hingeschaut werden,
sagt Mattle sinngemäß.
100.000 Eintritte pro Jahr
Was den Neubau der erforderlichen „Regionalbäder“ betrifft,
sieht Dornauer in Wörgl und
Axams konkretes Interesse von
Standortgemeinden. Im Oberland
aber hat noch keine Gemeinde aufgezeigt. Als Zielgröße für derartige
Bäder nennt Studienautor Mayerhofer mindestens 100.000 Eintritte pro Jahr. Fraglich ist noch, wie
die Bäder-Finanzierung nach 2029
weiter gewährleistet wird.