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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_08_21_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Am Landestheater ist niemand unersetzbar“, (Kommentar) Seite 2
Kommentar
Am Landestheater ist
niemand unersetzbar
Von Markus Schramek
am Tiroler Landestheater ungestört
vor sich hin. Langzeitintendant Johannes Reitmeier sorgte für angenehmes
Betriebsklima und für ziemlich gut besuchte Aufführungen. Die Politik in Stadt
und Land hatte nicht viel mehr zu tun,
als die Zuschuss-Millionen zu überweisen und sich gelegentlich applaudierend
in einer Loge blicken zu lassen.
Ein Jahr nach Reitmeiers freiwilligem Rückzug ist die Stimmung im
Theater ins Negative gekippt. Es tobt
ein offener Machtkampf zwischen der
neuen Intendantin Irene Girkinger und
dem kaufmännischen Direktor Markus
Lutz. Diese Konfrontation hat zu einem
tiefen Riss in der Belegschaft von Tirols
größtem Kulturbetrieb geführt, zu einer
regelrechten Lagerbildung. Beide Streit-
parteien wissen UnterstützerInnen
hinter sich. Nach außen ergibt
] ahrelang plätscherte das Geschehen
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auf Seite 12
markus.schramek@tt.com
das ein katastrophales Bild. Das Ansehen
des Theaters leidet.
Die zuständige Politik, in Person von
LH Anton Mattle und dem Innsbrucker
Bürgermeister Johannes Anzengruber,
hat mit dem Musentempel auf einmal
alle Hände voll zu tun. Doch die beiden
scheinen damit überfordert. Als ruchbar wurde, dass unter Girkinger die
Besucherzahlen zurückgingen und 1200
Abos gekündigt wurden, verstiegen sich
die Politiker dazu, sich ins Programm
einzumischen. Das sollten Mattle und
Anzengruber bleiben lassen. Die Freiheit
der Kunst ist mit gutem Grund durch die
Bundesverfassung geschützt.
Von Mattle und Anzengruber ist
hingegen sehr wohl zu erwarten, dass
sie Girkinger und Lutz zur Räson rufen.
Beide haben professionell zusammenzuarbeiten. Ist das nicht mehr möglich, so
sind personelle Konsequenzen unausweichlich. Niemand ist unersetzbar. Ein
Theater, das von der öffentlichen Hand
finanziert wird, darf nicht zur Spielwiese
für persönliche Befindlichkeiten werden.
Das Tiroler Landestheater ist in eine
tiefe Führungskrise geschlittert. Je früher
dieses verzichtbare, höchst unwürdige
Schauspiel endet, desto besser.
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