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Tiroler Tageszeitung

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„Heftiger Führungsstreit am Landestheater“, Seite 12

Bemühtes Lächeln. Im Juni, als dieses Foto entstand, versuchten LH Anton Mattle (I.) und Bürgermeister Johannes Anzengruber (r.), die Wogen am
Landestheater zu glätten. Nun eskaliert der Streit zwischen Intendantin Irene Girkinger und dem kaufmännischen Direktor Markus Lutz (Bildmitte).

Heftiger Führungsstreit
am Landestheater

Nach dem massiven Verlust von Publikum eskaliert der Konflikt
zwischen Intendantin Girkinger und dem kaufmännischen Direktor Lutz.

Von Markus Schramek

Innsbruck - Unter dem Dach
des Tiroler Landestheaters
(TLT) brodelt es. Sinnbildlich
und ausgerechnet in der Führungsetage. Zwischen Intendantin Irene Girkinger und
Markus Lutz, dem kaufmännischen Direktor, tobt seit
Monaten ein offener Konflikt.

Auslöser war der Negativtrend, den das Theater zuletzt verzeichnete. Im ersten
Jahr der Intendanz Girkingers ging die Besucherzahl
von 172.000 auf 150.000 zurück. Besonders schmerzlich
waren 1200 gekündigte Abos,
das entspricht 20 Prozent aller Dauerkarten.

‚ Das Tiroler Landestheater ist im
Gesamten gefordert. Die
Führung ist stets eine

Teamleistung.“

LH Anton Mattle (Eigentümervertreter des Landestheaters)

Lutz, der seit 2015 im Haus
ist, äußerte sich angesichts
dieser Entwicklung im TT-
Interview Anfang Juli ungewöhnlich kritisch in Richtung
Girkinger. Er sprach von „einem großen Vertrauensverlust“ bei den AbonnentIn-

nen. „Das macht mir schon
Sorgen, das muss ich ehrlich
sagen“, so Lutz damals. Und
der Direktor weiter: „Viele
können mit dem Programm
nicht mehr mitgehen.“

Briefe an die Politik

Ruhe kehrte nach diesen unzweideutigen Aussagen am
Rennweg nicht ein. Und Lutz
legte nach - an höchster politischer Stelle. Er übermittelte LH Anton Mattle und dem
Innsbrucker BM Johannes
Anzengruber, sie finanzieren
das TLT über die Budgets von
Land und Stadt mit 32 Mio.
Euro jährlich, eine Stellungnahme. Lutz erhebt schriftlich schwere Vorwürfe an die
Adresse Girkingers. Er stellt
die Kompetenz der Theater-

Ein Bild mit Symbolcharakter. Markus Lutz und Irene Girkinger wirken bei
einem Pressetermin im März 2024 merklich distanziert.

Fotos: Thomas Böhm

intendantin in Frage. Girkinger wehrte sich und übermittelte eine Gegendarstellung.

Somit liegt die heiße Kartoffel wieder bei der Politik.
Schon im Juni mussten sich
Mattle und Anzengruber öffentlich zum Landestheater
erklären. Damals stellten sie
sich hinter Girkinger, verlangten von ihr jedoch eine
Kurskorrektur. Es sei „notwendig, Gassenhauer sowie
Gewohntes und Vertrautes zu
inszenieren“, meinte Mattle.
Anzengruber ging deutlich
weiter: Er verlangte, „dass
sich das Theater am Publikum orientieren muss“.

Mattle verlangt Aussprache

LH Mattle hat sich mit BM
Anzengruber in der neu auf-

Seite 4 von 8

geflammten Causa „eng abgestimmt“. Der LH bittet die
beiden Streitparteien zur Aussprache. Er sieht das Landestheater nach einer schwierigen Saison „im Gesamten
gefordert“. Die Führung des
Hauses sei eine Teamleistung.
Er traue es Girkinger und Lutz
zu, das Theater auf die Erfolgsspur zu führen, so Mattle.
Dieses Sich-Zutrauen müsse
aber auch zwischen Girkinger
und Lutz bestehen. Mit anderen Worten: Es sei zu klären,
ob die beiden überhaupt noch
miteinander können.

Verbrannte Erde

Markus Lutz und Irene Girkinger wurden von der TT um
eine Stellungnahme gebeten.
Vergeblich. „Zwischen den
beiden liegt nur noch verbrannte Erde“, formuliert es
ein Insider. Vielleicht erledigt
die Zeit den Konflikt: Lutz’
Vertrag endet mit September
2025. Große Lust, weiterzumachen, signalisierte er zuletzt nicht. Der Deutsche ist
die einzige „überlebende“
Führungskraft aus der Ära
von Ex-Theaterchef Johannes
Reitmeier. Auch darin mag
eine Wurzel des Konflikts liegen. Denn alle anderen Spitzenposten hat Girkinger beim
Amtsantritt mit Personen ihres Vertrauens neu besetzt.