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Jahr: 2024

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Tiroler Tageszeitung

der MS Ilse-Brüll-G;

A |

, hier mit Lehrerin Monika Pendl, arbeiteten mit Künstler Alois Schild intensiv
an der „Auffrischung“ des Denkmals für den 1994 brutal getöteten

„Ein Denkmal, das ‚unbequem‘ bleibt“, Seite 22

g Foro: Domanig.

Ein Denkmal, das
„unbequem“ bleibt

Mahnmal für den vor 30 Jahren getöteten Wolfgang
Tschernutter wurde renoviert und kontextualisiert.

Innsbruck — Jahrzehntelang
stand das „Mahnmal gegen
den industriellen Umgang mit
Minderheiten“, eine 800 Kilogramm schwere Stahlskulptur des Kramsacher Künstlers
Alois Schild, weitgehend unbeachtet an der Franz-Gschnitzer-Promenade in Innsbruck.
Von der roten Originalfarbe
war nur noch ein fleckiges
Rostbraun übrig, das Denkmal
setzte Moos an —- und den wenigsten Passanten dürfte der
Hintergrund des Kunstwerks
bewusst gewesen sein.

Schild hatte es 1994 auf Anregung des Vereins Dowas
geschaffen, damit eine erschreckende Gewalttat nicht
in Vergessenheit geraten sollte: In der Nacht vom 25. auf
den 26. Februar 1994 wurde
der 37-jährige Wohnungslose
Wolfgang Tschernutter von
zwei - später zu Haftstrafen
verurteilten - Jugendlichen
mit einem Kantholz so brutal
geprügelt, dass er Tage später
seinen Verletzungen erlag.
Zumindest einer der jungen
Täter hatte Bezug zur rechtsextremen Szene.

Das Denkmal, das auch
ganz allgemein Entmenschlichung und Gewalt gegen an

den Rand gedrängte Gruppen
thematisiert, wurde zunächst
bei der Annasäule aufgestellt,
musste dort aber weichen. Seit
Ende 1994 steht es eben an der
Innpromenade in Uninähe —
und soll nun wieder stärker
wahrgenommen werden.
Nachdem Schild bei einem
Gedenkakt im Februar angedeutet hatte, dass das Mahnmal nach 30 Jahren eine Auffrischung benötige, kontaktierte
ihn Lehrerin Monika Pendl

‚ Durch die Renovierungsaktion mit
den SchülerInnen wurde
eine Brücke in die Gegenwart geschlagen.“

Alois Schild
(Bildhauer)

von der Mittelschule Ilse-
Brüll-Gasse, wo es einen kreativen Schwerpunkt gibt. Bei
einer Projektwoche Ende Juni
machten sich sieben SchülerInnen der vierten Klassen
gemeinsam mit Schild daran,
das Denkmal abzuschleifen
und neu zu lackieren. Zugleich habe man sich intensiv
mit der Geschichte hinter dem

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Denkmal beschäftigt, erzählt
Schülerin Emma Kragten.
Tschernutter sei getötet worden, „einfach nur, weil er obdachlos war“, ergänzt Schüler
Gabriel Höfle, die Gesellschaft
dürfe bei solchen Problemen

„nicht einfach wegschauen“.

Appell an die Stadtpolitik

Für Schild sind Themen wie
Wohnungsnot, Obdachlosigkeit und leistbares Wohnen
heute mindestens so brisant
wie vor 30 Jahren — durch die
Arbeit mit den SchülerInnen
werde nun eine Brücke in die
Gegenwart geschlagen.

Das „im besten Sinne unbequeme Denkmal“ (Kunsthistoriker Robert Gander) wird
vor Ort nun auch mit einer Info-Stele kontextualisiert.

Peter Grüner vom Dowas
Innsbruck und Matthias Breit
vom G ind Absam, die gestern zur Enthüllung des Denkmals luden, regten gegenüber der Stadtpolitik
an, die Promenade doch nach
Tschernutter zu benennen —-
und im Zwei-Jahres-Rhythmus eine Veranstaltungsreihe
rund um die Themen Wohnungslosigkeit und soziale
Ausgrenzung zu starten. (md)