Pressespiegel seit 2021

Jahr: 2024

/ Ausgabe: 2024_07_4_Presse_OCR

- S.4

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2024_07_4_Presse_OCR
Ausgaben dieses Jahres – 2024
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung

„Verlust an Publikum und an Vertrauen“, Seite 14

Verlust an Publikum und an Vertrauen

Geschäftsführer Markus Lutz zeigt sich besorgt über den Schwund an AbonnentInnen am Tiroler
Landestheater. Kritische Stimmen seien ernst zu nehmen. Seine Zukunft im Haus lässt er offen.

Von Markus Schramek

Innsbruck - Am Tiroler Landestheater (TLT) ist Markus
Lutz ein „Überlebender“ aus
der Ära von Ex-Intendant Johannes Reitmeier. Als kaufmännischer Geschäftsführer
wacht der 45-jährige Schwabe Lutz seit 2015 über das
Budget des Kulturtempels. So
auch unter der neuen Intendantin Irene Girkinger. Deren
erstes Jahr rief kürzlich die
Eigentümer und Erhalter des
Theaters, LH Anton Mattle
und Bürgermeister Johannes
Anzengruber, auf den Plan.
Beider politischer Auftrag an
Girkinger: Bitte wieder mehr
Publikum ins Haus bringen!

Markus Lutz spricht von
„einer wirtschaftlich durchwachsenen Bilanz“. In Zahlen
ausgedrückt: „Wir kommen
heuer auf rund 150.000 BesucherInnen, im Vorjahr waren
es 172.000, vor der Pandemie
bis zu 185.000.“

Beim Schauspiel konnte das Theater zulegen, die
Sparten Musiktheater und
Tanz verzeichneten Rückgänge. Die Ablöse von Tanztheaterchef Enrique Gasa Valga
hatte Folgen. Lutz: „Gasa Valga hat sich über viele Jahre
ein eigenes Publikum aufgebaut. Viele sind mit ihm von
uns weggegangen. Es wäre
vermessen zu glauben, dass
man das in einem Jahr wettmachen kann.“

Jedes fünfte Abo verloren

Die Einnahmen an der Theaterkassa sind um etwa

‚ Durch das starke
Minus an Abos und
die kürzere Saison 24/25
können wir zufrieden
sein, wenn wir die Besucherzahlen halten.“

Markus Lutz (Geschäftsführer
des Tiroler Landestheaters)

500.000 Euro gesunken. Lutz
kann das durch Einsparungen im Haus ausgleichen.
„Die größte Problematik“ ist
für ihn aber der Schwund bei
den Theater-Abos: „Unter
Reitmeier waren es zuletzt
rund 6000 Abos, jetzt sind es
rund 4800, ein Rückgang von
ca. 20 Prozent. Das macht mir
schon Sorgen, das muss ich
ehrlich sagen. Bei den AbonnentInnen gibt es einen großen Vertrauensverlust. Viele
können mit dem Programm
nicht mehr mitgehen.“

Für Lutz ist das ein Alarmsignal: „Die kritischen Stimmen müssen wir ernst nehmen. Wir sind ein Theater für
das ganze Land. Nur 50 Prozent des Publikums kommen
aus Innsbruck.“ Das TLT habe dem Rechnung zu tragen:
„Natürlich muss ein Theater

Ka
Im Tiroler Landestheater ist bald Sommerpause. Die Unruhe wird sich so schnell aber nicht legen.

auch gesellschaftskritische
Themen aufgreifen. Aber es
gibt auch viele BesucherInnen, die einfach nur einmal
einen schönen Abend im
Theater verbringen wollen.“

Viel weniger Vorstellungen

„Wir hatten heuer im Vergleich zu früher 30 bis 40
Abende weniger im Großen
Haus, bei einer Auslastung
von 84 Prozent“, berichtet
Lutz. Auch das führte zu weniger Einnahmen. Ein Grund

für den Rückgang an Spieltagen waren spartenübergreifende Produktionen, die Intendantin Girkinger forcierte.
Da standen beispielsweise
TänzerInnen, SchauspielerInnen und SängerInnen
gemeinsam auf der Bühne.
Auch dem zeitgenössischen
Musiktheater gab Girkinger
im Großen Haus mehr Raum.
„Dafür wurde sie auch geholt“, betont Lutz.

Wie von Mattle und Anzengruber gewünscht, wird

Seite 4 von 15

Foto: Böhm

in der Saison 2024/25 im
Großen Haus öfter gespielt.
Der Spielraum ist aber beschränkt: Das Programm ist
längst fixiert, und nächsten
Sommer werden wieder technische Arbeiten auf der Bühne durchgeführt. Die Saison
im Großen Haus endet deshalb zwei Wochen früher.
Dass die Besucherbilanz
nächstes Jahr verbessert werden könnte, schließt Lutz aus:
„Durch das starke Minus an
Abos und die kürzere Saison

2024/25 können wir zufrieden sein, wenn wir im kommenden Jahr die Besucherzahlen von heuer halten.“

Passt die Chemie?

Lutz’ Verhältnis zu Chef-
Kollegin Girkinger soll verbesserungswürdig sein, wird
im TLT kolportiert. Darauf
angesprochen, verweist Lutz
darauf, dass im Landestheater ein komplett neues künstlerisches Team an der Arbeit
sei: „Einige stehen erstmals
in der ersten Reihe oder kommen von kleineren Häusern.
Girkinger selbst hatte bei den
Vereinigten Bühnen Bozen
etwa 25 fixe MitarbeiterInnen, am TLT sind es 450.“
Und Lutz wörtlich weiter: „Eine neue Intendanz
hat am Anfang immer viel
vor und startet ambitioniert.
Das führt dazu, dass ein Geschäftsführer wie ich als Bewahrer auftreten muss. Das
kann zu Reibungen führen.
Diese ergeben sich in einem
Theaterbetrieb naturgemäß
aufgrund unserer unterschiedlichen Rollen.“
Kryptisch ist Lutz’ Antwort
auf die Frage nach seiner Zukunft. Sein Vertrag endet im
September 2025. Macht er
weiter? Lutz: „Es geht darum,
eine gemeinsame Sprache
und Basis der Zusammenarbeit zu finden. Davon mache
ich es abhängig, ob ich weitermache. Das lasse ich offen.“ Vor einem Jahr klang er
im TT-Interview ganz anders:
„Ich würde gerne weitermachen“, sagte Lutz damals.