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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_06_11_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„Mit Konzept gegen den Rassismus vorgehen“, (Nachtrag vom 9. Juni
2024) Seite 10+11
Mit Konzept gegen den Rassismus vorgehen
Awareness-Konzepte sollen in
Tirol im Veranstaltungsgesetz
verankert werden. Das soll gegen
Rassismus und Sexismus rüsten.
Von Anita Heubacher
Innsbruck — Nicht erst
seit Sylt wird in Diskotheken oder auf Veranstaltungen zum Song
„L’amour toujours“ von
Gigi D’Agostino die Parole
„Ausländer raus“ gesungen. In sozialen Netzwerken kursieren ähnliche
Videos schon länger. In
Innsbruck wurde Anfang Februar ein Fall bekannt. Eine Gruppe hatte
in einem Innenstadtlokal menschenverachtende Parolen gerufen. Das
Personal an der Bar blieb
offenbar untätig, der Türsteher ebenso. Der Vor-
Fow: Ra Falk
‚ Es gab schon
vor Sylt ein
bedenkliches Revival
des Songs von Gigi
D’Agostino. Auch in
Innsbruck.“
Zeliha Arslan
(Frauensprecherin Grüne)
fall wurde knapp vor der
Gemeinderatswahl auch
politisch ein Thema, Neben der Geschäftsführung
des Lokals sah die „Alternative Liste Innsbruck“
auch die Stadtregierung
gefordert.
Auf Landesebene sieht
das die Frauensprecherin
der Grünen im Landtag,
Zeliha Arslan, ähnlich. Sie
hat mehrere Anträge zum
Thema Rassismus, aber
auch Sexismus eingebracht. Es brauche Awareness-Konzepte, meint
Arslan. Und die müssten im Tiroler Veranstaltungsgesetz verankert
werden. „Das Personal
ist überfordert und weiß
gar nicht, wie es reagieren soll.“ Das liest Arslan
auch aus den Interviews
der Bar-MitarbeiterInnen
in Sylt, aber auch in Kärnten heraus, Auch dort hatte es ausländerfeindliche
Parolen und Gesänge zu
D’Agostinos Hit gegeben.
„Ist Luisa hier?“
In der Club Commission
in Innsbruck hält Frederik
Lordick die Idee für gut,
ein Awareness-Konzept
gesetzlich zu verankern.
„In Irland ist die Konzession für ein Lokal an ein
Awareness-Konzept geknüpft.“ Die Club Commission Innsbruck ist die
Interessenvertretung der
Nacht- und Kulturwirt-
Die Club Commission
soll mit den zuständigen
Fachabteil im Ti-
schaft. Neben R
sind die MitarbeiterInnen
und auch die BesucherInnen öfter mit Sexismus
oder sexualisierter Gewalt
konfrontiert. Schon länger läuft das Projekt „Ist
Luisa hier?“, Mit dieser
Frage können sich in erster Linie Frauen an MitarbeiterInnen in einer Bar
wenden, wenn sie sich
bedroht oder belästigt
fühlen.
Die MitarbeiterInnen
sind geschult. Ein Konzept, das hilft, gegen Sexismus anzukommen.
„Allein wenn man gewisse
Werte vertritt, das Personal schult, dann ist schon
viel getan“, sagt Lordick.
B
roler Gemeindeverband,
der Stadt Innsbruck und
anderen wichtigen Stakeholdern eine Arbeitsgruppe gründen. So sieht
es ein Abänderungsantrag der ÖVP und SPÖ auf
den Antrag von Arslan, also von den Grünen, vor.
Lange Rede, kurzer Sinn
des parlamentarischen
Vorgehens: Die Landesregierung wird eine Arbeitsgruppe einrichten, um
„Awareness-Konzepte“
zu erstellen und „Awareness-Teams“ aufzubauen.
Lordick bringt gleich
einmal ein paar Fragen
aufs Tapet. Geklärt werden müsse, ab wann, also
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Foto: Cub Commision/Giner
‚ Die Idee ist
gut. In Irland
ist die Konzession
für ein Lokal an ein
Awareness-Konzept
geknüpft.“
Frederik Lordick
(Club Commission)
ab wie vielen BesucherInnen, es ein solches Konzept braucht. Wie viele
in sozialen
Awareness-Beauftragte
sind pro 100 BesucherInnen nötig? Und wer soll
die bezahlen?
Der Fall Lindemann
Zeliha Arslan kennt die
politischen Debatten dazu. „Es können eben nicht
die Security-Mitarbeiter
sein. Die achten auf etwas anderes.“ Den ersten Antrag hat die Grüne
nach den Vorfällen rund
um Till Lindemann, den
Sänger der Band Rammstein, im Landtag eingebracht. Damals ging es
darum, wie sicher öffentliche Konzerte und Partys für Frauen und Mädchen sind. Es brauche
Präventionsmaßnahmen,
die gegen Übergriffe und
Vergewaltigung schützen
helfen.
Arslan zitiert eine etwas
ältere Festival-Studie aus
dem Jahr 2018 aus Großbritannien. Darin geben
43 Prozent der Konzertund FestivalbesucherInnen an, belästigt worden
zu sein. Nur zehn Prozent
der Betroffenen haben
sich laut Studie an das
Personal des Veranstalters oder an die Polizei
gewandt.
Lordick erinnert an einen anderen Fall in Innsbruck, als Türsteher ausländerfeindliche Sprüche
losließen und Besuchern
den Eintritt verwehrten.
„Ein Awareness-Konzept
zwingt zum Nachdenken.“ Auf allen Seiten.
abgefeiert.
Foto: AFP
Awareness
Achtsamkeit: Ein Awareness-
Konzept soll gegen jede Form
von Gewalt, Diskriminierung
und Grenzverletzungen
schützen. Grenzen überschreitendes Verhalten, wie
rassistische oder sexistische
Übergriffe, wird nicht toleriert.
Das Konzept sieht Schritte
dagegen vor.
Luisa ist hier in Tirol! Luisa
ist keine Person, sondern
ein Codewort. Mit der Frage
„Ist Luisa hier?“ können sich
Frauen an Mitarbeiterinnen in
Lokalen wenden. Die wissen
Bescheid und helfen.
Club Commission vertritt die
Nacht- und Kulturwirtschaft.