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Jahr: 2024

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Tiroler Tageszeitung

„Ob jung, ob alt: Alle tanzen gegen das Kultursterben“, Seite 4+5

Ob jung, ob alt: Alle tanzen
gegen das Kultursterben

Die bedrohte Kulturszene bewegt die Menschen
in Innsbruck. Rund 1000 Menschen kamen, um
stimmungsvoll darauf aufmerksam zu machen.

Von Susann Frank

Innsbruck — Seifenblasen
schweben durch die Luft,
Menschen tanzen durch
die Straßen - oder auf den
Gehsteigen: Als die Demo
„Tag der Kulturarbeit“
mit zehn rollenden und
dröhnenden DJ-Bühnen
sich gestern um 12.43
Uhr an der Annasäule in
Bewegung setzt, bewegen sich sowohl die Demonstrierenden als auch
die Zuschauer - und zwar

jeden Alters — im Takt der
Musik.

Denn unter den zu Beginn rund 1000 Demonstrierenden befindet sich
keinesfalls nur junges
Partyvolk, das sich mit
seiner Teilnahme gegen das Kultursterben in
Innsbruck starkmacht,
sondern auch ältere Betroffene sowie Familien
mit Kindern. „Ich habe
meine Söhne Bruno und
Hanno mitgenommen
und ihnen erzählt, dass

Ein ausgemustertes Feuerwehrauto führte die gestrige Demo an.

wir uns dafür einsetzen,
dass es mehr Kinderveranstaltungen gibt“, sagte
die 33-jährige Luise Marten. In Innsbruck laufe
immer das Gleiche und
Karten für die Kinderveranstaltungen des Landestheaters seien nur schwer
zu ergattern.

Das sportliche Freizeitangebot in der Landeshauptstadt, welches ihre
Familie gerne nutze, sei
toll, dass kulturelle aber
mau. Das gelte auch für

Foto: Springer

Seite 4 von 18

Erwachsene. „Es hat so
vieles zugemacht, ich
weiß gar nicht mehr, wo
ich hingehen soll.“

Die 24-jährige Jasmin
Krebber tanzt zur elektronischen Musik, die
aus dem mit Boxen beladenen Pritschenwagen schallt, und hebt ein
Plakat mit der Aufschrift
„Kultur ist Freiheit“ in
die Höhe. „Mehr konsumfreie Räume“ steht
auf der Tafel ihrer Freundin Vanda Hardos (22).
„Das hier ist eine richtig
gute und super wichtige
Aktion“, schwärmt Krebber von der ersten Tanzdemo, angelehnt an den
„Zug der Liebe“ in Berlin
und die „Krachparade“ in
München. „Es muss konsumfreie Räume geben,
in denen man sich wertgeschätzt und wohl fühlt.
Und wir setzen uns dafür
ein, dass es eine kulturfähige Stadt in der Zukunft
gibt.“

Gleich neben Jasmin
und Vanda raven vier
Frauen in auffälligen Outfits. Mit Glitzerkappe und
-oberteil in Regenbogenfarben sticht Inge Leyding
hervor, Die 52-Jährige ist
vollen Herzens dabei,
weil für sie „Musik das
Wichtigste ist, was Men-

E E S
O PE

Vanda Hardos (22), Anna
schen verbindet, und die
Kultur Humor und Spaß
ins Leben bringt“.

Ihrer ebenfalls 52-jährigen Freundin Vanessa
Krotthammer tut die Jugend in Innsbruck und
Umgebung schon leid,
wenn es um die Klub- und
Kulturszene geht. „Als wir
jung waren, war Innsbruck so toll.“ Und jetzt?
Sie nennt das Sonnendeck als Beispiel, für das
sich die Jugend voll eingesetzt hat und das jetzt