Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_03_23_Presse_OCR
- S.11
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Ich bekomme ein Burnout, wenn mir fad ist“, Seite 22
„Ich bekomme ein Burnout,
wenn mir fad ist“
Julia Seidl spricht über Leistungsfeindlichkeit, einen wilden Ritt und
warum sie im Alter von 42 Jahren schon zwölf Mal umgezogen ist.
Von Denise Daum
Innsbruck — Pink? Damit
musste sich Julia Seidl erst
anfreunden. „Nicht so meine
Farbe.” Sehr wohl das Ihre
sind aber die Werte und
Überzeugungen der Pinken.
Deshalb hat sie nicht lange
überlegt, als die Anfrage von
NEOS-Gründer Matthias
Strolz kam. Trotz der Parteifarbe.
Dabei hat sie während ihres Studiums immer gesagt,
dass sie nicht in die Politik
gehen werde. Studiert hat
die 42-Jährige Politikwissenschaften. „Der Opa hat im-
mer gesagt, das ist eine brotlose Kunst. Ich glaube, er hat
Recht.” Vor den NEOS war
Seidl beim Liberalen Forum
engagiert, 2009 hat sie mit
Gleichgesinnten die JULIS
(Junge Liberale) gegründet.
Auch bei den Grünen hatte
Seidl einen Gastauftritt („Wir
haben nicht dieselben Wer-
te”).
Die Unternehmerin — Seidi
betreibt seit 2009 eine Werbe-
agentur — zog 2018 für die
NEOS in den Innsbrucker
Gemeinderat ein, 2021 wechselte sie in den Nationalrat.
Ihr Mandat legte sie Anfang
des Jahres zurück. Sie will
sich voll und ganz der Stadtpolitik widmen. Bei der Wahl
am 14. April tritt Seidl als Bürgermeisterkandidatin an.
Blitzblau Ist ihre Liebiingsfarbe,
Nach Wien zu gehen, war
für Seidl „ein wilder Ritt”. Im
September 2021 nahm sie das
Nationalratsmandat an, zwei
Monate später kam ihr Sohn
zur Welt. Der Familienwohnsitz blieb in Innsbruck, den
Großteil der Kinderbetreuung übernahm ihre Lebensgefährtin . „Sie war in dieser
Zeit praktisch alleinerzie-
—
SN
politisch ist sie bei den Pinken daheim:
Julta Sekd! (42) tritt als Bürgermeisterkandidatin in Innsbruck an. — raz rı
hend. Es war durchaus eine
Belastung für die Beziehung.”
Abgesehen davon sei ihr in
ihrer Wien-Zeit klar geworden, dass sie nicht dafür gemacht ist, nur Politikerin zu
sein. „Ich will am Ende der
Woche sehen, was ich getan
habe. In der Politik geht mir
das alles zu langsam.* Ruhe
geben, nichts tun — das ist
nicht das Ihre. „Ich bekomme
ein Burnout, wenn mir fad
ist.” Dementsprechend wenig Verständnis hat Seidl
für Leistungsfeindlichkeit.
„Etwas zu erreichen, etwas
zu leisten, darf nicht negativ betrachtet werden.” Der
Staat dürfe Menschen nicht
von sich abhängig machen,
sondern müsse allen ermöglichen, selbstständig zu sein.
Das Zauberwort für Seid! lautet „Eigenverantwortung”.
Diesen
Ansatz
verfolgt
sie auch
in der Erziehung.
„Mein Job
als Mutter
ist es, meinen Sohn
zur Selbstständigkeit
zu erziehen.“
SeidI
war früh
selbstständig und hat alle möglichen
Jobs angenommen - bis hin
zur Arbeit in einer Schokoladenfabrik. Aufgewachsen in
Kranebitten mit drei Schwestern, wohnt Seidl aktuell mit
Frau und Kind in Arzl in einer
Mietwohnung. „Ich bin nicht
so der Typ fürs Eigentum. Ich
denke, es gibt für jeden Lebensabschnitt die passende
Wohnung.“ Seid! ist zwälf (!)
Mal umgezogen. Allerheiligen, Pradl, Wilten, Garconniere, WG — „ich war in jeder
Wohnung superglücklich”.
Vielleicht steht bald der
13. Umzug an. In Arzl wird
es eng. Ihr Sohn beginnt, die
Welt zu entdecken ...
Seite 11 von 20